Türckheim zu Altdorf, Friedrich Rudolf Frh. von (1819–1902), Offizier

Türckheim zu Altdorf Friedrich Rudolf Frh. von, Offizier. Geb. Freiburg im Breisgau, Baden (D), 1. 1. 1819; gest. Venedig (Venezia, I), 26. 1. 1902; evang. AB. Sohn des badischen Außenministers Johann Frh. v. T. z. A. (geb. Straßburg/Strasbourg, F, 17. 10. 1778; gest. Ragaz/Bad Ragaz, CH, 30. 7. 1847) und von Friederika Charlotte Freifrau v. T. z. A., geb. Freiin v. Günderode (geb. Frankfurt am Main, Freie Stadt/D, 5. 1. 1793; gest. Karlsruhe, Baden/D, 12./13. 3. 1863); ab 1873 verheiratet mit Angela Freifrau v. T. z. A., geb. Marassovich (geb. Spalato, Dalmatien / Split, HR, 12. 1. 1843; gest. Venedig, 12. 1. 1915). – T. besuchte das Gymn. in Freiburg, das Lyzeum in Karlsruhe sowie 1832–37 die Ing.-Akad. in Wien. Aus dieser wurde er als Kadett zum Ing.-Korps ausgemustert und bis 1848 in neun verschiedenen Fortifikations-Lokaldion. verwendet, darunter 1840–44 in der Bundesfestung Mainz, wo Österr. eine Militärabt. unterhielt. Im Mai 1848 wurde er zum Landesverteidigungs-Kmdo. für Tirol übersetzt und mit Befestigungsaufgaben in Südtirol betraut, kam aber nicht ins Feuer. Im September 1849 war er als Hptm. für kurze Zeit bei der Armee in Ungarn, ab Oktober jedoch als Genie-Dir. in Pola (Pula) tätig, das damals zum Haupthafen der Kriegsmarine ausgebaut wurde, woran T. maßgebl. Anteil hatte. Während des Krimkriegs war er als Mjr. bei Befestigungsanlagen an den siebenbürg. Grenzpässen beschäftigt und inspizierte im Juli 1855 Galizien im Hinblick auf dort anzulegende feste Plätze. Man entschied sich für Lemberg (Lʼviv), wo T. i. d. F. als Genie- und Befestigungs-Baudir. wirkte. 1859 fungierte er als Vorstand der 3. Abt. (Land- und Wasserbauten) der 2. (techn.) Sektion im Marine-Oberkmdo., das damals in Mailand ansässig war, und wurde während des Feldzugs im selben Jahr bei der 1. bzw. der 4. Armee mit Befestigungsarbeiten an der adriat. Küste betraut. Anschließend kehrte er auf seinen Posten im Marine-Oberkmdo. bzw. (ab 1863) im Marine- und ab 1868 im Reichskriegsmin. zurück, machte sich um den Bau eines Trockendocks in Pola, eines Arsenals für die Gardasee-Flottille sowie um die Schiffbarmachung der Donau verdient (1860 Obstlt., 1866 Obst.). 1862 holte er sich neue Anregungen bei einer Dienstreise zur Weltausst. nach London. 1869 wechselte T. als Chef der 2. (techn.) Sektion in das neu formierte Techn.-administrative Militär-Komitee in Wien, wo er sich weiterhin mit Küstenbefestigung und Fragen der Donau-Regulierung beschäftigte. Zuletzt fungierte er als Genie-Chef beim Gen.-Kmdo. in Lemberg, wurde 1872 GM und 1873 auf sein Ansuchen pensioniert; danach lebte er in Venedig. Insbes. die unter Erzhg. →Ferdinand Maximilian im Aufbau begriffene Kriegsmarine verdankte T. viel im Bereich der techn. und fortifikator. Ausstattung. 1870 erschien sein Aufsatz über „Allgemeine Grundsätze für die Ausarbeitung von Entwürfen über die Vertheidigungs-Instandsetzung und Genie-Ausrüstung fester Plätze“ (in: Mitth. über Gegenstände des Art.- und Genie-Wesens 1). T. erhielt 1850 das Militärverdienstkreuz sowie 1859 den Orden der Eisernen Krone III. Kl. und war ab 1857 Mitgl. der Ges. Alten Limpurg.

L.: Wurzbach (s. u. Karl Frh. v. T.); W. Wagner, Die obersten Behörden der k. u. k. Kriegsmarine 1856–1918, 1961, S. 136f., 142f.; H. Körner, Frankfurter Patrizier, 1971, S. 230, 321ff.; HHStA, KA, beide Wien.
(A. Schmidt-Brentano)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 501f.
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