Tuppy, Karl (1880–1939), Jurist

Tuppy Karl, Jurist. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 1. 1. 1880; gest. KZ Sachsenhausen, Dt. Reich (D), 15. 11. 1939; röm.-kath. Sohn des Tuchwalkmeisters Eduard T. und dessen Frau Maria T., geb. Exner, Vater von Peter T. (geb. 26. 4. 1923; gefallen 1944) und des Chemikers und Univ.Prof. Hans T. (geb. Wien, 22. 7. 1924), 1987–89 Bundesminister für Wiss. und Forschung; ab 1922 verheiratet mit Emma (Emmy) T., geb. Grossmann (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 10. 8. 1901). – T. maturierte am II. Dt. Gymn. in Brünn, stud. 1899–1903 an der jurid. Fak. der Univ. Wien (1904 Dr. iur.) und absolv. 1907 die Richteramtsprüfung; 1909–13 Richter beim Kreisgericht St. Pölten, bis 1915 beim Landesgericht Wien (in Strafsachen). 1915–19 war er als stellv. Staatsanwalt in Wr. Neustadt und danach als Staatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Wien tätig (1928 Gruppenleiter, 1936 HR, ab 1937 Leitender Erster Staatsanwalt). T., dessen Weltbild als liberal und humanist. umrissen werden kann, vertrat als Erster Staatsanwalt die Anklage im Militärgerichtsprozess im Landesgericht für Strafsachen Wien I gegen die nationalsozialist. Putschisten bzw. Dollfuß-Attentäter vom Juli 1934 Otto Planetta und Franz Holzweber, die noch im selben Monat zum Tod verurteilt und hingerichtet wurden. 1935 klagte er weiters die prominenten Juliputschisten →Anton Rintelen d. J. und →Otto Steinhäusl an. Nach dem Anschluss rächten sich die Nationalsozialisten: Bereits im März 1938 wurde T. in seiner Wohnung in Wien 19 von der Gestapo verhaftet und schließl. gemäß § 4 der Verordnung zur Neuordnung des österr. Berufsbeamtentums entlassen. Nach 20-monatiger Haft im Polizeigefangenenhaus Wien (laut Gestapo-Vermerk kam „mangels strafbarer Tatbestände“ ein Strafverfahren gegen T. nicht infrage) wurde T. im November 1939 in das KZ Sachsenhausen eingeliefert und dabei durch SS-Angehörige der Polit. Abt. so schwer misshandelt, dass er unmittelbar darauf starb.

L.: R. Jirka, Hdb. der Grabstätten von Persönlichkeiten auf dem Grinzinger Friedhof zu Wien, 1986; E. Wantoch, in: profil 18, 1987, Nr. 27, S. 45ff. (m. B.), Nr. 28, S. 46ff. (m. B.), Nr. 29, S. 46ff., Nr. 30, S. 40ff.; H. Tuppy, in: Demokratie und Geschichte 4, 2000, S. 58ff.; DÖW, Pfarre Grinzing, UA, WStLA, alle Wien; Moravský zemský archiv v Brně, Brno, CZ.
(F. Forsthuber)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 7
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