Taussig, Otto (1879–1925), Kabarettautor

Taussig Otto, Kabarettautor. Geb. Herrenhausen, Preußen (Hannover, D), 30. 7. 1879; gest. Wien, 4. 7. 1925. Sohn des Fabriksdir. Eduard T. und seiner Frau Johanna T., geb. Adler; 1908 Heirat mit Pauline Koller, geb. Fleischmann, einem Ensemblemitgl. der „Budapester Orpheumgesellschaft“; in 2. Ehe mit Konstanze (Constantine) T., geb. Cartellieri, verheiratet. – T. arbeitete als Kaufmann, bis er über Vermittlung des Schauspielers →Heinrich Eisenbach die Bekanntschaft Adolf Glingers machte, der bei der „Budapester Orpheumgesellschaft“, einer bekannten wiener.-jüd. Jargonbühne, als Autor und Schauspieler wirkte. Auf Anregung Eisenbachs verf. Glinger und T. 1903 die einaktige Komödie „Pollak aus Gaya“, deren Erfolg bei den „Budapestern“ T. dazu veranlasste, ausschließl. als Kabarettautor zu wirken. Glinger und T. schrieben i. d. F. gem. zahlreiche einaktige „Jargonpossen“, deren Akteurinnen und Akteure meistens in akkulturiert-jüd. Milieus angesiedelt waren. Während manche Kritiker den Autoren vorwarfen, durch ihren Umgang mit Stereotypen des Jüd. dem Antisemitismus Vorschub zu leisten, lobten andere, wie Anton Kuh und Alfred Polgar, ihren Humor und ihre Fähigkeit, gesellschaftl. Verhältnisse treffend zu karikieren. 1914 trennte sich Eisenbach von der „Budapester Orpheumgesellschaft“ und gründete ein eigenes Ensemble, dem sich der Großteil der „Budapester“ anschloss; als Dir. fungierten Eisenbach, Glinger und T. Das Ensemble spielte ab 1915 fix im „Max & Moritz“ (Wien 1). Nach Eisenbachs Tod 1923 leiteten T. und Glinger das Unternehmen. 1924 zwang das Auslaufen des Mietvertrags zu einer Übersiedlung; unter dem neuen Namen Theater der Komiker spielte die Gruppe von Herbst 1924 bis Anfang 1925 in der Rolandbühne (Wien 2). Neben Armin Berg, der auch als dritter Dir. fungierte, war Hans Moser Starkomiker der Programme. Nach Ende der Saison an der Rolandbühne im Februar 1925 kam an mehreren Wr. Theatern eines der wenigen dreiaktigen Stücke von Glinger und T., „Der Hundekönig“, zur Auff. Im Sommer dieses Jahres begleitete T. das Ensemble auf Tournee in die Tschechoslowakei; dort erkrankte er und starb wenig später in Wien. Neben den einaktigen Possen, für die Glinger und T. hauptsächl. bekannt waren und die auch im Ausland aufgef. wurden, schrieb T. Couplets und Szenen, etwa für Armin Berg. 1921 verf. er das Libretto für die Robert-Stolz-Operette „Das Vorstadtmädel“ (gem. mit Glinger und Otto Hein).

Weitere W. (gem. m. A. Glinger): Eine Juxheirat im Hause Goldberg, 1905; Das intime Cabaret, 1907; Five o’clock tea bei Löwy, 1912; Der zuckersüße Oppenheim, 1914; Der Maharadja von Gepore. Eine ind. Burleske, 1922; Die Stadt ohne Moral, 1923; Sein Gretchen oder Faust III. Teil, 1924.
L.: NFP, Wr. Morgenztg., 7. 7. 1925; A. (Kuh), in: Die Bühne 1, 1924, H. 3, S. 24; O. Taussig, ebd. 2, 1925, H. 16, S. 13; G. Wacks, Die Budapester Orpheumges. Ein Varieté in Wien 1889–1919, 2002, s. Reg.; S. Usaty, „Ich glaub’ ich bin nicht ganz normal“. Das Leben von A. Berg, 2009, s. Reg. (m. B.); WStLA, Wien.
(S. Usaty)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 219f.
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