Tupetz, Theodor (1852–1938), Historiker, Pädagoge und Fachschriftsteller

Tupetz Theodor, Historiker, Pädagoge und Fachschriftsteller. Geb. Fugau, Böhmen (Fukov, CZ, aufgelassen), 8. 11. 1852; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 12. 4. 1938. Sohn eines Zollbeamten. – T. musste in seiner Kindheit aufgrund der berufl. Tätigkeit des Vaters oft den Wohnsitz wechseln. Nach dem Besuch der Gymn. in Komotau und Pilsen stud. er 1871–75 an der Univ. Prag Geschichte, u. a. bei →Anton Gindely, Geographie und Dt. Philol. 1875 trat er in den Schuldienst ein, zunächst als Supplent, ab 1877 als Hauptlehrer an der dt. Lehrerbildungsanstalt in Prag; 1878 Dr. phil. nach Abfassung seiner Diss. „Der Türkenfeldzug von 1739 und der Friede zu Belgrad“ (in: Hist. Z. 40, 1878). Im selben Jahr legte er die Lehramtsprüfung für österr. Gymn. ab. Nach der Teilung der Prager Univ. habil. sich T. 1884 an der dt. phil. Fak. für neuere dt. Geschichte mit der Arbeit „Der Streit um die geistlichen Güter und das Restitutionsedict (1629)“ (in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 102, 1883). 1888 erhielt er eine Stelle als Dir. an der Lehrerbildungsanstalt in Trautenau, 1891 wurde er zum Landesschulinsp. für Volksschulen und Lehrerbildungsanstalten mit dt. Unterrichtssprache und zum Landesschulrat ernannt. Darüber hinaus fungierte er als Dir. der dt. Sektion bzw. der dt. Abt. des Landesschulrats in Böhmen. 1921 trat er i. d. R. In jüngeren Jahren widmete sich T. der Geschichte der böhm. Länder und arbeitete auch am 15. Bd. des sog. Kronprinzenwerks „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ (1896) mit einem Beitr. zur Geschichte Böhmens 1526–1612 mit. Weiters gab er in der Reihe „Schulausgaben pädagogischer Klassiker“ (1896ff.) Werke aus dem 17.–19. Jh., u. a. von Jan Komenský, Johann Heinrich Pestalozzi, Jean-Jacques Rousseau und →Vinzenz Milde, mit einem Kommentar heraus. Mit seinem erziehungswiss. Wirken hängt die Autorenschaft einer ganzen Reihe pädagog. und hist. Lehrbücher zusammen, die in der gesamten Monarchie verbreitet waren und mehrmals aufgelegt wurden, darunter „Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie. Verfassung und Staatseinrichtungen derselben“, die erst ab der 2. Aufl. 1891 T. zuzuordnen ist (8. Aufl. 1913). T. nahm auch großen Anteil am gesellschaftl. Leben der Dt. in Böhmen; u. a. war er Mitgl. des Ver. für die Geschichte der Dt. in Böhmen, des Dt. Kulturverbands sowie Gründungsmitgl. der Ges. zur Förderung dt. Wiss., Kunst und Literatur in Böhmen, der späteren Dt. Ges. der Wiss. und Künste für die Tschechoslowak. Republik. Ab 1914 fungierte er als Vizepräs. der Dt. Landeskomm. für Kinderschutz und Jugendfürsorge, die er ebenfalls mitbegründet hatte. Als Mitgl. des Dt. Stenographenver. machte er sich um die Verbreitung der Gabelsberger’schen Stenographie verdient. 1902 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl. 1913 HR, nach der Gründung der Tschechoslowakei Min.rat.

Weitere W.: Die bair. Herrschaft in Böhmen. 1741–42, in: Hist. Z. 42, 1879; Geschichte der Erziehung und des Unterrichtes für Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten, 1891, 5. Aufl. 1911; Bilder aus der Geschichte für Bürgerschulen des Tschechoslowak. Staates, 1921 (gem. m. R. Krauss). – Teilnachlässe: Literární archiv PNP, Archiv Národního muz., beide Praha, CZ.
L.: Bohemia, 6. 11. 1912; Prager Abendbl., 7. 9. 1916; Dt. Ztg. Bohemia, 13. 4. 1938; Masaryk; Wer ist’s?, 1909; K. Heck, Geschichte der Schule „Gabelsberger“ 2, 1905, S. 15ff.; A. Dolenský, Biografický slovník žijících kulturních pracovníků a pracovnic, 1936; Naučný slovník aktualit, 1939; Učitelé v práci a v boji, ed. O. Kodedová, 1971, s. Reg.; Mitt. des Sudetendt. Archivs 93, 1988, S. 69; H. Hošková, Fukov / Fugau. Vzpomínka na zničenou vesnici / Erinnerung an das vernichtete Dorf, 2010, S. 43, 87 (m. B.).
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 6f.
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