Treitz, Václav (Wenzel) (1819–1872), Mediziner

Treitz Václav (Wenzel), Mediziner. Geb. Hostomitz, Böhmen (Hostomice pod Brdy, CZ), 9. 4. 1819; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 27. 8. 1872 (Selbstmord). Aus einer Rechtsanwaltsfamilie stammend. – Nach Besuch des Piaristengymn. in Beneschau (Benešov) stud. T. ab 1838 Phil. und ab 1840 Med. an der Univ. Prag; 1846 Dr. med. T. interessierte sich bereits während des Stud. für Pathol. und vertiefte seine Kenntnisse bei →Josef Hyrtl in Wien. Ab 1849 arbeitete er als Ass. am patholog.-anatom. Inst. in Prag, 1851 ging er als Prof. für patholog. Anatomie nach Krakau (Kraków); 1852 o. Prof. 1855 kehrte er als o. Prof. auf den Lehrstuhl für patholog. Anatomie an die Univ. Prag zurück. Unter seiner Ägide wurde 1858 ein neues Inst. für patholog. Anatomie und Gerichtsmed. errichtet, dessen Leitung T. übernahm. Als Patriot engagierte er sich für die tschech. Unabhängigkeit und die tschech. Sprache und wurde wegen seiner nationalist. Überzeugung öff. angegriffen. 1872 ließ er sich aufgrund psych. Probleme vom Dienst freistellen und nahm sich kurz darauf das Leben. T. zählt zu den hervorragenden Forschern und Experimentatoren des 19. Jh., die auch außerhalb der Monarchie Bedeutung erlangten. 1853 entdeckte er den musculus suspensorius duodeni (T.-Muskel), der ferner als T.sches Ligament bezeichnet wurde. Weiters beschrieb er eine Reihe anatom. Strukturen im Abdomen. Sein Name ging mit den noch heute gebräuchl. Begriffen T.sches Band, T.scher Winkel, T.scher Bogen, T.sche Faszie, T.sche Fossa und T.sch Hernie, die auch als hernia retroperitonealis bekannt ist, in die med. Nomenklatur ein. Darüber hinaus galt er als ausgez. Lehrer. Von seinen wenigen Publ. verdient „Hernia retroperitonealis …“, 1857, bes. Erwähnung.

Weitere W.: Ueber einen neuen Muskel am Duodenum des Menschen, über elast. Sehnen und einige andere anatom. Verhältnisse, in: Vjs. für die prakt. Heilkde. 10, 1853; Ueber uräm. Darmaffectionen, ebd. 16, 1859; etc.
L.: ADB; Hirsch; Otto; Wurzbach; Časopis lékařů českých 11, 1872, S. 295f., 303f., 311f., 91, 1952, S. 223, 122, 1983, S. 405ff. (m. B.), 129, 1990, S. 283f., 144, 2005, S. 504; M. Navrátil, Almanach českých lékařů, 1913, S. 334 (m. B.); R. S. Fox u. a., in: World Journal of Surgery 9, 1985, S. 361ff.; Biografický slovník pražské lékařské fak. 1348–1939, 2, 1993; W. Haubrich, in: Gastroenterology 128, 2004, S. 279; UA, Praha, CZ.
(M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 447f.
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