Twardowski, Bolesław (1864–1944), Erzbischof

Twardowski Bolesław, Erzbischof. Geb. Lemberg, Galizien (L’viv, UA), 18. 2. 1864; gest. ebd., 22. 11. 1944; röm.-kath. Sohn des Verwaltungssekr. an der Bibl. des Ossolineums Marceli T. (geb. Porchowa, Galizien / Porochova, UA, 3. 6. 1830; gest. Lemberg, 8. 6. 1877) und dessen Frau Franciszka T., geb. Stańkowska (geb. Barysz, Galizien / Baryš, UA, 1832; gest. Lemberg, 5. 7. 1867), Cousin von →Kasimir T. (v. Skrzypna Ogończyk) und Juliusz T. (v. Skrzypna Ogończyk). – Nach dem frühen Tod der Mutter wuchs T. in einem von geistl. Schwestern geführten Heim in Biłka Szlachecka auf, später besuchte er das Gymn. in Lemberg, wo er 1882 maturierte. 1882–86 Zögling des dortigen Priesterseminars, stud. T. daneben an der theol. Fak. der Univ. 1886 empfing er durch →Seweryn Morawski die Priesterweihe. Ein Stud. an der Gregoriana in Rom 1886–88 schloss er mit dem Doktorat in Kirchenrecht ab. Nach seiner Rückkehr nach Lemberg wirkte er dort 1888–95 als Präfekt am Priester- sowie 1889–95 als Katechet am städt. Lehrerseminar. 1895 wurde er zum Kanzler und Referenten des Lemberger Metropolitankonsistoriums ernannt. Diese Funktionen hatte er bis 1902 inne, als er die Pfarre Maria von der immerwährenden Hilfe in Tarnopol übernahm. Dort ließ er eine monumentale neue Pfarrkirche und mehrere Filialkapellen errichten. Daneben setzte er wichtige Impulse für das kirchl. Leben sowie die Seelsorge in der Region. 1918 gab er diese Funktion ab und wurde Kanonikus des Lemberger Metropolitankapitels, wenige Monate später erfolgte seine Ernennung zum Lemberger Weihbischof. 1923 wurde er zum Erzbischof von Lemberg konsekriert. In der Zeit seines Erzepiskopats setzte er das Werk seines Vorgängers →Józef Bilczewski fort. Er errichtete neue Pfarren, bemühte sich um eine Steigerung der geistl. Berufungen und unterstützte die Aktivitäten der Kath. Aktion sowie anderer kirchl. Ver. In seinen Äußerungen zu Politik und Ges. vertrat er die poln. Staatsräson und warnte vor dem Kommunismus (bes. in seinem Hirtenbrief „Komunizm i jego zasady“, 1937). Obschon sich sein Gesundheitszustand nach Ausbruch des 2. Weltkriegs verschlechterte, blieb er ein aktiver Oberhirte. So versuchte er den von ukrain. Nationalisten verübten Massenmord an Polen im östl. Kleinpolen zu stoppen und beteiligte sich während der dt. Besatzung aktiv an Rettungsaktionen für Juden. 1908 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl.

L.: A. Medyński, Ks. arcybiskup dr B. T. 1886–1936, 1936; G. Chajko, Arcybiskup B. T. (1864–1944) ..., 2010 (m. B.); A. Brożek, Kazimierz T. Die Wr. Jahre, 2011, s. Reg.
(G. Chajko)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 25f.
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