Tschernich, Franz Rudolf (1852–1929), Lehrer und Naturwissenschaftler

Tschernich Franz Rudolf, Lehrer und Naturwissenschaftler. Geb. Böhm. Leipa, Böhmen (Česká Lípa, CZ), 3. 12. 1852; gest. Seekirchen Markt (Seekirchen am Wallersee, Sbg.), 3. 4. 1929; röm.-kath. Sohn des Schneidermeisters Anton T. und von Elisabeth T., geb. Naumann. – Nach Besuch des Gymn. stud. T. 1872–76 an der Univ. in Prag; 1877 Lehramtsprüfung für Naturgeschichte an Obergymn. verbunden mit Mathematik und Physik an Untergymn. mit dt. Unterrichtssprache. 1877 zunächst als Supplent an der Realschule in Elbogen (Loket) angestellt, wurde T. 1880 unter Zuerkennung des Prof.-Titels im Lehramt bestätigt; 1883 Dr. phil. mit einer Arbeit über die Größe und Form der Pollenkörner, die den Grundstein für seine spätere palynolog. Leistung legte. In Elbogen gestaltete T. die naturhist. Lehrsmlg. neu und erweiterte sie durch zahlreiche Geschenke. 1890 wechselte er an das Gymn. in der Stephansgasse (Prag-Neustadt) und 1894 an das Akadem. Gymn. in Wien. 1911 hier mit dem Titel eines Schulrats pensioniert, unterrichtete T. noch bis 1914 Naturgeschichte am Mädchen-Obergymn. in Wien-Gumpendorf. Neben einigen Veröff. zu Lehrmitteln und zur Schulorganisation verf. T. drei wiss. bedeutende Aufsätze: In der Arbeit „Über die Bedeutung des Pollens für die Charakteristik der Pflanzen“ (in: Programm der k. k. Staats-Realschule in Elbogen … 1887/88, 1888) betonte er die bis dahin noch nicht ausreichend berücksichtigte Wichtigkeit der Pollenmorphol. für die Pflanzensystematik. Diese Arbeit wurde sogar im „Journal of the Royal Microscopical Society“ 9, 1889, besprochen. Mit dem Aufsatz „Deutsche Volksnamen der Pflanzen aus dem nördlichen Böhmen“ (in: Jahres-Ber. über das k. k. Akadem. Gymn. in Wien 1896/97, 1897) leistete T. einen wertvollen Beitr. zur Kenntnis der Vernakularnamen von Pflanzen aus dem nördl. (Bereich um Böhm. Leipa) und nordwestl. Böhmen (Bereich um Elbogen). Mit der Veröff. „Die Tertiärflora von Altsattel …“ (in: Jahres-Ber. über das k. k. Akadem. Gymn. in Wien 1904/05, 1905) legte T. schließl. eine gründl. Bearb. der Pflanzenfossilen aus den neogenen Sandsteinen des Falkenauer Beckens im Bereich von Altsattl (Staré Sedlo u Sokolova) vor. 1919 wurde T. zum Korrespondenten der Geolog. Reichsanstalt in Wien ernannt.

Weitere W.: Schulgeräthe und Lehrmittel auf der Pariser allg. Ausst. im Jahre 1889, in: Z. für die österr. Gymn. 41, 1890; Ein Beitr. zur Schülerselbstverwaltung, ebd. 69, 1920; Eine Schulgmd. am Leipaer Gymn. vor 50 Jahren, in: Mitt. des Nordböhm. Ver. für Heimatforschung und Wanderpflege 43, 1920.
L.: Z. für die österr. Gymn. 28, 1877, S. 875, 41, 1890, S. 957, 45, 1894, S. 1056; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae, Suppl. (= Cat. Fossilium Austriae 15a), 1987; Stiftspfarre Seekirchen am Wallersee, Sbg.; Pfarre Všech svatých, Česká Lípa, UA, Praha, beide CZ; Mitt. Jana Ratajová, Praha, CZ.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 485f.
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