Teirich, Ferdinand (1822–1899), Techniker

Teirich Ferdinand, Techniker. Geb. Hředl, Bez. Rakonitz, Böhmen (Hředle, CZ), 11. 12. 1822; gest. Wien, 22. 1. 1899. Vermutl. Sohn des Kürschnermeisters Anton T. und seiner Frau Monika T. – T. stud. 1847–49 am ständ.-polytechn. Inst. in Prag und besuchte auch Vorlesungen an der Univ. Seine Berufslaufbahn begann er als Ass. an der Prager Sternwarte unter →Karl Kreil. 1850 trat er unter →Carl August v. Steinheil als techn. Beamter in den Dienst der Österr. Staats-Telegraphen-Anstalt. Der Wr. Zentrale zugeteilt, hatte er Gelegenheit, sich unter →Friedrich Schnirch und →Wilhelm Julius Gintl im Leitungsbau und in den übrigen Zweigen des Telegraphenwesens prakt. fortzubilden. Während der Besetzung des Fürstentums Moldau durch die österr. Armee 1854 war er mit der Errichtung von Telegraphenstationen in wichtigen Städten und Garnisonen, mit dem Leitungsbau, der Organisation des Telegraphendienstes und der fachl. Ausbildung einheim. Beamter betraut. Nach seiner Rückkehr nach Wien 1855 wurde er Vorstand des Telegraphendienstes bei der Staats-Eisenbahn-Ges., wo er i. d. F. vom Ing. zum Insp. aufstieg. Hier initiierte er auf der Strecke Wien–Raab–(Komárom)Uj-Szőny die erste mit Morseapparaten ausgeführte Eisenbahn-Telegraphenanlage der Monarchie (1856), womit er den Grundstein zur allmähl. Verbreitung dieses Systems und der späteren Vereinheitlichung der Telegrapheneinrichtungen der Eisenbahnen in Österr.-Ungarn legte. In den 1860er-Jahren trat er für die ausschließl. Verwendung elektr. Läutewerke für die sog. durchlaufenden Liniensignale und für die Auflassung der opt. Streckentelegraphen ein. Ab 1870 begann er auf den großen Bahnhöfen der Staatsbahn die mechan. Distanzsignale durch elektr. zu ersetzen. Ein von ihm 1870 vorgeschlagenes Depeschierungssystem ermöglichte Wagenmeldungen und -dirigierungen auf rein telegraph. Weg und wurde rasch bei anderen Bahnen nachgeahmt. 1872 verließ T. den Eisenbahndienst und wechselte als Verw.R. in das Exekutivkomitee der Allg. Telegraphenbau-Ges., später war er selbst als Fabrikant elektr. Telegraphen und Signalmittel tätig. Er errichtete 1875 eine Telegraphenbauanstalt in Wien und assoziierte sich i. d. F. mit →Johann Leopolder (Fa. Teirich & Leopolder). 1895 zog er sich von den Geschäften zurück, blieb aber bis zu seinem Tod Teilhaber der Fa. Teirich & Cie. in Bukarest, die nach der Liquidierung der Wr. Filiale entstanden war. Auf der Londoner Weltausst. 1862 wurde T. mit einer goldenen Medaille ausgez.

W.: Neues Einschaltungs-System der Telegraphen-Stationen, in: Z. des oesterr. Ing.-Ver. 12, 1860; etc.
L.: Geschichte der Eisenbahnen 3, 1898, S. 63, 103 (m. B.); Otto; Památník Pražských Techniků 1847–51. Gedenkbuch der Prager Techniker, 1892, S. 213; Z. für Elektrotechnik 17, 1899, S. 109, 143; E. Pichler, Elektr. Schreiben in die Ferne, 2007, s. Reg. (m. B.); J. Mikeš – M. Efmertová, Elektřina na dlani, 2008, S. 61; Národní archiv (konskripce) Praha, CZ.
(E. Offenthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 230f.
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