Trebitsch, Nehemias (Nachum ben Isaak) (1779–1842), Rabbiner

Trebitsch Nehemias (Nachum ben Isaak), Rabbiner. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 14. 8. 1779; gest. ebd., 4. 7. 1842; mos. Sohn des Hilfsvorbeters an der Altneusynagoge Selig T., Vater des Rabb. Seligmann T. sowie von Regina T. und Libusse T., die beide mit Rabb. verheiratet waren, Großvater von →Eduard Kulke; verheiratet mit Kela T., der Tochter des Prager Schächters Elias Sack. – T. war Schüler der Armenschule und besuchte anschließend die Talmudakad. des Jakob Günsburg, die traditionalistischste der drei Prager Talmudhochschulen. Günsburg nahm ihn nach dem Tod des Vaters in sein Haus auf und zeichnete ihn 1811 mit der rabbin. Ordination aus. Ab diesem Zeitpunkt lehrte T. anstatt des erblindeten Meisters, während er vom Handel mit Büchern und ab 1813 von einer Unterstützung aus der Lehrhausstiftung des Simon Kuh lebte. Nach Günsburgs Tod folgte er ihm in der Schulleitung nach, ab 1823 mit Anerkennung des böhm. Guberniums. Auf Empfehlung des mähr. Landesrabb. Mordechai Benet wurde er 1826 Rabb. der großen jüd. Gmd. in Proßnitz (Prostějov). Im Dezember 1830 wurde er zum Nachfolger Benets gewählt, doch wegen Anfechtung der Wahl erst im Juni 1832 in sein Amt eingeführt. Während seiner zehnjährigen Amtszeit mit Sitz in Nikolsburg (Mikulov) trat er als Verteidiger der „wahren Religion“ gegen die „Neuerungssucht“ auf, womit er den von der Tempelsynagoge in Wien ausgehenden modernen Gottesdienststil mit Predigt in Dt. meinte. Zwar gestattete T. das Stud. weltl. Fächer an der jüd. Schule in Nikolsburg und bei seinen Talmudschülern, doch nutzte er das ihm behördl. im September 1833 zugesprochene Vorschlagsrecht bei der Besetzung der mähr. Gmd.rabbinate, um →Hirsch Fassel, Abraham Neuda und andere Modernisten von solchen Ämtern fernzuhalten. Die Gmd. widerstanden seiner Autorität, sodass die Behörden ihm 1838 die Mitsprache bei den Rabb.berufungen sowie 1841 auch das alleinige Prüfungsrecht für Rabbinatskandidaten entzogen. Von seiner Entmachtung gedemütigt, starb T. auf dem Weg zu einem Kuraufenthalt in Karlsbad (Karlovy Vary).

W.: s. Wilke.
L.: A. Schlesinger, Biograph. Skizze und feierl. Leichenbegängniß des ... Rabbi N. T. ..., 1842; L. Löw, Gesammelte Schriften 2, 1900, S. 195ff.; C. Wilke, Die Rabb. der Emanzipationszeit in den dt., böhm. und großpoln. Ländern, 1781–1871, 2, 2004 (m. W.); M. L. Miller, in: Judaica Bohemiae 44, 2008, S. 65ff. (auch in: ders., Rabbis and Revolution, 2011, S. 99ff., m. B.).
(C. Wilke)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 441
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