Tumlirz, Karl (Carl); eigentl. Tumliř  (1854–1936), Pädagoge

Tumlirz Karl (Carl), eigentl. Tumliř, Pädagoge. Geb. Moldau, Böhmen (Moldava, CZ), 24. 3. 1854; gest. Graz (Stmk.), 10. 4. 1936. Sohn des Zollbeamten Franz Tumliř (gest. 1878), Bruder von →Ottokar T., Vater des Psychologen und Pädagogen Otto T. (geb. Rosenberg, Böhmen / Rožmberk nad Vltavou, CZ, 23. 7. 1890; gest. Graz, 3. 1. 1957), eines Vertreters der Rassenideol. des NS-Regimes; ab 1878 verheiratet mit Marie T., geb. Maschka, Tochter des Grundbuchführers von Kaaden. – T. besuchte ab 1864 das Staatsgymn. in Eger, ab 1869 das Neustädter Piaristengymn. in Prag. Nach der Matura 1872 stud. er zunächst Med. an der dortigen Univ., wechselte aber bald, angeregt von Otto Benndorf (→Friedrich August Otto Benndorf), zur klass. Philol. 1873–74 Einjährig-Freiwilliger beim Feldjägerbaon. Nr. 13 in Prag, war T. Mitgl. im akadem. Corps Moldavia und unterrichtete ab 1875 als Supplent am Kommunal-Obergymn. in Kaaden; 1877 Lehramtsprüfung in klass. Philol., 1878 Dr. phil. Ab 1877 w. Lehrer am Staats-Realgymn. in Krumau, nahm T. im Sommer 1878 mit dem Feldjägerbaon. an der Okkupation Bosniens teil und war u. a. bei Sarajevo im Einsatz. Aus T.’ Militärzeit stammte auch seine Bekanntschaft mit →Friedrich Frh. v. Georgi. 1879 erhielt T. eine def. Lehrerstelle am Staatsgymn. Smichow (Praha); 1880 legte er die Lehramtsprüfung für Dt. ab. 1881 erreichte T. seine Versetzung nach Wien, wo er am Staatsgymn. Wien-Leopoldstadt tätig war. Damit erhielt er die Möglichkeit, neben seiner pädagog. sowie wiss. und literar. Tätigkeit – 1879 erschien sein erster Lyrikband „Gedichte“, 1881 sein erstes Schulbuch „Tropen und Figuren nebst einer kurzgefassten deutschen Metrik“, 1884 eine „Deutsche Grammatik für Gymnasien“ – auch im Bereich der Standesvertretung und -politik aktiv zu werden. Im Ver. Mittelschule war T. führender Funktionär, 1887 Mitbegründer und bis 1892 Red. der gleichnamigen Z. Er war bei den ersten Dt.-österr. Mittelschultagen Schriftführer bzw. Organisator und verf. zahlreiche standespolit. und pädagog. Artikel, in denen er u. a. die Gleichstellung der Prof.schaft mit den Beamten und Militärs sowie einzelne reformpädagog. Elemente (z. B. eine alters- und reifegemäße Disziplinarordnung in den Schulen) forderte. 1892 wurde T. Dir. des Ober-Gymn. in Czernowitz, zwei Jahre später Landesschulinsp. der Bukowina. Fragen der Schulverwaltung, der Unterrichtssprache und der Volksschullehrerausbildung, bes. aber der Kampf um die Alphabetisierung standen nun im Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Daneben befasste er sich mit dem Dt.unterricht für Schüler mit nichtdt. Muttersprache und gab zahlreiche Schulbücher für alle Schultypen heraus. Ab 1905 Landesschulinsp. für Volks- und Bürgerschulen in Graz sowie für Lehrerbildungsanstalten in der Stmk., trat T. 1918 i. d. R. Seine Zielsetzungen in Sachen Schulentwicklung, Schulaufsicht und Lehrerbildung, die T. in der Bukowina entwickelt hatte, führte er in Graz fort. In rascher Folge erschienen Lehrbücher zur dt. Sprache für Mittelschulen, Bürgerschulen sowie für Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten. Im Bereich der Lehrerausbildung wurde T. in den letzten Jahren der Monarchie tonangebender Reformvertreter, nicht zuletzt durch seine Tätigkeit als Red.leiter der von ihm mitbegründeten „Österreichischen Zeitschrift für Lehrerbildung“. Nach 1918 verstärkte T. seine dt.nationalen Ansichten und publ. in den „Monatsheften für deutsche Erziehung“, deren Red. von seinem Sohn Otto T. geleitet wurde. 1900 wurde T. Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl., 1914 HR.

Weitere W.: s. K. T. (1854–1936) über Schulreform im allg. und Lehrerbildung im bes., ed. E. Lechner, 2 Tle., 1999.
L.: Grazer Montag, 11. 4. 1936; Eisenberg 1; Kürschner, Gel.Kal., 1925; R. Wurzer, FS zur hundertjährigen Gedenkfeier der Gründung des Gymn. 1808 … 1908, 1909, S. 219f.; E. Lechner, in: MIÖG 107, 1999, S. 345ff.; Stmk. LA, Graz, Stmk.; Mitt. Elmar Lechner, Klagenfurt am Wörthersee, Ktn.
(O. Achs)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 1
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