Tarnowski, Władysław Gf.; Ps. Ernest Buława (1836–1878), Pianist, Komponist und Schriftsteller

Tarnowski Władysław Gf., Ps. Ernest Buława, Pianist, Komponist und Schriftsteller. Geb. Gut Wróblewice, Galizien (Voroblevyči, UA), 4. 6. 1836; gest. bei San Francisco, USA (auf dem Dampfschiff „Pacific“ während der Reise von Japan nach Amerika), 19. 4. 1878. T. stud. Klavier und Komposition in Lemberg (L’viv), Krakau, Paris (bei Daniel-François-Esprit Auber), Leipzig (bei →Ignaz Moscheles und Ernst Friedrich Richter) sowie in Rom bei →Franz v. Liszt, der sein pianist. Talent schätzte. Um 1860 trat er in Breslau auf, 1863/64 nahm er am poln. Jänneraufstand teil. Ab etwa 1872 konzertierte T. in Wien, Venedig, Florenz, 1873 in Paris (Salle Herz) sowie in Griechenland, Ägypten, Palästina und Syrien. 1875 dirigierte er in Breslau seine Ouverture zum Drama „Joanna Grey“, das er selbst verf. hatte. Sein Streichquartett wurde ebenfalls dort aufgef. T. verehrte die Musik Chopins, den er wahrscheinl. als Kind in Paris kennengelernt hatte, und bearb. dessen Etüde op. 25 Nr. 7 für Cello und Klavier (1874). Trotz der großen Erfolge als Pianist und Komponist sind seine Werke heute in Vergessenheit geraten. Sein Interesse an den Kulturen des Orients – er besuchte Indien, China und Japan – kommt in seiner zweiaktigen Oper „Achmed oder Pilger der Liebe“ zum Ausdruck. Das von ihm auf Dt. verf. Libretto basiert auf einer Legende aus Washington Irvings „Tales of the Alhambra“. Die Atmosphäre der Szenen, in denen sowohl realist. als auch mytholog. Gestalten sowie Vögel vorkommen, wird mit der Phantastik des Orients und der Symbolik des Vogelgesangs ausgeschmückt. Es handelt sich bei dem um 1875 entstandenen Werk nicht um eine Nummernoper, doch gibt es geschlossene Formen (Arie, Arioso und Rezitativ des Achmed, Duette, arab. Lieder und Ballette) sowie ein Präludium am Anfang der Oper, zwei Finale im ersten Akt, ein Intermezzo im zweiten Akt. Mit ihrer „orientalisierenden“ Aussage und der Aura eines oriental. Märchens schuf T. ein für die Oper dieser Zeit ungewöhnl. Werk. Er war auch als Übers. tätig und übertrug Franz Brendels „Grundzüge der Geschichte der Musik“ ins Poln. („Zarysy historii muzyki“, 1866). Mehrere seiner Klavierstücke und Lieder erschienen bei Wr. Musikverlegern.

Weitere W.: Fantasie quasi una sonata; Souvenir d’un ange (Romanze für Violine und Klavier), ca. 1876; Klavierwerke (Mazurken); Vokalwerke, darunter Marsz ułański (in vielen Versionen, die populärste mit dem Incipit „Jak to na wojence ładnie“, 1863, vor 1908), Cypryssen, Neig o schöne Knospe, Kennst Du die Rosen, Du Buch mit sieben Siegeln, Ob du nun ruhst, alle um 1870; Still klingt das Glöcklein durch Felder, um 1875; etc. – Publ.: Poezje studenta, 4 Bde., 1864–65; Krople czary, 1865; Piołuny, 1869; Wrażenia z podróży, ed. J. I. Kraszewski, in: Tygodnik Polityczny, Naukowy, Literacki i Artystyczny, 1870–71; Izaak, 1871; Nowe poezje, 1872; Kochankowie ojczyzny, 1872; Karlińscy, 1874.
L.: Kłosy, 14. (26.) 7. 1877 (m. B.); Tygodnik Illustrowany, 6. 7. 1878 (m. B.); Grove, 1980, 2001; F. Stieger, Opernlex. 2/3, 1978; M. Bristiger, in: Opera polska w XVIII i XIX wieku, ed. M. Jabłoński u. a., 2000, S. 105ff.
(I. Poniatowska)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 205
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