Tornquist, Alexander (1868–1944), Geologe und Paläontologe

Tornquist Alexander, Geologe und Paläontologe. Geb. Hamburg, Freie und Hansestadt (D), 18. 6. 1868; gest. Graz (Stmk.), 1. 11. 1944 (Bombenangriff). Sohn des Kaufmanns Alexander Heinrich T. und von Minna Mathilde T., geb. Fett (gest. Graz, 1. 11. 1944); ab 1897 mit der aus Dresden stammenden Bildhauerstochter Anna Elisabeth T., geb. Henze (geb. 9. 2. 1877; gest. 1. 11. 1944), verheiratet, mit der er fünf Kinder hatte. – Nach dem Abiturientenexamen am Hamburger Johanneum 1888 stud. T. Geol. und Paläontol. zunächst in Freiburg im Breisgau, 1889–90 in München und danach in Göttingen. 1892 Dr. phil. der Univ. Göttingen, ging T. an das Geognost.-Paläontolog. Inst. der Univ. Straßburg, wo er Anfang August eine Ass.stelle bei Ernst Wilhelm Benecke antrat, die er bis Mai 1905 innehatte. 1893 Priv.Doz., 1900 ao. Prof. für Geol., wirkte T. 1897–1907 daneben in der von Benecke geleiteten Comm. für die Geolog. Landesuntersuchung von Elsass-Lothringen. 1907 wurde er als ao. Prof. für Geol. und Paläontol. an die Univ. Königsberg berufen, wo er auch Dir. der Preuß. Bernsteinsmlg. und des Erdbebeninst. wurde; 1909 o. Prof. 1914 erhielt T. einen Ruf als Prof. für Mineral. und Geol. an die TH in Graz. Dort fungierte er 1915–32 als Vorstand der Lehrkanzel für Mineral. und Geol.; 1915–18 Dekan der Chem.-techn. Schule, 1924–26 Rektor der TH. T. wurde aus Gutgläubigkeit ein Opfer des berüchtigten, ab 1927 von der dt. Polizei gesuchten Kurt Seidler (eigentl. Emil Johann Paul Mehling), der ihn in den „Beryll-Skandal“ von 1929/30 verwickelte. Auf Grund zahlreicher von Mehling im Gebiet der Stubalpe ausgelegter Beryllkristalle, die aus Norwegen stammten, hatte T. mehrere Gutachten zur Abbauwürdigkeit von Beryllium in der Umgebung von Köflach verf. Später unterstellte man ihm, im Zuge der Gutachtertätigkeit unrechtmäßig Geld angenommen zu haben. Ein angestrengtes Disziplinarverfahren wurde zwar seitens der TH in Graz abgelehnt, führte jedoch 1933 zu seiner frühzeitigen Emer. T.s Publ. reichen von paläontolog. und stratigraph. Arbeiten über Erdbebenforschungen, geophysikal. und tekton. Artikel bis hin zu Stud. über alpine Erzlagerstätten. Insbes. seine paläontolog. Publ. trugen wesentl. zur Kenntnis der alpin-mediterranen Mitteltrias bei. Hervorzuheben sind zudem seine Untersuchungen in den Vicentiner Alpen, aus denen seine Monographie „Das vicentinische Triasgebirge“, 1901, resultiert. Erwähnenswert ist auch sein Lehrbuch „Grundzüge der allgemeinen Geologie, für Studierende der Naturwissenschaften, der Geographie und der technischen Wissenschaften“, 1916. 1922 HR. Nach ihm ist die T.zone (Teisseire-T.zone), der plattentekton. Grenzbereich zwischen dem Balt. Schild und dem östl. Mitteleuropa, benannt.

Weitere W. (s. auch Kürschner, Gel.Kal., 1931; Poggendorff; Hubmann, 2014): Die Bedeutung der Mineral-Lagerstätten der Balkanhalbinsel und der Türkei für Mitteleuropa, 1916; Die Vererzungsperioden in den Ostalpen, in: Metall und Erz 26, 1929; Beitrr. in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Mitt. des Naturwiss. Ver. für Stmk., Verhh. der Geolog. Bundesanstalt; etc.
L.: Kürschner, Gel.Kal., 1925, 1931 (m. W.); Poggendorff 4 (m. W.); SBL; Wer ist’s?, 1935; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Cat. Fossilium Austriae 15), 1971; E. Norling, in: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar 103, 1981, S. 163ff.; B. Hubmann, Kleiner Leitfaden zur Geschichte der Erdwiss., 1999, S. 28; J. G. Haditsch, in: Berr. der Geolog. Bundesanstalt 51, 2000, S. 95 (m. B.); B. Hubmann, in: Geohist. Bll. 24, 2014, S. 85ff. (m. B. u. W.); UA, Graz, Stmk.
(B. Hubmann)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 411
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