Tschofenig, Gisela; geb. Taurer (1917–1945), Widerstandskämpferin

Tschofenig Gisela, geb. Taurer, Widerstandskämpferin. Geb. Landskron (Villach, Ktn.), 21. 5. 1917; gest. Arbeitserziehungslager Schörgenhub, Linz (OÖ), 27. 4. 1945 (ermordet). Tochter des Lokführers Karl Taurer und dessen Frau Helene, Mutter von Hermann T. (geb. Linz, 21. 12. 1940); ab Juni 1944 mit dem zu diesem Zeitpunkt im KZ Dachau internierten KPÖ-Funktionär Josef T. (geb. Pontafel, Ktn. / Pontebba, I, 3. 9. 1913) verheiratet, der nach 1945 als Ktn. Landesobmann der KPÖ wirkte (Trauung im Standesamt des KZ). – T. absolv. eine dreijährige Höhere Lehranstalt für wirtschaftl. Frauenberufe in Villach. Sie war Mitgl. in sozialdemokrat. Kinder- und Jugendorganisationen (Kinderfreunde, Rote Falken) und ab 1932 im Kommunist. Jugendverband (KJV) aktiv. 1935 übersiedelte sie nach Linz, wohin ihr Vater wegen polit. Unzuverlässigkeit versetzt worden war, ab 1936 lebte sie in Leonding. Im April 1937 versuchte sie vergebl. nach Spanien zu gelangen, um auf Seiten der Republik am Bürgerkrieg teilzunehmen. Bis April 1938 arbeitete sie in Lyon als Kindermädchen. Nach ihrer Rückkehr nach Linz war sie als Kassierin am dortigen Hauptbahnhof tätig. Im Juli 1939 folgte sie ihrem späteren Mann in die belg. Emigration nach Antwerpen. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht wurde dieser im Mai 1940 von der belg. Polizei verhaftet, zunächst ins südfranzös. Lager Saint-Cyprien und im Dezember desselben Jahres ins KZ Dachau gebracht, wo er bis zur Befreiung im April 1945 interniert blieb. T. kehrte auf legalem Weg nach Österr. zurück, wo sie bei ihren Eltern in Linz wohnte. Bis Juni 1944 war sie in der kommunist. Widerstandsgruppe um Josef Teufl aktiv. Sie schrieb Flugbll., erledigte Kurierdienste und fungierte aufgrund ihrer Sprachkenntnisse als Kontaktperson zu französ. Zwangsarbeitern der Hermann-Göring-Werke. Im Juli 1944 übersiedelte sie nach Ktn., wo sie im September desselben Jahres bei Villach im Zuge einer groß angelegten Aktion der Gestapo gegen den kommunist. Widerstand verhaftet wurde. Zunächst ins Gefangenenhaus des Landesgerichts Klagenfurt eingeliefert, wurde sie später ins Frauengefängnis Kaplanhof (Linz) gebracht. Nach einem Bombenangriff auf die Gefängnisbaracken Ende März 1945 wurde sie in das sog. Arbeitserziehungslager Schörgenhub überstellt, das im Frühjahr 1943 für Zwangsarbeiter eingerichtet worden war, wohin man nun aber auch polit. Häftlinge einwies. Hier wurde sie, wenige Tage bevor die SS vor den anrückenden Alliierten flüchtete, erschossen.

L.: Volksstimme, 9. 5. 1985; M. Muchitsch, Die Rote Stafette. Vom Triglav zum Hochschwab, 1985, S. 471ff. (m. B.); M. Gugglberger, in: Frauen im Reichsgau Oberdonau, ed. G. Hauch, 2006, S. 281ff., bes. S. 314ff. (m. B.); E. Hackl, in: Linz.Randgeschichten, ed. A. Pittertschatscher, 2009, S. 157ff.
(M. Mugrauer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 491
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