Thümen, Felix Frh. von (1839–1892), Botaniker

Thümen Felix Frh. von, Botaniker. Geb. Dresden, Sachsen (D), 6. 2. 1839; gest. Schönau, Böhmen (Teplice, CZ), 13. 10. 1892; evang. Sohn des Soldaten Albert Ferdinand Frh. v. T. (1802–1841) und von Wilhelmine Friederike Freiin v. L’Estocq; ab 1860 mit Bertha Elisabeth Tuscany verheiratet. – Nach Abschluss des Gymn. 1857 trat T. 1858 in die preuß. Armee ein, musste jedoch infolge eines Unfalls seinen Militärdienst als Premierlt. bereits im Juli 1859 wieder beenden. Er lebte danach bis 1865 auf seinem Gut im damals brandenburg. Gräfendorf (Goszków) und beschäftigte sich mit Fragen der prakt. Landwirtschaft. Nach dem Verkauf des Guts 1865 übersiedelte T. nach Dresden, bald darauf nach Krems an der Donau. Angeregt durch Heinrich Gustav Reichenbach, befasste sich T. schon früh mit Botanik. Seine ersten Aufsätze „Systematische Aufzählung der in der Umgebung der Stadt Jüterbog wildwachsenden phanerogamischen Pflanzen“ (in: Flora 40, 1857) sowie „Monographische Bearbeitung der in der Mark Brandenburg vorkommenden Formen von Hieracium pilosella L. und H. auricula“ (in: Bonplandia 6, 1858) galten noch klass.-florist. Themen, bald jedoch wandte sich T. der Mykol. zu. Hier arbeitete er zunächst auf dem Gebiet der Pilzfloristik und erforschte die Pilzvorkommen in Österr. und Bayern, bearb. aber auch Smlgg. aus Sibirien, Kirgisistan, Ägypten, Südafrika, Australien, Nordamerika und Argentinien. Sein Ruf als ausgez. Mykologe führte 1876 zur Berufung T.s zum Adjunkten an die neu gegr. Sektion für Pflanzenkrankheiten an der chem.-physiolog. Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg, wo er bis zu seinem Tod verblieb. Aufgrund seiner wiss. Tätigkeit hielt er sich i. d. F. abwechselnd in Wien, Teplitz (Teplice), Görz (Gorizia), Berlin und Bayreuth auf und beschäftigte sich intensiv mit der Erforschung phytopatholog. Pilze. Zu seinen Hauptwerken zählen „Die Pilze des Weinstockes“ (1878), „Fungi pomicoli“ (1879, Reprint 2012), „Die Pilze und Pocken auf Wein und Obst“ (1885) und „Die Pilze der Obstgewächse“ (1887). Daneben entstand eine Vielzahl kleinerer Arbeiten zu Rostpilzen und anderen Pflanzenschädlingen. Parallel dazu gab T. eine Reihe von mykolog. Exsikkaten-Serien heraus – exemplar. seien die „Mycotheca universalis“ (2.300 Nr., 1875–84), die „Fungi austriaci exsiccati“ (1.300 Nr., 1871–75) und „Fungorum exoticorum decades 1–5“ (1879–82) genannt – und war Red. der eher populärwiss. land- und forstwirtschaftl. Ztg. „Frickʼs Rundschau“. T. war u. a. ab 1869 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien sowie ab 1881 der dortigen Geograph. Ges.

Weitere W.: s. Publ. des F. v. T., M.A., (1881); Lindau, Hedwigia.
L.: WZ, 22. 10. 1892 (A.); ADB; Stafleu; K. v. Thümen, Geschichte des Geschlechts von T., 1889; Leopoldina 28, 1892, S. 209; Österr. botan. Z. 42, 1892, S. 428; G. Lindau, in: Hedwigia 32, 1893, S. 247ff. (m. W.); ders., in: Berr. der dt. Botan. Ges. 11, 1893, S. (28)ff.; K. W. v. Dalla Torre – L. v. Sarnthein, Die Litteratur der Flora von Tirol, Vbg. und Liechtenstein, 1900, S. 299f.; Botanik und Zool. in Österr. in den Jahren 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; R. Steinbach, Österr. Botaniker des 19. Jh., die nicht an Hochschulen wirkten, phil. Diss. Wien, 1958, S. 158ff.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; J.-P. Frahm – J. Eggers, Lex. dt.sprachiger Bryologen, 2. Aufl. 2001 (m. B.); Mitt. Roland Bärwinkel, Weimar, D.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 314f.
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