Teleki von Szék, László d. J. Gf. (1811–1861), Politiker und Schriftsteller

Teleki von Szék László Gf. d. J., Politiker und Schriftsteller. Geb. Pest (Budapest, H), 11. 2. 1811; gest. ebd., 7. (8.) 5. 1861 (Selbstmord); evang. Sohn von →László Gf. T. v. S. d. Ä., Halbbruder von →József Gf. T. v. S. d. J. – Nach privatem Unterricht absolv. T. 1828–30 Jus am ref. Kollegium von Sárospatak. Darauf folgte ein kurzes Praktikum bei der Statthalterei in Ofen (Buda), dann in Wien bei der Ung. Hofkanzlei. Stud.reisen führten ihn 1833–36 nach Dtld., in die Niederlande, nach England und Frankreich. Nach seiner Rückkehr wandte sich T. der Politik zu und wurde eines der aktivsten Mitgl. der liberalen Reformopposition in Siebenbürgen und Ungarn. Sein literar. Erstlingswerk war das Drama „Kegyenc“, 1841. In den 1840er-Jahren war T. eine der führenden und gleichzeitig radikalsten Figuren der hochadeligen Opposition. 1844 wurde er zum Vizepräs. des Schutzver., 1845 zum Präs. des Pester Kreises gewählt, der ersten Organisation der liberalen Opposition. 1847 wurde er Präs. des Oppositionskreises (Ellenzéki Kör). Auf dem letzten ständ. LT verlangte T. an der Seite von →Ludwig Gf. Batthyány die sofortige Inkraftsetzung des Reformprogramms. Während der Revolution schuf er aus dem Oppositionskreis den „Radicalkreis“ und wurde in Abony als Abg. in den LT gewählt. Im Repräsentantenhaus galt er als geistiger Anführer einer Opposition, die die Batthyány-Regierung von links kritisierte und entschiedenes Auftreten gegenüber Wien forderte. Obwohl T. als ung. Gesandter in Paris für sein Land keine diplomat. Anerkennung erreichen konnte, blieb er dennoch dort, um die ung. Interessen in Westeuropa weiterhin entscheidend zu vertreten. T. verstand es, die ausländ. Medien geschickt für die Zwecke der ung. Revolution einzusetzen. Nach Besprechungen mit den Anführern der poln. und rumän. Emigration entwarf er den Plan für ein föderatives Ungarn als Zentrum einer neuen Donau-Konföderation, worin die Nationalitätenkonflikte gelöst werden sollten. Nach der Niederlage der Revolution hielt sich T. ab 1851 größtenteils in der Schweiz auf. Während des Krieges in Italien gründete er Anfang Mai 1859 gem. mit →Lajos Kossuth v. Udvard u. Kossuth und →Georg Klapka die Emigrantenregierung „Ungarisches Nationaldirektorium“. Im November 1860 reiste er – aus privaten Gründen – illegal nach Dresden. Dabei wurde er von der sächs. Polizei verhaftet und an Österr. ausgeliefert. Nach zehntägiger Haft wurde er unter der Bedingung freigelassen, sich von polit. Tätigkeiten fern zu halten. Doch schon im April 1861 nahm er erneut als Abg. von Abony am parlamentar. Leben teil, wobei er jedes Zugeständnis gegenüber Österr. zurückwies und erklärte, die Zustände von 1848 als Ausgangspunkt für weitere Verhh. betrachten zu wollen. Im Unterschied zur „Adresspartei“ →Franz v. Deáks forderte T., dass dieser Vorschlag dem Kg. per Beschluss – daher „Beschlusspartei“ – überbracht würde. T. wurde Anführer der Letzteren, doch schreckten die Mitgl. vor notwendigen Zugeständnissen gegenüber den nichtmagyar. Nationalitäten zurück und so blieb T. mit seiner vergleichsweise konzilianten Haltung innerhalb der Partei allein. Ab 1836 war er k. M., ab 1844 Ehrenmitgl. der MTA.

W. (s. auch Markó): Kegyencz, 1841; La Hongrie aux peuples civilisés, 1848 (dt. 1849); Die russ. Intervention nebst diplomat. Aktenstücken, 1849.
L.: Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex. (m. B.); M. Irodalmi Lex. I, II (m. B.); Szinnyei; Wurzbach; Z. Horváth, T. L. …, 2 Bde., 1964; G. Szabad, Miért halt meg T. L.?, 1985; L. Csorba, L. T., 1999; Új magyar irodalmi lex. 3, 2000; A. Szabó, in: Az 1848–49. évi első népképviseleti országgyűlés történeti almanachja, ed. B. Pálmány, 2002, S. 896ff.; L. Markó u. a., A MTA tagjai 3, 2003 (m. B. u. W.); Új magyar életrajzi lex. 6, 2007.
(Z. Fónagy)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 135f.
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