Treitschke, Georg Friedrich (Friedrich) (1776–1842), Schriftsteller, Übersetzer, Regisseur und Theaterleiter

Treitschke Georg Friedrich (Friedrich), Schriftsteller, Übersetzer, Regisseur und Theaterleiter. Geb. Leipzig, Sachsen (D), 29. 8. 1776; gest. Wien, 4. 6. 1842. Sohn des Kaufmanns Daniel Friedrich T. (gest. 1799) und seiner Frau Laurentia Clara T., geb. Meysel; in 1. Ehe (1805–16) mit →Magdalena (Maddalena) T., in 2. Ehe (1817–42) mit Christine Kroyher v. Kriechenfels (1792–1848) verheiratet. – T. ging zwecks kaufmänn. Ausbildung knapp 17-jährig für vier Jahre in die Schweiz, wo er die Bekanntschaft des Pfarrers und Dichters Johann Georg Gessner machte, die für seinen weiteren Weg prägend war. Nach dem Tod seines Vaters folgten erste Versuche auf einer Leipziger Dilettantenbühne, angeregt von seinem Freund, dem Schauspieler →Ferdinand Ochsenheimer, der ihn auch für die Schmetterlingskde. begeisterte. Bereits 1799 erschien T.s erstes Bühnenwerk „Das Bauerngut“. 1802 reiste er nach Wien und lernte →Peter Frh. v. Braun kennen, der ihn bald darauf als Regisseur und Dichter des Hoftheaters am Kärntnertor anstellte. Zu seinen Hauptaufgaben gehörten die Übers. französ. Opern, die er in 5 Bde. 1803–08 veröff., ab 1838 bearb. er engl. Vorlagen. Von T. stammen auch die dt. Übers. der italien. Libretti zu Mozarts Opern „Idomeneo“ und „Così fan tutte“. Er schrieb zudem selbst Dramen und Operntexte u. a. für Paul Wranitzky, Joseph Weigl, →Antonio Salieri, Luigi Cherubini, →Conrad(in) Kreutzer und →Franz Schubert – sein berühmtestes Libretto ist dabei das dritte und letzte zu →Ludwig van Beethovens „Fidelio“ (Urauff. Wien, 1814). T. verf. mehr als 50 Theaterstücke, Singspiele und Libretti. Außerdem gab er eigene wie auch Ged. anderer Autoren sowie 1805 und 1808 einen „Musenalmanach“ heraus und war 1804–12 an der Publ. des Wr. Hoftheater-Almanachs beteiligt. Während der französ. Besetzung 1809 fungierte T. als Vizedir. des Theaters an der Wien und hatte diese Funktion 1811–14 erneut inne. Danach kehrte er als Regisseur an das Kärntnertortheater zurück. 1822 wurde er Hoftheaterökonom des Hofburgtheaters, 1830 übernahm er interimist. die Leitung der Hofoper. 1841 wurde er zusätzl. zu seiner Funktion als Ökonom zum Burgtheatersekr. ernannt. Auch als Lepidopterologe bewies sich T. als eifriger Publizist: Er unterstützte Ochsenheimer bei den ersten vier Bde. seines Werks „Die Schmetterlinge von Europa“ (1807–16), gab mit ihm gem. den 5. Bd. heraus und veröff. nach dessen Tod die Bde. 5/2–10/3 (1825–35). Damit schuf er das erste lepidopterolog. Standardwerk. Er verf. ein „Hülfsbuch für Schmetterlingssammler“ (1834) und war Mithrsg. und Mitautor der mehrbändigen Werke „Naturhistorischer Bildersaal des Thierreiches“ und „Naturgeschichtliches Cabinet des Thierreiches“. Nach ihm wurden mehrere Schmetterlingsarten benannt. Seine ca. 9.500 Exemplare umfassende Schmetterlingssmlg. verkaufte seine Witwe an das Ung. Nationalmus. in Budapest. T. erhielt das Ritterkreuz des russ.-k. St. Stanislaus-Ordens und war Ehrenmitgl. zahlreicher naturwiss. Ges. in Europa.

Weitere W.: s. Goedeke, s. Reg.Bd.; Kosch; F. Stieger, Opernlex. 3/3, 1979. – Teilnachlass: Wienbibl. im Rathaus, Wien.
L.: ADB; Grove, Opera; Kosch, Theaterlex. (m. W.); MGG II; oeml; Wurzbach; F. C. Weidmann, in: Allg. Theater-Ztg. 35, 1842, S. 602, 610; M. Zihrasser, G. F. T. und seine Bedeutung für die Wr. Hoftheater, phil. Diss. Wien, 1950; H. Lengheim, in: Stud. aus Wien. Wr. Schriften, 1957, H. 5, S. 117ff.; U. Arbter, G. F. T., Beethovens dritter „Fidelio“-Librettist, in Wien, phil. Diss. Wien, 1997; M. Jahn, Die Wr. Hofoper von 1810 bis 1836 …, 2007, s. Reg.
(R. Müller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 446f.
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