Trampler, Richard (1845–1907), Lehrer, Geograph und Historiker

Trampler Richard, Lehrer, Geograph und Historiker. Geb. Wagstadt, Schlesien (Bílovec, CZ), 13. 12. 1845; gest. Esternberg (OÖ), 16. 8. 1907; röm.-kath. Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, Sohn des Werkmeisters in einer Tuchfabrik Augustin T. – Nach Besuch des Gymn. in Troppau (Opava) 1859–67 stud. T. 1867–70 Geschichte und Geographie an der phil. Fak. der Univ. Wien und vertiefte seine Ausbildung am Inst. für österr. Geschichtsforschung bei →Theodor v. Sickel und →Ottokar Lorenz. Daneben bekleidete er eine Hofmeisterstelle; 1870 Lehramtsprüfung aus Geographie und Geschichte für Gymn. Im selben Jahr Supplent für die oberen Kl. an der städt. höheren Töchterschule in Brünn (Brno), wurde er 1871 als def. Lehrer an der dortigen Kommunal-Oberrealschule angestellt. 1873 wechselte T. als Prof. an die Kommunal-Oberrealschule in Wien-Wieden, 1894 übernahm er die Leitung der Franz-Joseph-Realschule. Schon während seiner Gymn.zeit verf. T. kleinere Abhh. über die Geschichte und Geographie seiner Heimat, 1868 erschienen seine ersten hist. Beitrr., u. a. über Streitigkeiten zwischen Georg v. Schellenberg und dem Dominikanerinnenkloster von Ratibor (Racibórz) sowie über das Adelsgeschlecht der Krawarn im „Notizen-Blatt der historisch-statistischen Section der kais. königl. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“. Während seiner Zeit in Brünn widmete sich T. intensiv der Erforschung des Mähr. Karsts (Moravský kras) sowie der Speläol., deren Ergebnisse in zahlreiche Publ. Eingang fanden, darunter „Die Ochoser Höhle …“ (in: Österr.-Ung. Revue 20, 1896) und „Die mährischen Karsttäler“ (in: Mitt. der k. k. Geograph. Ges. in Wien 50, 1907). Weiters interessierte er sich für die Ruine der Burg Holstein. Zu seinen frühen wichtigen Leistungen zählt auch die Hrsg. der „Correspondenz des Cardinals Dietrichstein mit dem Hofkriegsrats-Präsidenten Collalto …“, 1873. Bes. Verdienste erwarb sich T. als Schulgeograph. Er modernisierte den Geographieunterricht durch eine neue Methode des Kartenzeichnens in von ihm entworfenen Kartennetzen und erstellte weit verbreitete Schulatlanten, darunter seinen 1874 erschienenen „Kartennetz-Atlas der oesterreichisch-ungarischen Monarchie“, den „Atlas der österreichisch-ungarischen Monarchie, für Volks- und Bürgerschulen“, 1881, sowie seinen mehrfach aufgelegten „Trampler’s Mittelschul-Atlas“ (7. Aufl. 1905). Darüber hinaus verf. er geograph. Standardwerke für Volks-, Mittel- und Handelsschulen, von denen der „Leitfaden der allgemeinen Geographie“, 1876, sowie „Die constructive Methode des geographischen Unterrichtes“, 1878, erwähnenswert sind. Reg.Rat T. war ab 1869 Mitgl. des Ver. für Geschichte und Altertum Schlesiens in Breslau (Wrocław), ab demselben Jahr Mitgl. und bald darauf 2. Sekr. der hist.-statist. Sektion der mähr.-schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde., ab 1894 Korrespondent der Geolog. Reichsanstalt, ab 1895 k. M. der Société de Spéléologie sowie ab 1902 Korrespondent für NÖ der Zentral-Komm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale. 1898 wurde er Ritter des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: s. Wurzbach.
L.: NFP, 18. 8. 1907; Wurzbach (m. W.); O. W. Beyer, Dt. Schulwelt des neunzehnten Jh. in Wort und Bild, 1903 (m. B.); Geolog. Bundesanstalt, UA, beide Wien.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 423
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