Theyer, Theodor d. Ä. (1842–1905), Fabrikant

Theyer Theodor d. Ä., Fabrikant. Geb. Neuwaldegg, NÖ (Wien), 28. 7. 1842; gest. Wien, 27. 8. 1905; röm.-kath. Sohn von →Franz Seraphin T. und von Marie T., geb. Tschida, Bruder von →Leopold T. und Maria T. (1839–1886), die 1858 Eduard Hardtmuth heiratete, Vater von Theodor T. d. J. (s. u.). – T. trat 1858 in das Geschäft seines Vaters ein und übernahm es 1864. Gem. mit Franz Hardtmuth, dem Chef der Bleistiftfabrik L. & C. Hardtmuth, Budweis (České Budějovice), gründete er die Fa. T. & Hardtmuth in Wien zum Vertrieb von Bleistiften und zur Herstellung von geprägtem Briefpapier. Anfangs war die Produktion in einem Nebenraum des Geschäftslokals untergebracht. 1867 wurde in Nußdorf (Wien) eine Werkstätte eröffnet, die 1869 nach Wien-Margareten verlegt wurde. Schon nach wenigen Jahren entstand dort ein größerer Fabrikskomplex. Außerdem wurde 1870 in Krems an der Donau eine Zweigfabrik v. a. zur Herstellung von Kuverts errichtet. Die Herstellung von schmucklosem Briefpapier und Kuverts verschiedener Größe für den tägl. Gebrauch wurde um die Produktion feinster Briefpapiere mit Kuverts in Kassetten mit den von T. nach eigenen Zeichnungen hergestellten Monogrammprägungen erweitert. Allerdings machte der Fa. die starke engl. und französ. Konkurrenz zu schaffen. Als im dt.-französ. Krieg Paris 1870 einige Monate vom europ. Markt abgeschnitten war, nützte T. dies, insbes. auf dem dt. Markt. Um der Konkurrenz gegenüber besser bestehen zu können, gab T. seinen Produkten die engl. Markenbezeichnung „Margaret Mill“ nach dem hist. Boden, auf dem die Fabrik stand, der Margaretner Mühle. Neben der Buchstabengravierung lieferten verschiedene Graphiker für das Briefpapier auch künstler. gestalteten figuralen Schmuck, oft ergänzt mit Sprüchen aller Art. Adel und K.haus gehörten zu den Kunden des Unternehmens; u. a. wurde die Stanze für das Briefpapier der Kn. →Elisabeth dort angefertigt. 1884 wurden eine Filiale in Berlin und 1901 eine in Budapest errichtet. 1894 trennten sich die Ges. und T. wurde alleiniger Chef der Fa. T. & Hardtmuth. Für das Schreibwarengeschäft in Wien ließ T. an derselben Stelle einen Neubau errichten. Privat sammelte er Requisiten von Faschingsfesten und richtete hiefür in seinem nö. Schloss Rossatz ein Mus. ein, das Gschnasoleum. T. war k. Rat., KR und Gremialrat sowie Träger des Franz Joseph-Ordens (1873) und des Ordens der Eisernen Krone III. Kl. (1901). Sein Sohn Theodor T. d. J. (geb. Wien, 16. 2. 1868; gest. ebd., 24. 4. 1925) trat 1887 in das Unternehmen ein und erhielt 1894 die Prokura. Nach T.s Tod übernahm er vorerst erfolgreich die Leitung von T. & Hardtmuth. Deren Fabrikate wurden bei der Internationalen Kunstgewerbeausst. in St. Petersburg 1908 und bei der Weltausst. in Brüssel 1910 ausgez. Nach dem 1. Weltkrieg verlor die Fa. wertvolle Absatzmärkte, die Produktion wurde schrittweise eingeschränkt. KR Theodor T. d. J. war Mitgl. der Permanenzkomm. für Handelswerte des Außenhandelsverkehrs, 1907 k. Rat, Gremialrat der Wr. Kaufmannschaft, Verw.R. des Wr. Kunstgewerbever.; 1913 Ritter der Eisernen Krone III. Kl. und Off. des Ordens Stern von Rumänien. Infolge von Auseinandersetzungen unter den Erben, seiner Witwe Olga und seinen Kindern Walter und Margarethe, entglitt der Familie die Führung des Unternehmens.

W.: Theodor T. d. J.: Die Papier-Confektion, in: Großind. Österr. I; Das Wr. Bürgerhaus T., 1902; Die Ind. der Papier-Ausstattung in Österr., 1908 (m. B. von Theodor T. d. Ä.).
L. (tw. auch zu Theodor T. d. J.): NFP, 28., 29. 8. 1905 (auch A.), 26. 4. 1925; Wurzbach (s. u. Franz T.); Nürnberger Waren- und Papierhandlung „Zur Stadt Nürnberg“ 1763–1913, 1913; Zentralbl. für die Papierind. 43, 1925, S. 206; E. Hardtmuth, Das Geschlecht Hartmuth (Hardtmuth) aus Bayern, 1966, S. 118f., 122f.; R. Granichstaedten-Cerva u. a., Altösterr. Unternehmer, 1969, S. 122; M.-S. Kammerlander, T. & Hardtmuth – Eine hist. Betriebsanalyse, DA Graz, 1997, S. 12, 29ff.; WStLA, Wien.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 295
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