Tuzer, P. Dismas (Anton Franz) (1779–1856), Ordensmann, Lehrer und Historiker

Tuzer P. Dismas (Anton Franz) OFM, Ordensmann, Lehrer und Historiker. Geb. Unterinn, Tirol (Unterinn am Ritten/Auna di Sotto, I), 28. 10. 1779; gest. Kaltern, Tirol (Kaltern an der Weinstraße/Caldaro sulla Strada del Vino, I), 29. 9. 1856; röm.-kath. Sohn des Bauern Paul T. und von Eva T., geb. Rottensteiner, Onkel von P. Alois T. und P. Anton T. (beide s. u.). – Nach Besuch des Gymn. in Bozen arbeitete T. dort als Hauslehrer bei der bekannten Bürgerfamilie v. Mayrl. 1796 ging er zum Phil.stud. nach Innsbruck, wo er den Theol.prof. und Franziskaner P. Herkulan Oberrauch kennenlernte. Auf dessen Anraten trat T. 1798 in den Franziskanerorden ein und wurde 1802 zum Priester geweiht. I. d. F. wirkte er als Lehrer an den Franziskanergymn. in Hall in Tirol (1802–06) und Bozen (1806–07). Nach Aufhebung des Bozner Gymn. 1807 kam er als Lektor für Kirchengeschichte an die ordenseigene Lehranstalt in Schwaz, wo er 1809 den Tiroler Freiheitskampf miterlebte und die Zerstörung der Stadt bei der Einnahme durch die bayer. Truppen dokumentierte. Von Ende 1809 bis 1825 lebte T. wieder in Bozen, wo er als Theol.lektor und ab 1816 als Präfekt des dortigen Gymn. wirkte. 1824 wurde er zum Provinzial der Tiroler Franziskanerprov. gewählt und übersiedelte im folgenden Jahr nach Hall, wo er 1827–38 erneut das dortige Gymn. leitete. 1838 wieder nach Bozen zurückgekehrt, wirkte er als Chronist, Präfekt des Gymn. (1838–48) und Provinzial (1839–42). Den Lebensabend verbrachte er im Kloster Kaltern. 1850 erhielt er die goldene Verdienstmedaille pro piis meritis. Sein Nachlass befindet sich im Archiv der Franziskanerprov. Austria in Hall. Sein Neffe P. Alois T. OFMCap (geb. Unterinn, 7. 8. 1814; gest. Bozen, Tirol / Bozen/Bolzano, I, 12. 12. 1881; röm.-kath.) trat 1831 in den Kapuzinerorden ein und wirkte von 1839 bis zu seinem Tod als Lektor für Kirchenrecht und Pastoraltheol. an der ordenseigenen Hauslehranstalt in Bozen. Neben seiner Lehrtätigkeit stand er dem dortigen Kloster als Guardian vor und fungierte als Definitor in der Leitung seiner Ordensprov. Ein weiterer Neffe, P. Anton T. SJ (geb. Unterinn, 16. 4. 1817; gest. Innsbruck, Tirol, 8. 3. 1893; röm.-kath.), trat 1835 in Graz in den Jesuitenorden ein und wurde 1843 zum Priester geweiht. Er arbeitete zuerst als Gymn.lehrer für Grammatik in Innsbruck und wurde dann Prof. für Kirchenrecht und Exegese an der dortigen ordenseigenen Lehranstalt. Im Zuge der Vertreibung der Jesuiten 1848 war er ein Jahr lang als Hilfspriester im Zillergrund tätig, bis er schließl. ins Exil ins französ. Vals ging. 1856 konnte er wieder nach Innsbruck zurückkehren und unterrichtete bis 1888 als Prof. für Hl. Schrift und hebräische Sprache an der neu gegr. theol. Fak., wo er auch die Bibl. betreute.

W.: Beispiele christl. Vollkommenheit oder kurze Lebensbeschreibung der Hll. und Seligen aus den drei Orden des hl. Franziskus Seraphicus, 1850; P. D. T. Lebenserinnerungen, ed. M. Straganz, in: Spiritus et Vita 9–11, 1929–31, 13–16, 1933–36; Chronik der Tiroler Franziskanerprov. von 1765 bis 1837, ebd. 16–19, 1936–39; Berr. zum Jahr 1809 nach franziskan. Quellen, III. Aus den Aufzeichnungen des P. D. T., in: Der Freiheitskampf im Unterinntal 1809, ed. O. Ruggenthaler, 2009. – Alois T. (s. auch Neuner): Kurzgefaßte Erklärung der liturg. Bestandtheile des hl. Meßopfers, 1847.
L.: Dolomiten, 29. 9. 1956; Wurzbach (s. Anton T.); F. Orgler, in: Programm des K.k. Ober-Gymn. der Franciscaner zu Hall … 1880/81, 1881; Tiroler Heimatbll. 32, 1957, S. 33f.; Archiv der Franziskanerprov. Austria, Hall in Tirol. – Alois T.: C. Neuner, Literar. Tätigkeit in der Nordtiroler Kapuzinerprov., 1929, S. 385 (m. W.); O. Unterasinger, in: Unser Gymn. ... Öff. Gymn. der Franziskaner Hall in Tirol, 1987, S. 31f.; Der Schlern 78, 2004, H. 2, S. 52. – Anton T.: E. Bülow, Hundert Lebensbilder aus der österr.-ung. Prov. der Ges. Jesu, 1902, S. 199ff.
(P. Hollaus)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 23
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>