Tumlirz, Ottokar; eigentl. Tumliř (1856–1928), Physiker und Lehrer

Tumlirz Ottokar, eigentl. Tumliř, Physiker und Lehrer. Geb. Weipert, Böhmen (Vejprty, CZ), 17. 11. 1856; gest. Innsbruck (Tirol), 4. 5. 1928. Sohn des Zollbeamten Franz Tumliř (gest. 1878), Bruder von →Karl T. – Nach Besuch des Untergymn. in Eger und des Neustädter Piaristengymn. in Prag stud. T. ab 1874 Physik, Mathematik und Phil. an der Univ. Prag, u. a. bei →Ernst Mach, →Ferdinand Lippich und Heinrich Durège; 1878 Lehramtsprüfung für Gymn., 1879 Dr. phil. Ab 1878 Ass. Machs an der Lehrkanzel für Experimentalphysik, habil. er sich 1882 für Physik und wechselte 1890 als Ass. von →Josef Stefan an dessen Inst. nach Wien; 1891 ao. Prof. für mathemat. Physik. 1892–1905 lehrte T. an der Univ. Czernowitz, wo er 1894 zum o. Prof. für theoret. Physik ernannt wurde. 1886 lernte er auf einer Auslandsreise zahlreiche physikal. Inst. kennen. 1905 folgte er einem Ruf an die Univ. Innsbruck; 1925 i. R. T. arbeitete auf fast allen Gebieten der Physik. In seinen frühen Arbeiten befasste er sich mit Akustik, insbes. mit der Ausbreitung von Schallwellen, und Optik, später umfassten seine Forschungen spezielle Fragen zur Thermodynamik (wobei er v. a. Versuche zu Unterkühlung, Verdampfungs-, Lösungs- und Erstarrungswärme durchführte) sowie zu Potentialtheorie, theoret. Mechanik und Elektromagnetismus. 1883 veröff. er das erste dt.sprachige Lehrbuch über die Maxwellʼsche Lichttheorie („Die elektromagnetische Theorie des Lichtes“), das 1892 auch ins Französ. übers. wurde. Seine Monographie „Das Potential und seine Anwendung zu der Erklärung der elektrischen Erscheinungen“, 1884, die er insbes. für Elektrotechniker verf., fand ebenso internationale Anerkennung und wurde ins Italien. und 1889 ins Engl. übers. 1892 berechnete er die Dichte der Erde aus der Schwere und der Abplattung, 1908 beschrieb er eine Methode zum Nachweis und zur Messung der Achsendrehung der Erde durch Sichtbarmachung von Strömungslinien in Flüssigkeiten. T. war ab 1889 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina sowie ab 1904 k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien.

Weitere W.: s. Poggendorff.
L.: NFP, 8. 5. 1928; Almanach Wien 78, 1928, S. 188ff.; Poggendorff 3–5 (m. W.); Die Fächer Mathematik, Physik und Chemie an der Phil. Fak. zu Innsbruck bis 1945, ed. F. Huter, 1971, s. Reg.; Die Ges. zur Förderung dt. Wiss., Kunst und Literatur in Böhmen 1891–1945, 1994, S. 384; UA, Innsbruck, Tirol; Národní archiv, Praha, Státní oblastní archiv, Litoměřice, beide CZ.
(D. Angetter – M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 1f.
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