Tarnowski, Stanisław (Stanislaus) Gf. (1837–1917), Politiker, Literaturhistoriker und Publizist

Tarnowski Stanisław (Stanislaus) Gf., Politiker, Literaturhistoriker und Publizist. Geb. Dzików, Galizien (Tarnobrzeg-Dzików, PL), 7. 11. 1837; gest. Krakau, Galizien (Kraków, PL), 31. 12. 1917. Einer bekannten aristokrat. Familie entstammend; Enkel von →Jan Felix Amor Gf. T., Bruder von Jan Dzierżysław Gf. T. (s. u. Jan Felix Amor Gf. T.). – T. absolv. das St. Anna-Gymn. in Krakau. Ab 1850 stud. er Phil. und Rechtswiss. an den Univ. Krakau und Wien; 1868 Dr. iur. In dieser Zeit fand er Anschluss an den Emigrantenzirkel um das „Hotel Lambert“ in Paris. 1863 beteiligte sich T. in Krakau an der Organisation des Jänneraufstands und wirkte als Mithrsg. der Z. „Naprzód“. Im selben Jahr wurde er verhaftet und verbrachte zwei Jahre in Gefängnissen in Lemberg (L’viv) und Olmütz (Olomouc). Nach seiner Amnestierung vollzog T. wie viele seiner konservativen Zeitgenossen einen Gesinnungswandel hin zu einer Politik des Pragmatismus und Loyalismus. Ab 1867 war T. Mitgl. des galiz. LT und bis 1868 durch Entsendung auch des RR. Im Sejm war er zunächst Vertreter der Großgrundbesitzerkurie, ab 1901 dank seiner Stellung als Präs. der k. Akad. der Wiss. in Krakau Mitgl. ex officio (Virilist). Von 1885 bis zu seinem Tod war er außerdem Mitgl. des HH. 1866 gehörte er zu den Mitbegründern der MS „Przegląd Polski“, welche zum Hausbl. des Krakauer Konservatismus wurde und 1868–69 unter Mitwirkung T.s die namensgebende „Mappe des Stańczyk“ („Stanczyken“) veröff. 1868 begann seine Mitarb. bei der konservativen Tagesztg. „Czas“, zwei Jahre später wurde er deren Eigentümer. 1871 zum ao. Prof. für poln. Literaturgeschichte an der Univ. Krakau ernannt, wurde T. 1879 o. Prof. und fungierte 1882/83 als Dekan sowie 1886/87 und 1899/1900 als Rektor. Ab 1873 war T. Mitgl. der k. Akad. der Wiss. in Krakau, ab 1883 deren Gen.sekr. (und Nachfolger →Józef Szujskis) und ab 1891 deren Präs. Als Literaturwiss. beschäftigte sich T. v. a. mit dem 16. Jh. und der poln. Romantik. Als Politiker verfolgte er einen reformkonservativen Ansatz, der sich etwa im Verhältnis zu den Ruthenen von den erzkonservativen ostgaliz. „Podolaken“ abhob.

W.: Z doświadczeń i rozmyślań, 1891; Z. Krasiński, 2 Bde., 1893; Studia polityczne, 2 Bde., 1895; Rozprawy i sprawozdania, 4 Bde., 1895–98; Historia literatury polskiej, 6 Bde., 1900–07.
L.: Wurzbach; F. Hoesick, S. T. Rys życia i prac, 2 Bde., 1906; O. Knauer, Das österr. Parlament von 1848–1966, 1969, s. Reg.; H. Markiewicz, in: Literatura polska. Przewodnik enc. 2, 1985, s. Reg.; St. Grodziski, Sejm Krajowy galicyjski 1861–1914, 1993; J. Buszko, Polacy w parlamencie wiedeńskim 1848–1918, 1996, s. Reg.; S. T. (1837–1917). Materiały z Posiedzenia Naukowego PAU w dniu 14. XI. 1997 r., bearb. R. Majkowska, 1999; Dawni pisarze polscy od początków piśmiennictwa do Młodej Polski 4, bearb. R. Loth, 2003, s. Reg.
(H. Binder)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 204f.
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