Tommasi (Tomasi), Natale (1853–1923), Architekt, Denkmalpfleger und Restaurator

Tommasi (Tomasi) Natale, Architekt, Denkmalpfleger und Restaurator. Geb. Tavernaro, Tirol (Trento, I), 24. 12. 1853; gest. Trento (I), 14. 3. 1923; röm.-kath. Sohn eines Taglöhners, Vater des an der Münchner ABK ausgebildeten Bildhauers Eugen T. (geb. Triest, Freie Stadt / Trieste, I, 18. 11. 1891; gest. Innsbruck/Tirol, 11. 6. 1966). – T. erhielt wiederholt, auf Vorschlag von →Michael Stolz, Stipendien der Tiroler Landschaft, die ihm ein Stud. in München ermöglichten: 1875–81 besuchte er die Hochbauabt. der kgl. bayer. Polytechn. Schule (ab 1877 TH) und war für zwei Jahre Ass. von Gottfried v. Neureuther. 1879 beteiligte er sich erstmals mit eigenen Entwürfen an der tirol.-vorarlberg. Kunstausst. in Innsbruck, 1881 wurde er dort zum Stadting. ernannt; 1886 in derselben Funktion nach Görz (Gorizia), 1889 nach Triest, 1898 als Obering. erneut nach Innsbruck berufen. Ab 1918 arbeitete er beim Reparto Architettura della Sezione Lavori Pubblici dei Governatorati Militare e Civile della Venezia Tridentina mit, 1920 wurde er dem Commissariato Generale Civile in Trient zugeteilt. Zu seinen bedeutendsten Arbeiten in Innsbruck zählen die nach seinen Plänen errichtete Staatsgewerbeschule (1881, heute Höhere Techn. Bundeslehranstalt), der Erweiterungsbau des ursprüngl. von →Anton Mutschlechner errichteten Tiroler Landesmus. Ferdinandeum (1882–86) – beide Bauten im Stil der Neorenaissance – und das (ehemalige) Post- und Telegraphen-Gebäude (1905–08). Für Görz plante er das Kurhaus (1887), die Art.kaserne mit 15 Gebäuden (1886ff.) und die Lehrerbildungsanstalt. Wichtige Bauten haben sich bis heute in Istrien erhalten: In Pola (Pula) plante er das Gymn. (1888), das Gebäude der Bez.hptm.schaft und das heutige Archäologiemus. (Arheološki muz. Istre) sowie die Kirche Madonna del Mare im neuroman.-neubyzantin. Stil (ab 1891). Weiters setzte er sich für die Konservierung röm. Bauten ein (Amphitheater, Tempel des Augustus, Porta Aurea, Porta Gemina); auch die Euphrasius-Basilika in Parenzo (Poreč) wurde unter seiner Leitung restauriert. Zu seinen wichtigen Langzeitprojekten zählten die Restaurierung des Castello del Buonconsiglio (ab 1896) sowie des Doms von Trient (1903–06). Neben diesen großen öff. Aufträgen plante er viele Villen, beispielsweise in Bozen/Bolzano (z. B. die Villa Lener, die u. a. von Silvius Magnago bewohnt wurde), in Meran/Merano, Arco, am Tobliner See/ Lago di Toblino oder in Innsbruck, und inszenierte Festumzüge. In Anerkennung seiner Leistungen wurde er u. a. Mitgl. der Accad. dei Virtuosi al Pantheon, Prof. h. c. der Accad. di San Luca und k. M. des Österr. archäolog. Inst. sowie 1902 Korrespondent der Central-Comm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale; 1899 Ritter des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: Parrocchiale dell’Assunzione, 1904–07 (Baselga di Pinè); Kirche zu den Hll. Petrus und Andreas, 1910 (Povo); Kirche S. Rocco, 1912–13 (Miola di Pinè); Denkmal für gefallene italien. Soldaten, 1920 (Militärfriedhof, Amras/Innsbruck); Erweiterungsbau des Palazzo di Giustizia, 1922 (Trient); etc. – Publ.: Castello del Buon Consiglio in Trento …, 1905. – Nachlass: Soprintendenza per i beni storico-artistici / Provincia autonoma di Trento, I.
L.: Innsbrucker Nachrichten, 23. 3. 1923; Thieme–Becker; G. Adami, in: Studi Trentini 4, 1923, S. 157; G. Gerola, Artisti trentini all’estero, 1930, S. 30; G. Adami, Cenni sulla vita e le creazioni artistiche dell’architetto prof. N. T., 1958; M. Martignoni, Architetture di Trento. 1900–40, 1990, S. 19; M. Cunaccia – F. Pontalti, in: Un museo nel Castello del Buonconsiglio …, ed. L. Dal Prà, Trento 1995, S. 79ff. (Kat.); M. Cunaccia, in: Il Duomo di Trento tra tutela e restauro 1858–2008, ed. D. Primerano – S. Scarrocchia, Trento 2008, S. 203ff. (Kat., m. B.); M. Dvořák, Schriften zur Denkmalpflege, gesammelt und kommentiert S. Scarrocchia, 2012, S. 112ff., 793f.; TU, München, D.
(E. Hastaba)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 398f.
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