Tschampa, Franziska (Fanny, Fanni) (1853–1927), Sängerin und Pädagogin

Tschampa Franziska (Fanny, Fanni), Sängerin und Pädagogin. Geb. Gonobitz, Stmk. (Slovenske Konjice, SLO), 27. 3. 1853; gest. Wien, 3. 5. 1927; röm.-kath. Tochter des Magistratssekr., LGR und HR Alois T. (gest. 1887) und seiner Frau Johanna, geb. Ipavitz (Ipavec) (gest. 1910), Schwester von Marie (Maria) T. (geb. Friedau, Stmk. / Ormož, SLO, 19. 1. 1847; gest. Wien, 13. 2. 1916), Amalie (Amalia) T. (geb. Cilli, Stmk. / Celje, SLO, 18. 5. 1848; gest. Linz, OÖ, 19. 11. 1917) und Netka T., Nichte der Ärzte und Komponisten Alois Ipavi(e)c, →Gustav Ipavi(e)c und →Benjamin Ipavi(e)c. – Schon in ihrer Jugend sang T. 1. Sopran im Quartett mit ihren Schwestern Marie (2. Sopran), Amalie (2. Alt) und Netka (1. Alt). Ihre erste musikal. Ausbildung erhielt sie zusammen mit Amalie, die eine außergewöhnl. tiefe Altstimme besaß, an der Singschule des Steiermärk. Musikver. in Graz, später stud. sie Gesang bei Helene Magnus in Wien und Julius Stockhausen in Frankfurt am Main. Da Netka aber nicht Gesang stud. wollte, gründeten die Schwestern mit der Sängerin Marianne Gallowitsch als 1. Alt das Erste Österr. Damenquartett (EÖD). Gallowitsch wurde später von Frieda Perner und danach von Eleonore Sorger ersetzt. Das EÖD trat 1877–92 in ganz Europa in den renommiertesten Konzerthäusern auf, wie der Berliner Singakad. oder dem Leipziger Gewandhaus. Sein Wr. Debüt hatte das EÖD im Großen Musikver.saal. Vom überwältigenden Erfolg bei seinem zweiten Wr. Konzert 1884 zeugt eine äußerst wohlwollende Rezension des gefürchteten Kritikers →Eduard Hanslick in der „Neuen Freien Presse“. 1892 erhielt das EÖD die ehrenvolle Einladung, bei der Internationalen Ausst. für Musik- und Theaterwesen in Wien zu konzertieren. Viele Komponisten widmeten T. und dem EÖD Werke: Zu den bekanntesten gehören Gustav und Benjamin Ipavi(e)c, die viele Werke und Volkslieder für ihre Nichten arrangierten, →Wilhelm Kienzl, der mit den Schwestern schon in Graz befreundet war und gem. mit ihnen 1881/82 in Dtld. und 1887 in Cilli auftrat, sowie →Eusebius Mandyczewski, der Leiter der Wr. Singakad. T. war die einzige der Schwestern, die auch als Solistin in Erscheinung trat, so z. B. in Händels Oratorium „Josua“ im November 1889 in Wien – an diesem Abend wurde sie auch zum Mitgl. des Wr. Singver. ernannt. 1909 nahm T. als Mitgl. des III. Kongresses der internationalen Musikges. in Wien an der Haydn-Zentenarfeier teil. Während sich Marie und Amalie ins Privatleben zurückzogen, war Fanny auch noch nach der Jh.wende als Sängerin und Gesangspädagogin tätig. Teilnachlässe befinden sich in der Wienbibl. im Rathaus und in der Österr. Nationalbibl., beide Wien.

L.: NFP, 19. 12. 1884; Wurzbach; A. Böhm v. Böhmersheim, Geschichte des Singver. der Ges. der Musikfreunde in Wien, 1908, passim; J. Barle, Ipavci. Prilog k zgodovini slovenske pesmi, 1909, S. 14ff. (m. B.); I. Samlicki-Hagen, Die Lehr- und Wanderjahre W. Kienzls (1874–97), phil. Diss. Wien, 1979, S. 189, 196f., 205; I. Grdina, Ipavci. Zgodovina slovenske meščanske dinastije, 2002, S. 185, 315ff.; WStLA, Wien; Magistrat der Landeshauptstadt Linz, OÖ; Nadškofijski arhiv Maribor, SLO.
(R. Müller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 482f.
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