Tomšič, Anton (1842–1871), Journalist und Jurist

Tomšič Anton, Journalist und Jurist. Geb. Dedendol, Krain (Dedni Dol, SLO), 26. 5. 1842; gest. Marburg, Stmk. (Maribor, SLO), 26. 5. 1871; röm.-kath. Sohn des Bauern Anton T. und von Marjeta T., geb. Pajk. – T. besuchte die Gymn. in Laibach, Triest sowie Cilli (Celje) und maturierte 1863 in Rudolfswert (Novo mesto). 1863‒67 stud. er Rechtswiss. in Graz (Abschluss nicht belegt). 1867 wurde T. Konzipient in der Anwaltskanzlei von Ferdinand Dominkuš in Marburg und kam so in Kontakt mit weiteren national gesinnten slowen. Politikern, etwa mit den Abg. zum steir. LT Janez Lipold und Josip Vošnjak, die die Ztg. „Slovenski narod“ mit ins Leben gerufen hatten. 1868 vertraute man ihm deren Red. an, worauf T. noch im selben Jahr seine jurist. Laufbahn aufgab und somit der erste slowen. schreibende hauptberufl. Journalist wurde. 1871 wurde er Miteigentümer der Ztg., die auf Grund der niedrigen Abonnentenzahlen anfangs mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Mit seinen krit. Artikeln erregte er schon bald große Aufmerksamkeit. Als das „Bürgerministerium“ gegen die oppositionelle Presse vorging, ließ sich T. dadurch nicht einschüchtern. Auch gegen ihn wurde wiederholt Anklage erhoben, etwa wegen der Veröff. einiger von →Fran Levstik verf. polem. Artikel im „Slovenski narod“. Auf Grund seines glänzenden Rednertalents und seines jurist. Wissens entging er jedoch meist einer Verurteilung. Unterstützung erfuhr T. durch →Josip Jurčič, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Weiters pflegte er intensive Kontakte zu →Fran Erjavec, →Fran Levec, Levstik, →Johann (Janko) Pajk, →Janko Sernec und Valentin Zarnik. Polit. gehörte T. zu den liberalen „Jungslowenen“, befürwortete eine kompromisslose und strikt slowen.-nationale Politik und unterstützte das Programm Zedinjena Slovenija (Vereintes Slowenien), mit dem ein eigenes Kronland Slowenien innerhalb Österr. angestrebt wurde. Wie andere „Jungslowenen“ auch, nahm er im Hinblick auf die Kirche durchaus konservative Positionen ein und verteidigte deren Forderungen. T. wurde selbst von seinen Gegnern geachtet, die ihm wohl nicht zuletzt wegen seines langen Barts und seiner Frisur den Beinamen „Windischer Heiland“ gaben.

L.: Slovenski narod, 27. 5. (Parte), 3. 6. 1871, 1. 4. 1893 (m. B.); Osebnosti (m. B.); SBL; Wurzbach; J. Dolar, in: Kronika slovenskih mest 3, 1936, S. 38ff. (m. B.); F. Vatovec ‒ B. Teplý, Ob stoletnici ustanovitve „Slovenskega Naroda“ 1868‒1968, 1968, S. 10f.; Enc. Slovenije 13, 1999 (m. B.); UA, Graz, Stmk.
(R. Lampreht)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 402f.
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