Teuber, Josef Edler von (1800–1881), Industrieller und Gutsbesitzer

Teuber Josef Edler von, Industrieller und Gutsbesitzer. Geb. Braunau, Böhmen (Broumov, CZ), 11. 3. 1800; gest. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 1. 8. 1881; mos., später röm.-kath. Vater von →Wilhelm Edlem v. T. und →Moritz Edlem v. T. (s. u. Wilhelm Edler v. T.); verheiratet mit Aloisia v. T., geb. Keller (1790–1875). – T. besuchte die Volksschule in Braunau und ging nach Reichenberg (Liberec), wo er sich in der Spinn- und Wollind. als tüchtiger Geselle bewährte. 1820 übersiedelte er nach Brünn und trat in die Spinnfabrik von Josef Keller, einem weitschichtigen Verwandten, ein. Dort heiratete er Kellers Schwester Aloisia und trat diesem 1826 als Ges. zur Seite. T. bemühte sich, die Spinnerei auf das in Frankreich, Belgien und den Rheinlanden übl. Niveau zu heben. So verschaffte er sich die neuesten Maschinen und warb auch Arbeiter aus diesen Ländern an, um seine mähr. Beschäftigten mit den neuesten Produktionsmethoden vertraut zu machen. Als sich sein Schwager aus der Fa. zurückzog, gründete T. ein eigenes Unternehmen. Er erwarb 1858 die in Konkurs geratene Mödritzer Zuckerfabrik, gegr. 1850, sowie die große Streichgarn-Spinnfabrik in Obrowitz (heute Tl. von Brno). Diese war von →Hubert Soxhlet 1823 errichtet worden und konnte 1854 bereits 25.000 Zentner Wolle verarbeiten. T. baute die Fabriken mit seinen beiden Söhnen Wilhelm und Moritz unter der Firmenbezeichnung Jos. Teuber & Söhne durch Verbesserung der techn. Einrichtungen zu einem bedeutenden Unternehmen aus und belieferte den Handel v. a. mit Streichgarn. 1873 beschäftigte der Betrieb 500–600 Arbeiter, besaß drei Dampfmaschinen und verfügte neben einer Gasanstalt über eine mechan. Werkstätte. Auch die Mödritzer Zuckerfabrik expandierte unter T.s Leitung und erhielt die Rechtsform einer AG; ihr stand T. bis zu seinem Tod als Präs. des Verw.R. vor. 1861 wurde er in die Brünner Gmd.vertretung gewählt und 1864 in die Brünner HK berufen. Von 1867 bis zu seinem Ableben gehörte er als Vertreter der Verfassungstreuen dem mähr. LT in der Kurie der Großgrundbesitzer an, weil er aufgrund des wirtschaftl. Erfolgs bereits 1865 mit seinen Söhnen die ehemalige Herrschaft Krischanau (Křižanov) in Südmähren hatte erwerben können. Das dazugehörige Schloss ließ er im Stil der Neorenaissance umbauen und 1867–80 einen Schlosspark anlegen. T.s Produkte erhielten Ausz. auf den Weltausst. in London (1862), Paris (1867, 1878) und Wien (1873). T. war Marianer des Dt. Ritterordens, wurde 1865 mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez. und 1873 nob.

L.: Tagesbote aus Mähren und Schlesien, 2., 3. (Parte), 4. 8. 1881 (Parte); Mähr. Tagbl., 3. 8. 1881; Großind. Österr. I; Heller 4; Wurzbach (s. u. Karl Oskar T.); Compass, 1881, S. 697; G. Trenkler, Oesterreichs Tuch- und Modewaarenfabrication im Hinblick auf das Jahr 1892, 1891, S. 7; Jb. der österr. Zucker-Ind. 1908, ed. R. Hanel, 1908, S. 857; J. Malíř, Biografický slovník poslanců moravského zemského sněmu v letech 1861–1918, 2012 (m. B.); F. Hantschel, Biographien dt. Industrieller aus Böhmen, o. J.; AVA, Wien.
(J. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 267f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>