Tulka, Josef (1846–nach 1882), Maler

Tulka Josef, Maler. Geb. Neupaka, Böhmen (Nová Paka, CZ), 3. 1. 1846; gest. Italien (?), nach 1882. Sohn eines Händlers und Gastwirts. – T. absolv. das Gymn. in Jičin (Jičín) und zeigte bereits damals Talent für Malerei und Musik (so spielte er Geige und versuchte zu komponieren). 1866–75 stud. er – zunächst gegen den Willen seiner Eltern – an der Prager ABK bei →Antonín Lhota und →Josef Mat(t)hias v. Trenkwald. Mit drei Wandgemälden (Univ.stud., Liebe und Verlobung aus dem Zyklus: Das menschl. Leben von der Wiege bis zum Grab, 1871) beteiligte er sich an der Treppenhausverzierung eines Palasts auf der Prager Kleinseite, der für →Franz Anton d. J. Gf. v. Thun und Hohenstein von Josef Zítek baul. adaptiert wurde. Während seiner Stud.zeit arbeitete T. als Geigenspieler im Theaterorchester, Notenabschreiber, privater Musik- und Zeichenlehrer, unterrichtete an verschiedenen Realschulen und am Akadem. Gymn. in Prag und wirkte auch als Photoretuscheur, etwa Mitte der 1860er-Jahre im bekannten Prager Photobetrieb von Jindřich Eckert. Dieser widmete sich mit T.s Hilfe komponierten Szenen, die er in seinem Atelier arrangierte. 1875 ging T. auf Einladung Trenkwalds nach Wien, wo er bis 1878 mit diesem und mehreren seiner Mitschüler (František Ženíšek, →Maxmilián Pirner und Emmanuel Oberhauser) an der Verzierung der Chorkapellen in der Wr. Votivkirche arbeitete. 1879 nahm er erfolgreich am Wettbewerb für die Lünettenverzierung der Loggia des Prager Nationaltheaters teil. Nach einer Stud.reise nach Italien, wo er sich bes. von der Florentiner Renaissancemalerei inspirieren ließ, erstellte er 1879/80 die Kartons für seine bedeutendste Arbeit, die fünf Lünetten für das Nationaltheater (1881 fertiggestellt): Lied der Liebe, Lied der unterdrückten Freiheit, Lied vom Ruhm, Lied von Glück und Leid, Lied vom Glauben. 1881 kam es bei T. zu einer künstler. und wahrscheinl. auch persönl. Krise: Vor dem Aufbruch zu seiner zweiten Stud.reise nach Italien vernichtete er viele seiner Arbeiten. Anfang 1882 verließ er Prag, im letzten Brief an seine Familie äußerte er die Absicht, in ein italien. Kloster einzutreten; seine Spur verliert sich in Padua. T. engagierte sich auch in der Künstler- und Literatenvereinigung Umělecká beseda, deren Konzept einer tschech., national definierten Malerei sich auf die sog. Generation des Nationaltheaters stützte. Vorrangig widmete er sich der hist. nazaren. Gemäldekunst, seine Werke basieren themat. auf religiösen Sujets sowie auf der tschech. Mythol. und Geschichte und sind von Literatur und Allegorien inspiriert. Seine Ölgemälde und Zeichnungen werden in der Národní galerie in Prag aufbewahrt und sind auch in Privatsmlgg. vertreten.

L.: Thieme–Becker; Toman; B. Vavroušek, J. T. Román života a dílo, 1940; M. Freimanová, J. T., 1965; P. Scheufler, in: Acta Musei Pragensis 87, 1987, S. 27; Nová enc. českého výtvarného umění 2, ed. A. Horová, 1995; Dějiny českého výtvarného umění 3: 1780–1890, 1–2, 2001, s. Reg.; M. Marek, Kunst und Identitätspolitik …, 2004, s. Reg.
(M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 507f.
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