Szaraniewicz (Szaranewycz, Šaranevyč), Izydor (Isydor, Sydor) (1829–1901), Lehrer, Historiker und Archäologe

Szaraniewicz (Szaranewycz, Šaranevyč) Izydor (Isydor, Sydor), Lehrer, Historiker und Archäologe. Geb. Cerkowna, Galizien (Cerkovna, UA), 16. 2. 1829; gest. Lemberg, Galizien (L’viv, UA), 3. 12. 1901; griech.-kath. Sohn des griech.-kath. Pfarrers Iwan S. (1803–1876). – Nach eigenen Angaben in Kozara (Kozari) geboren und getauft. Er absolv. das Gymn. in Brzeżany (Berežany) und stud. ab 1845 Phil. an der Univ. Lemberg, ab 1847/48 Theol. an der Univ. Wien, 1851–54 Theol. und 1852–55 Geschichte wieder in Lemberg; 1855 Lehrbefähigung für Realschullehrer aus Geschichte und Geographie, 1864 Dr. phil. 1855–56 unterrichtete S. Geschichte und Geographie am Gymn. in Przemyśl, 1856–71 am Akadem. Gymn. in Lemberg. 1871 Habil. an der dortigen Univ., lehrte er bis 1873 österr. Geschichte und war bis 1876 Dir. des Hist. Seminars. 1873 o. Prof., hatte er bis 1899 den Lehrstuhl für österr. Geschichte inne; 1881/82 und 1897/98 Dekan der phil. Fak. S. gehörte 1873–99 der Prüfungskomm. für Gymn.- und 1875–99 jener für Realschullehrer an. Daneben wirkte er als Priv.Doz. für Archäol. sowie Handelsgeschichte an der TH in Lemberg. Insbes. interessierte er sich für Archäol. in Galizien und machte sich um die Erforschung und Erhaltung von Kunst- und hist. Denkmalen in zahlreichen Städten, u. a. in Brody, Zvenyhorod und Berežany, verdient (1877 Konservator). Darüber hinaus zählte S. zu den Begründern des Nationalmus. in Lemberg; seine private Smlg. wurde Grundlage des von ihm 1899 gegr. archäolog. Kabinetts an der Univ. 1857 o. Mitgl., ab 1863 Vorstandsmitgl. des Stauropegion Inst., einer bedeutenden Kultur- und Bildungseinrichtung in Lemberg, leitete er 1889–1901 auch dessen archäolog. Mus. S.’ wiss. Werke, die sich mit der Geschichte von Galizien-Wolhynien und der Rus, mit der kath. Kirche, mit hist. Geographie und Landeskde. sowie mittelalterl. Geschichte befassen, erschienen in dt., ukrain. und poln. Sprache. Erwähnenswert sind u. a. seine Habil.schrift „Kritische Blicke in die Geschichte der Karpathenvölker im Alterthume und im Mittelalter“ (1871) und „Die Hypatios-Chronik als Quellen-Beitrag zur oesterreichischen Geschichte“ (1872). In seinem Bestreben gegen die Latinisierung der ukrain. griech.-kath. Kirche übergab er 1885 als Leiter einer ukrain. Delegation in Wien K. →Franz Joseph I. ein diesbezügl. Memorandum. 1891 war er der einzige weltl. Teilnehmer an der Synode der griech.-kath. Kirche in Lemberg. Mitgl. im Stadtrat von Lemberg, gehörte S. auch zu den Mitbegründern der Bank Dnister. S. war u. a. 1868–81 Mitgl. der pädagog. Ges. (Towarzystwo Pedagogiczne) in Lemberg, ab 1868 der sozialpädagog. Organisation Prosvita (ab 1871 Ehrenmitgl.), ab 1872 der PAU, ab 1876 der Archäolog. Ges. (1882–99 im Vorstand), ab 1886 der Hist. Ges., ab 1881 Korrespondent für Galizien bei der Zentralkomm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale in Wien, 1898–1900 Vizepräs. der Kultur- und Bildungsorganisation Matyca Hałycko-Ruska. 1889 wurde er mit dem päpstl. Orden Pro Ecclesia et Pontifice ausgez. Er erhielt den Goldenen Ehrenring mit dem Wappen der phil. Fak. der Univ. Lemberg, 1884 Dr. h. c. der Univ. Kiew.

Weitere W.: s. Finkel–Starzyński; PSB; Śródka.
L.: Finkel–Starzyński (m. W.); PSB (m. W. u. L.); Wurzbach; Biogramy uczonych polskich 1/3, ed. A. Śródki – P. Szczawińskiego, 1985; S. Nicieja, Cmentarz Łyczakowski we Lwowie w latach 1786–1986, 1989, S. 26; Slownik historyków polskich, 1994; M. Czajka u. a., Leks. historii Polski, 1995; A. Śródka, Uczeni polscy XIX–XX stulecia 4, 1995 (m. W.); Th. Brückler – U. Nimeth, Personenlex. zur österr. Denkmalpflege, 2001; UA, Wien.
(M. Nadraga)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 118
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