Tormay, Károly; bis 1845 Krenmüller (1804–1871), Mediziner

Tormay Károly, bis 1845 Krenmüller, Mediziner. Geb. Waitzen (Vác, H), 29. 6. 1804; gest. Pest (Budapest, H), 19. 8. 1871; röm.-kath. Stammte aus einer dt.sprachigen Familie, Vater von Béla T. de Nádudvar (s. u.). – Nach Besuch des Gymn. in Wien und Pest stud. T. ab 1822 Med. an der Univ. Pest; 1829 Dr. med., vertiefte er zunächst seine Ausbildung in Dtld., Holland, Frankreich, Italien, der Schweiz und in Belgien. Zurück in Pest, erhielt er 1830 eine Ass.stelle an der med. Fak., 1831–48 fungierte er als Primararzt des Kom. Tolna, wo er eine bedeutende Rolle bei der Gründung des Krankenhauses in Szekszárd spielte. Während der ung. Revolution war T. ab Anfang Mai 1848 Aufsichtsrat bzw. Referent für das zivile San.wesen in der Abt. für Gesundheitswesen des Min. für Landwirtschaft, Ind. und Handel. Ab Herbst desselben Jahres war er für die med. Versorgung der ung. Armee (Korps Fel-Duna) zuständig und wirkte als Med.rat und Stabsarzt in der 8. Abt. für med. Angelegenheiten des Min. für Landesverteidigung. Anfang Februar 1849 sollte er mit der Leitung des zivilen Landessan.wesens betraut werden, lehnte dies jedoch ab. Ende Mai wurde er zum Rat in der Abt. für Gesundheitswesen des Innenmin. ernannt, trat aber bald wieder von dieser Funktion zurück. 1850 wurde er Primararzt in Gran (Esztergom) sowie Med.rat der Statthalterei von Ofen/Buda (1850–60), 1862–67 fungierte er als Primararzt des Kom. Pest, 1867 wurde er Dir. des Rochusspitals in Pest. T. nahm eine bedeutende Rolle in der Organisation und Reformation der med. Versorgung in Pest ein. Er erhöhte die Anzahl der Ärzte, steigerte die Bettenkapazität in den Spitälern und setzte sich für den Bau von neuen Krankenhäusern ein. Zusammen mit techn. Experten verfertigte er Pläne zum Ausbau des Kanalisationssystems der Hauptstadt und zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung. T. verf. eine Reihe von geburtshilfl., hygien. und demograph. Arbeiten, die v. a. in dt. Sprache erschienen und ins Ung. übers. wurden. Hervorzuheben ist seine „Medicinische Topographie der Stadt Pest“, 1854. Die Stadt Gödöllő gründete 2000 die T.-K.-Stiftung zur Verbesserung der Lebensqualität sowie zur Finanzierung moderner med. Gerätschaften. T.s Sohn, der Tierarzt und Landwirt Béla T. de Nádudvar, bis 1845 Krenmüller, Ps. Kabainé, Nádudvari uram (geb. Szekszárd/H, 10. 10. 1839; gest. Budapest/H, 29. 12. 1906; röm.-kath.), stud. zunächst Gartenbau und Maschinenbaukde. in Pest und wirkte 1855–58 als Gutsverwalter in Groß-Zinkendorf (Nagycenk) und Derekegyház. Ab 1858 besuchte er das Inst. für Tierheilkde. in Pest und hörte daneben biolog. und naturwiss. Vorlesungen an der Univ.; 1859 Dr. der Tierheilkde. Im Herbst 1860 unternahm T. eine Stud.reise nach Dtld. und erwarb 1861 ein Diplom an der (höheren) landwirtschaftl. Lehranstalt in Weihenstephan in Freising. Ab 1861 arbeitete er am Inst. für Tierheilkde. in Pest, 1865 wurde er Ass., 1868 o. Prof. für Tierheilkde. an der Hochschule für Landwirtschaft (ehemals Georgikon) in Keszthely. Ab 1873 fungierte er als Dir. der Landwirtschaftl. Hochschule in Debreczin (Debrecen). 1873 erhielt er auch den Auftrag zur Installierung eines Lehrstuhls für Tierzucht am Inst. für Tierheilkde. 1875 wurde er der erste Dir. des zur Hochschule erhobenen Inst. 1880 initiierte T. im Ackerbaumin. die Abt. für Tiergesundheit, 1885 wurde er Gen.dir. sämtl. wirtschaftl. Fachschulen Ungarns; 1904 trat er i. d. R. T. spielte eine wichtige Rolle bei der Modernisierung der tierärztl. Ausbildung sowie bei der Entwicklung der Viehzucht in Ungarn. In seinen zahlreichen Publ. befasste er sich v. a. mit der Zucht von Pferden, Rindern, Schafen und Schweinen sowie mit der Zahnheilkde. bei Pferden und trug wesentl. zur Popularisierung von agrarkundl. Fachliteratur bei. T. war u. a. ab 1880 Ehrenmitgl. des Royal College of Veterinary Surgeons, ab 1884 des Tierärztl. Ver. von Elsass-Lothringen, gründete 1896 den Ver. der Tierärzte und war ab 1899 k. M. der MTA, ab 1901 k. M. der National Education Association in Washington, D.C.; 1879 kgl. Rat, wurde er in den Adelsstand mit dem Prädikat „de Nádudvar“ erhoben, 1882 Ritter der Eisernen Krone III. Kl.

Weitere W.: s. Szinnyei; Wurzbach. – Béla T. de Nádudvar: s. Markó.
L.: Hirsch; M. Életr. Lex. (auch für Béla T. de Nádudvar); Markó; Szinnyei (m. W., auch für Béla T. de Nádudvar); ÚMÉL; Wurzbach (m. W.); E. Ambrus, in: Orvosi Hetilap 109, 1968, S. 2211ff.; A. Szállási, ebd. 115, 1974, S. 1417f.; K. Kapronczay, ebd. 137, 1996, S. 2812ff.; Semmelweis Egyetem, Budapest, H. – Béla T. de Nádudvar: Das geistige Ungarn; Markó (m. B. u. W.); I. Rátz, in: Állatorvosi Lapok 38, 1915, S. 80f., 89ff., 102f., 107f.; J. Márkus, in: Magyar Állatorvosok Lapja 20, 1965, S. 514ff.; I. Patonai, ebd. 44, 1989, S. 635ff.; B. Kerekes, ebd., S. 639f.; Magyar agrártörténeti életrajzok 3, ed. L. Für – J. Pintér, 1989.
(K. Kapronczay)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 409f.
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