Trnka von Laberon, Ottokar (Otakar) Frh. (1871–1919), Politiker, Beamter und Techniker

Trnka von Laberon Ottokar (Otakar) Frh., Politiker, Beamter und Techniker. Geb. Pardubitz, Böhmen (Pardubice, CZ), 19. 7. 1871; gest. Wien, 25. 6. 1919 (Autounfall). Nach der Realschule absolv. T. ein Stud. zum Bauing. an der tschech. TH in Prag. 1894 trat er in den staatl. Eisenbahndienst ein und wurde 1900 in die betriebstechn. Abt. des Eisenbahnmin. berufen. Als Berater der Minister Ludwig Wrba und →Julius v. Derschatta in techn. Fragen wechselte er 1905 in das Präsidialbüro. Dort verblieb er bis 1909, ehe er zum Dir. der Staatseisenbahn-Ges. ernannt wurde. 1911 als Sektionschef der Betriebssektion in das Eisenbahnmin. zurückgekehrt, schlug ihn der mit der Regierungsbildung beauftragte →Karl v. Stürgkh als Minister für öff. Arbeiten vor. Seine Bestellung im November 1911 verdankte er seiner fachl. Qualifikation und seiner gemäßigten Haltung als Vertreter der tschech. Nation. Unter T. begann die Erschließung von Erdöllagern in Südmähren und Galizien, auch der Ausbau des Gewerbeschulwesens ging auf seine Initiative zurück. Während des Kriegs war T. für zahlreiche (Zwangs-)Maßnahmen wie die Beschlagnahme der genannten Erdölquellen oder die Einführung des Mieterschutzes verantwortl. Mit dem Rücktritt der Regierung Clam-Martinitz im Juni 1917 endete auch T.s Ministerschaft. Für kurze Zeit war er 1918 noch als Insp. der dem Kriegsmin. unterstellten Kriegsleistungsbetriebe tätig. 1919 kehrte er in die Tschechoslowakei zurück. 1908 zum Ritter des Franz Joseph-Ordens, 1909 zum HR und 1912 zum Geh. Rat ernannt, bekam T. 1913 den Orden der Eisernen Krone I. Kl. verliehen. 1916 wurde er in den Frh.stand erhoben und erhielt 1917 den Leopold-Orden I. Kl. sowie die lebenslängl. Mitgl.schaft im HH.

L.: NFP, WZ, 26. 6. 1919; W. G. Wieser, in: 100 Jahre im Dienste der Wirtschaft 1, 1961, S. 475f. (m. B.); O. Urban, Die tschech. Ges. 1848 bis 1918, 1, 1994, S. 803.
(J. Pircher)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 466f.
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