Titl, Anton Emil (1809–1882), Dirigent und Komponist

Titl Anton Emil, Dirigent und Komponist. Geb. Burg Pernstein, Mähren (Pernštejn, CZ), 2. 10. 1809; gest. Wien, 21. 1. 1882. T.s musikal. Talent wurde von seinem Vater, der auf der gräfl. Mittrowsky’schen Residenz Burg Pernstein als „Burggraf“ fungierte, frühzeitig erkannt und gefördert. Nach dessen Tod wurde der 14-Jährige vom Burgherrn für den Lehrberuf bestimmt und zur Ausbildung nach Frankstadt (Nový Malín) geschickt, wo er bis zu seinem 17. Lebensjahr blieb. Danach ging er nach Brünn (Brno), wo er das Lehrerseminar besuchen sollte, primär jedoch Musik bei →Gottfried Rieger stud. und auch im Orchester des dortigen Theaters spielte. Zu dieser Zeit entstanden erste größere Werke, darunter die in Brünn und Olmütz (Olomouc) erfolgreiche Oper „Die Burgfrau“, die erste auf einem mähr. Sujet basierende Oper der Musikgeschichte. Unter dem Einfluss Riegers schrieb T. 1832 eine „Missa solemnis“ für die Amtseinführung des Erzbischofs von Olmütz. Nachdem er einige Jahre als Lehrer in Olmütz tätig gewesen war, trat er 1835 als Militärkapellmeister in den Dienst des IR 28 in Prag. 1837 wurde in Prag auch die Ouvertüre zu seiner zweiten Oper „Der Leichenräuber“ bei einem Wohltätigkeitskonzert aufgef. 1840 folgte er →Heinrich Proch als Kapellmeister des Josefstädter Theaters in Wien nach, von 1850 bis zu seiner Pensionierung 1870 hatte er die gleiche Stelle am Hofburgtheater inne. Sein kompositor. Schaffen während seiner Engagements in Wien war sehr umfangreich. Er schrieb an die 300 Werke, darunter v. a. Schauspielmusiken und -ouvertüren sowie Orchestereinlagen, aber auch Lieder, Chöre und Messen. Bes. Erfolg hatte seine Musik zum Singspiel „Der Zauberschleier, oder Maler, Fee und Wirtin“ (1842) mit dem volkstüml. gewordenen Lied „A Wirthsg’schäft zu haben, is wahrlich nicht schlecht“. Das Stück war sowohl für T. als auch für Dir. →Franz Pokorny sehr einträgl., die darin verwendete Wandeldekoration wurde zum Vorbild für Wagners „Parsifal“. T.s Märsche, Quadrillen und Polkas waren zu Lebzeiten des Komponisten populär, wozu auch die Vertonung von Joseph Christian v. Zedlitz’ Ballade „Die nächtliche Heerschau“ beitrug. Tschech. Kolorit spielt ledigl. in den auf tschech. Volksliedern basierenden Kompositionen eine Rolle. 1874 verf. T. eine Harmonielehre, die allerdings unveröff. blieb.

Weitere W. (s. auch Kosch; MGG; Wurzbach; Lex. zur dt. Musikkultur): Oper: Das Wolkenkind, 1845; Singspiele: Wastl, oder die böhm. Amazonen, 1841, Der Todtentanz, 1843; etc.; Bühnenmusik: Goldteufel, oder: Ein Abenteuer in Amerika, 1846, Der Tambour der Garde, 1846; etc.
L.: NFP, 22., 29. 1. 1882; ADB; ČHS; Czeike; Grove, 2001; Grove, Opera; Kosch, Theater-Lex. (m. W.); Ludvová (m. L.); MGG I, II (m. W.); oeml; Renner, Nachlässe; Wurzbach (m. W.); Lex. zur dt. Musikkultur. Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien 2, 2000 (m. W.).
(R. Wiesinger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 358
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