Turner, Pavel (Paul); Ps. Ahasver, Dr. Ahasverus (1842–1924), Publizist und Mäzen

Turner Pavel (Paul), Ps. Ahasver, Dr. Ahasverus, Publizist und Mäzen. Geb. Planitzen, Stmk. (Planica, SLO), 21. 1. 1842; gest. Maribor, Kg.reich der Serben, Kroaten und Slowenen (SLO), 25. 9. 1924; röm.-kath. Sohn des Bergbauern Josef T. – T. besuchte das Gymn. in Marburg an der Drau sowie in Fiume; 1865 Matura in Marburg. 1865–68 stud. er an der Univ. Wien klass. Philol. I. d. F. reiste er über Prag, Berlin und Cuxhaven nach England. In Hull arbeitete T. in der Kreditagentur eines Bekannten und verkehrte im Hull Young People’s Christian and Literary Inst. mit Intellektuellen. Von der jüd. Bankiersfamilie Biedermann als Hauslehrer engagiert, lernte er in deren Haus einflussreiche Persönlichkeiten des polit. und kulturellen Lebens kennen (etwa Benjamin Disraeli, William Ewart Gladstone und John Stuart Mill). 1869–72 stud. er an der jurid. Fak. der Univ. Wien u. a. bei →Lorenz v. Stein, 1873 prom. er an der Univ. Straßburg mit der rechtswiss. Diss. „Eine vergleichende Darstellung des germanischen und slawischen Familienrechts“ (tw. publ. als „Slawisches Familienrecht“, 1874). I. d. F. bewarb er sich erfolglos um eine Dozentur in Agram, arbeitete erneut als Hauslehrer in Budapest und übersiedelte 1885 nach Wien. Dort förderte und unterstützte er eine Reihe slowen. Studenten, u. a. die späteren Dichter Josip Cimperman, →Peter Miklavec und den Bildhauer Franc Berneker (dieser schuf u. a. die Büste für T.s Grab auf dem Friedhof Pobrežje, Maribor). 1903 übersiedelte T. nach Marburg an der Drau, wo sein „Tusculum Turnerianum“ zu einem Treffpunkt von Intellektuellen wurde. Weiters förderte er Bildungseinrichtungen und Kulturver., wie etwa den Ciril- und Method-Ver. T.s frühe literar. Versuche (Ged. und Prosa) waren inhaltl. vom Illyrismus geprägt. Ab den 1860er-Jahren standen publizist. Arbeiten (Reisebeschreibungen, Wirtschaftsberr., Biographien, Feuilletons, pädagog. Ratgeber sowie gesellschaftspolit. Kommentare zum Zeitgeschehen) für die Z. „Novice“, „Ljubljanski Zvon“, „Kres“ u. a. im Mittelpunkt. Polit. vertrat T. einen liberal-demokrat. Standpunkt, war ein Gegner absolutist. Regierungsformen und trat für das allg. Wahlrecht ein. Ab 1869 war er Mitgl. des Wr. akadem. Ver. Slovenija. Einer Stiftung für Stipendien an der 1919 gegr. Univ. Ljubljana vermachte T. sein gesamtes Vermögen, bis 1941 kam eine Reihe bekannter slowen. Wiss. in den Genuss dieser Förderung. Seine große Bibl. hinterließ er dem Hist. Ver. und der öff. Bücherei in Maribor. T.s Lebenserinnerungen „Spomini iz mojega življenja“ wurden 2001 von Mateja Matjašič Friš hrsg. (in: Studia Historica Slovenica 1, Turnerjev zbornik); seine umfangreiche Korrespondenz wird seit 2005 auf Slowen., Engl. und Dt. wissenschaftskrit. ed. („Korespondenca Dr. Pavla Turnerja …“, ed. D. Friš – M. Matjašič Friš).

L.: Osebnosti; SBL; D. Majcen, in: Odmevi 1, 1930, Nr. 3, S. 64ff. (m. B.); F. Rozman, in: Framsko. Zgodovina Frama z okolico, ed. V. Stavbar u. a., 2013, S. 237ff.; T. Smolej, Etwas Größeres zu versuchen und zu werden. Slowen. Schriftsteller als Wr. Studenten (1850–1926), 2014, s. Reg.; UA, Wien.
(M. Reichmayr)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 12f.
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