Trnina (Ternina), Milka; eigentl. Katarina T. (1863–1941), Sängerin

Trnina (Ternina) Milka, eigentl. Katarina T., Sängerin. Geb. Vezišće (HR), 19. 12. 1863; gest. Zagreb (HR), 18. 5. 1941. T. lebte ab 1869 in Agram (Zagreb), wo sie als 13-Jährige in der neu eröffneten Privatschule von Ida Winterberg Gesangsunterricht erhielt. Ab 1880 besuchte sie als Schülerin von →Joseph Gänsbacher das KdM in Wien, das sie 1883 als beste Absolventin abschloss (goldene Medaille und Diplom). Schon während des Stud. trat sie mit großem Erfolg in Schulproduktionen sowie in verschiedenen Konzerten auf: Sie debüt. 1882 mit Liedern von Adolf Jensen, sang am Konservatorium Arien und Duette aus Opern von Verdi und Wagner und wirkte an einer Privatmatinée im Haus Gänsbachers mit. 1882 und 1883 sang sie auch erste Opernrollen in Agram (Amelia in Verdis „Un ballo in maschera“, Leonora im „Trovatore“ und Selica in Meyerbeers „L’Africaine“). Ihr dreijähriger Vertrag mit der Leipziger Oper wurde schon während der ersten Saison abgebrochen; 1884–86 folgten Auftritte in Graz, v. a. in Werken Wagners unter der Leitung von Carl Muck. Als Nachfolgerin von →Katarina Klafsky in Bremen erweiterte sie ihr Repertoire um 14 lyr. und dramat. Rollen in dt., italien. und französ. Opern. Nach drei Gastvorstellungen wurde sie 1889 auf zehn Jahre an die Münchner Hofoper engag., wo sie sechs Monate später zur Kammersängerin ernannt wurde und bald als beste Wagnerinterpretin galt. Daneben sang sie 1894 bei der Krönung von Zar Nikolaus II., trat 1895 in der Queen’s Hall in London auf und schloss sich 1896 in Boston der neu gegr. Damrosch Opera Company an. 1898 sang T. in Agram ihre Rollen in „Aida“, „Trovatore“, „Tannhäuser“ und „Fidelio“ auf Kroat. und trat im Juni jenes Jahres erstmals in Covent Garden als Isolde und in Wagners „Der Ring des Nibelungen“ auf. Noch als Münchner Hofopernsängerin stand sie 1899 ein einziges Mal in Bayreuth als Kundry in „Parsifal“ auf der Bühne, doch unterschied sich ihre Wagnerinterpretation zu sehr von den Vorstellungen Cosima Wagners, um die Zusammenarbeit fortzusetzen. Während ihrer Amerikatournee als freischaffende Künstlerin im selben Jahr wurde T. an der New Yorker Metropolitan Opera bejubelt, bes. in Wagnerpartien. In London (1900) galt sie als „Revolutionärin“ in der Weiterentwicklung von Wagners Stil, ihre Darstellung von Puccinis Tosca in der dortigen Erstauff. wurde als überraschend und neu gewertet. Gelungene Vorstellungen auf Amerika- und Europatourneen wurden Ende 1903 mit der amerikan. Erstauff. des „Parsifal“ an der Metropolitan Opera gekrönt, was Empörung in der Familie Wagner verursachte und die Interpreten sowie den Operndir. Heinrich Conried (→Heinrich Cohn) ihren Ztg.-Attacken auslieferte. Kritiker betonten T.s ausdrucksvolles Spiel, die durchdachte, moderne und intelligente Interpretation und ihre bes., vielschichtig nuancierte Stimme. Beeinträchtigungen des Nervus facialis ab 1902 führten jedoch 1906 in Covent Garden zu ihrem Bühnenabschied. Danach unterrichtete sie drei Jahre am College of Music in New York und kehrte 1913 endgültig nach Agram zurück. T.s Tagebücher und Briefe geben Aufschluss über ihre Begegnungen mit berühmten Musikern, ihre Arbeitsweise, die Erfahrungen mit Cosima Wagner sowie Privates, wie die enge Beziehung zu William Sturgis Bigelow aus Boston. Die gem. mit dem Maler Percy Andersen kreierten Kostüme schenkte sie 1925 dem Nationaltheater in Zagreb (heute Tl. des Nachlasses, größtenteils im Muz. grada Zagreba).

Weitere Rollen: Elisabeth (R. Wagner, Tannhäuser); Elsa (ders., Lohengrin); Brünnhilde (ders., Götterdämmerung); Leonore (L. v. Beethoven, Fidelio); etc.
L.: Grove, 2001; Grove, Opera (m. B.); H. Klein, Great Women-Singers of my Time, 1931, s. Reg.; H. Rosenthal, Two Centuries of Opera at Covent Garden, 1958, s. Reg. (m. B.); M. Grković, M. T., 1966 (m. B.); I. Kolodin, The Metropolitan Opera, 1968, s. Reg.; M. Barbieri, Hrvatski operni pjevači, 1996, s. Reg. (m. B.); M. T., ed. Z. Weber, 2013 (m. B.).
(V. Katalinić)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 465f.
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