Tafatscher, Franz (1869–1935), Pädagoge, Germanist und Schriftsteller

Tafatscher Franz, Pädagoge, Germanist und Schriftsteller. Geb. Telfs (Tirol), 4. 10. 1869; gest. Innsbruck (Tirol), 18. 11. 1935. Sohn des Gerichtsvorstehers Gregor T. (geb. Laas, Tirol / Lasa, I, 24. 2. 1819; gest. Innsbruck, 30. 5. 1900) und von Therese T., geb. Schlechter (gest. Innsbruck, 12. 4. 1889); ab 1901 verheiratet mit Anna T., geb. Giresch (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 14. 6. 1877; gest. Innsbruck, 1. 1. 1964). – Nach Besuch des Staatsgymn. (heute Akadem. Gymn.) in Innsbruck stud. T. ab 1890 an der dortigen Univ. Germanistik, Geographie und Geschichte; 1898 Lehramtsprüfung für Geschichte und Geographie. Ab 1895 wirkte er als Supplent an der Innsbrucker Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, am Staatsgymn. und 1899 an der dt. Staatsrealschule in Karolinenthal (Praha-Karlín). 1899–1900 besuchte T. Vorlesungen über Kunstgeschichte an der dt. Univ. in Prag, ehe er 1900 als def. Lehrer an die Landesoberrealschule in Iglau (Jihlava) versetzt wurde. 1903 erhielt er den Titel Prof., trat eine Stelle an der höheren Staatsgewerbeschule in Reichenberg (Liberec) an und unterrichtete dort bis Ende August 1907. Danach wurde T. zum Dir. der neu gegr. Staatsrealschule in Kufstein ernannt, die zunächst prov. in einer Villa untergebracht war. T. war stark in die Bemühungen um das neu zu errichtende Schulgebäude eingebunden. Um die aktuellen Entwicklungen auf den Gebieten der Schulhygiene und einrichtungen kennenzulernen, unternahm er Stud.reisen im gesamten dt.sprachigen Raum. 1910 konnte das Gebäude bezogen werden. 1909 hatte T. auch die pädagog. Leitung des auf seine Anregung hin eröffneten Städt. Realschülerpensionats übernommen. Polit. engagiert, gehörte T. 1908–13 und 1919–21 als Mitgl. der dt.freiheitl. Partei dem Kufsteiner Gmd.rat an, gleichzeitig war er Mitgl. des Stadtschulrats und Obmann des Ausschusses für die Musikschule und den Kindergarten, der 1870 als erste Kindergarteneinrichtung Tirols gegr. worden war. 1918–19 war T. Abg. der prov. Tiroler Landesversmlg. und wirkte u. a. bei der Neuabfassung des Schulaufsichtsgesetzes mit. 1924 veranlasste er die Gründung der Zweigstelle Kufstein des Volksbildungsver. Urania, in dem er sich für ein qualitativ hochstehendes Bildungsprogramm einsetzte. 1926 i. R., übersiedelte er nach Innsbruck und war 1926/27–31 Red.mitgl. der „Innsbrucker Nachrichten“. T. interessierte sich schon früh für kulturelle Belange. In seiner Gymn.zeit gehörte er dem schöngeistigen Kreis um →Anton Renk an, zählte zu den wichtigsten Mitgl. des Akadem. Ver. für tirol.-vorarlberg. Heimatkde. sowie des Pan, einer Linzer Ges. für Literatur und Kunst, bei deren Gründung Renk ebenfalls eine tragende Rolle gespielt hatte. T. pflegte persönl. Beziehungen zu bekannten Tiroler Dichtern und Schriftstellern wie →Franz Kranewitter, →Hugo Greinz, →Adolf Pichler v. Rautenkar und Martin Greif. Über viele Jahre betätigte er sich als Theater-, Literatur- und Kunstkritiker und schrieb Aufsätze über das Tiroler Brauchtum. Anfang der 1890er-Jahre publ. T. Ged., die von →Josef Pembaur d. Ä. („Hymne an die Sonne“ für sechsstimmigen Männerchor; „Sehnsucht“ Lied mit Klavierbegleitung) und von →Josef Pembaur d. J. („Stiller Weiher“, gemischter Chor) vertont wurden. Das Melodram „Palazzo Vendramin“ widmete T. dem Gedenken an Richard Wagner zu dessen 50. Todestag. 1935 entstanden „Oswald Milser“ und das Sonett „Castell Brughier“. 1920 Reg.Rat, 1925 HR.

Weitere W. (s. auch Kufsteiner Buch 3): Das Passionsspiel in Vorder-Thiersee, in: Der Alpenfreund, 1. 6. 1895; M. Greif. Biograph. Skizze (in 3 Tle.), in: Die Lyra. Wr. allg. Z. für die literar. und musikal. Welt, 1., 15. 10., 15. 11. 1895; Die Heldenorgel ..., 1932; J. Pembaur, 1932; Ged. in Empor. Moderne MS 1, 1897, H. 2; Ged. und Erz. in Tiroler Tagbl., Innsbrucker Nachrichten, Jung-Ktn. und Tiroler Grenzbote.
L.: Innsbrucker Nachrichten, 30. 11. 1899, 23. 9. 1926; Die Woche, Tirol-Nr., 31. 5. 1919 (m. B.); Tiroler Grenzbote, 19. 11. 1935; Tiroler Tagesztg., 16. 12. 1975, 18. 11. 1985; F. Prenn, in: XIX. Jahresber. des Bundes-Realgymn. in Kufstein … 1925–26, 1926, S. 3ff.; P. Weitlaner, in: Kufsteiner Buch 1, 1957, S. 117f., 3, 1957, S. 70ff. (m. W. u. L.); C. Schwaighofer, Literar. Gruppen in Tirol. Ver., Z., Almanache 1814–1914, phil. Diss. Innsbruck, 1983, S. 283f., 297, 472; G. Spat, in: Telfs. Porträt einer Marktgmd. … 2, 1988, S. 1051f.; Brenner-Archiv, UA, beide Innsbruck, Tirol; Státní okresní archiv Jihlava, UA, Praha, beide CZ.
(H. Neuner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 185f.
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