Traunsteiner, Joseph (1798–1850), Apotheker, Botaniker und Politiker

Traunsteiner Joseph, Apotheker, Botaniker und Politiker. Geb. Kitzbühel (Tirol), 18. 12. 1798; gest. ebd., 19. 3. 1850. Sohn des Apothekers Michael Traunstainer (geb. 1753; gest. 3. 10. 1828) und von Elisabeth Traunstainer, geb. Pirchl (gest. 1810); ab 1845 verheiratet mit Barbara T., geb. Pletzer. – Nach Besuch der Volksschule half T. in der väterl. Apotheke und erhielt daneben Privatunterricht, u. a. in Latein. 1815–17 absolv. er eine Lehre beim Stadtapotheker Johann Peter Peer in Brixen (Bressanone), der sein Interesse an Botanik förderte; 1817 Ablegung der Tirocinalprüfung in Rattenberg. Im Anschluss wirkte T. als Apothekergehilfe in der väterl. Apotheke, ehe er 1819 nach Wien übersiedelte, um an der med. Fak. das vorgeschriebene einjährige Stud. aus Naturgeschichte, u. a. bei →Joseph Franz Frh. v. Jacquin, zu absolv. Nach Ablegung der pharmazeut. Prüfung 1820 war er als Provisor wieder in der väterl. Apotheke tätig, die er nach dem Tod des Vaters weiterführte. Ab 1828 unternahm er gem. mit dem Landesgerichtsarzt →Anton Sauter botan. Exkursionen, wobei Sauter in seinen Publ. T.s florist. Primärdaten dokumentierte und ihm damit zahlreiche internationale Kontakte eröffnete. So bestieg T. zweimal mit Kg. Friedrich August II. von Sachsen den wegen der bes. alpinen Flora berühmten Geißstein in den Kitzbüheler Alpen. Auch die richtungweisende und preisgekrönte geobotan. Publ. des Med. und Botanikers Franz Unger „Ueber den Einfluss des Bodens auf die Vertheilung der Gewächse …“ (1836) baute im Wesentl. auf den Geländeforschungen von T. auf. Von seinen eigenen Werken ist die „Monographie der Weiden von Tirol und Vorarlberg“ (in: Neue Z. des Ferdinandeums für Tirol und Vbg. 8, 1842) hervorzuheben. T.s Herbar umfasste rund 6.000 Pflanzenbelege. Teile davon befinden sich u. a. im Tiroler Landesmus. Ferdinandeum in Innsbruck, im Naturhist. Mus. in Wien, im Haus der Natur in Salzburg, im Herbarium der Regensburg. Botan. Ges. (heute Univ. Regensburg) und in der Inatura in Dornbirn. Das von →Josef Murr für das Vbg. Landesmus. erworbene Herbar ist verschollen. Nach T. wurden einige Pflanzen, darunter die Orchideen Traunsteinera und Dactylorhiza traunsteineri, benannt. Polit. aktiv, war T., der zu den führenden Persönlichkeiten der Liberalen zählte, 1838–48 ständ. Stellv. der Stadt Kitzbühel in der Versmlg. der Tiroler Stände, 1843–46 fungierte er als Bgm. von Kitzbühel, bis 1849 als Magistratsrat. Die 1848 erfolgte Wahl zum Abg. des Tiroler LT nahm er aus gesundheitl. Gründen nicht an, sehr wohl aber die Stelle des Vertrauensmanns des Landesgerichts Kitzbühel. T. war ab 1831 k. M. der Kgl. Regensburg. Botan. Ges.

Weitere W.: Auszüge aus Briefen des Hrn. Apothekers T. zu Kitzbühel an Hrn. von Braune in Salzburg, in: Flora 14, 1831; Herbarium vivum, ebd. 16, 1833; Ueber Draba Traunsteineri Hopp. nebst Bemerkungen über einige andere Arten der Gattung Draba, ebd. 18, 1835; Ansichten über das Trocknen der Pflanzen und über die angebl. Nachtheile des starken Pressens, ebd. 25, 1842; etc.
L.: Innsbrucker Ztg., 23. 3. 1850; Bote für Tirol, 27. 3. 1850; Dt. Apotheker-Biographie; Wurzbach; A. Sauter, in: Flora 23, 1850, S. 364ff.; F. Waldmüller, in: Österr. botan. Wochenbl. 2, 1852, S. 220f., 228f.; J. Schwimmer, in: Alemannia NF 1, 1935, S. 176ff., NF 2, 1936/37, S. 182ff.; M. Rupert, in: Stadtbuch Kitzbühel 4, 1971, S. 473ff.; W. Neuner, in: Festgabe für E. Egg zum 65. Geburtstag, 1985, S. 124ff.; Der Kitzbüheler Anzeiger 44, 1994, S. 14, 46, 1994, S. 16; M. Maier, in: SammelLust. 175 Jahre Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, red. G. Ammann – E. Hastaba, 1998, S. 50f., 372; M. Rupert, in: Kitzbüheler Heimatbll., 1999, Nr. 3; Kitzbüheler Anzeiger 12, 2000, S. 15; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., neubearb. Aufl. 2005.
(W. Neuner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 432f.
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