Udel (Udl), Carl (Karl) (1844–1927), Cellist, Sänger und Komponist

Udel (Udl) Carl (Karl), Cellist, Sänger und Komponist. Geb. Warasdin (Varaždin, HR), 6. 2. 1844; gest. Wien, 27. 1. 1927 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Wr. Zentralfriedhof). Sohn des Warasdiner Stadtorganisten, Kapellmeisters und Komponisten Johann (Ivan) U. (geb. Jahringhof, Stmk. / Jarenina, SLO, 27. 12. 1814; gest. Warasdin, 27. 11. 1869), von dem er seinen ersten Musikunterricht erhielt, Bruder des Chorleiters Felix (Feliks) U. (1851–1928). – U. stud. ab 1859 am KdM, vermutl. 1859/60 Violine bei Carl Heißler, ab 1860/61 dann Violoncello bei →Karl Schlesinger (Nebenfächer: 1860–63 Klavier, Generalbass/Kontrapunkt, 1862/63 kurz auch Violone, ab 1863/64 zudem Kammermusik- und Orchesterübungen bei Joseph Hellmesberger d. Ä.). Sein erstes fixes Engagement hatte er ab Herbst 1860 oder Beginn 1861 bis Juni 1863 als Bratschist – neben Hans Richter – im Orchester des neu eröffneten Kaitheaters von →Karl Treumann, worunter sein Stud. stark litt. Bereits im Fasching 1860 soll U. Viola in der Kapelle von →Johann Strauss (Sohn) gespielt haben, zudem war er als Orchestermusiker am Theater an der Wien beschäftigt. 1867 erhielt er ein Engagement als Violoncellist am Budapester Nationaltheater – vermutl. der Grund für seinen Abgang vom Konservatorium im April 1867 ohne Abschlussprüfung. U.s Budapester Tätigkeit war nur von kurzer Dauer, noch vor 1869 spielte er an verschiedenen Wr. Theatern (Carltheater, Theater in der Josefstadt). 1869 wurde er Mitgl. des Wr. Hofopernorchesters und der Wr. Philharmoniker (1879/80 Komiteemitgl.), musste die Stelle jedoch aufgrund eines Handleidens Ende 1880 aufgeben; 1904 erblindete er. Am KdM unterrichtete U. 1874/75 sowie 1876/77 Violoncello als Supplent für →Heinrich Röver und 1877–97 als o. Lehrer (1881 Prof.). Neben seiner Tätigkeit als Cellist und Pädagoge wirkte er als Klavierbegleiter von →Jakob Moritz Grün auf dessen Konzertreisen und widmete sich ab Beginn der 1870er-Jahre auch zunehmend dem kom. Liedgesang. 1873–75 stud. er am KdM daher noch Gesang bei →Hans Frh. v. Rokitansky, Mimik bei →Leo Hermann sowie Attitude und Tanz bei →Julius Price. Ab 1871 sang er (2. Tenor) im Komischen Quartett des Wr. Männergesang-Ver., das ab 1880 als U.-Quartett bezeichnet wurde und bis nach 1900 in unterschiedl. Besetzungen (u. a. mit Viktor Keldorfer) sehr erfolgreich in verschiedenen europ. Städten auftrat. →Josef Bayer, →Franz Blümel, Franz v. Gernerth, →Carl Hutterstrasser, →Adolf Kirchl, →Karl Ferdinand Kohn, Joseph Piber, →Johann Sioly, Carl Weinberger und andere schrieben für das Quartett Kompositionen. U. war Träger mehrerer ausländ. Ausz. (u. a. Ritter des griech. Erlöser-Ordens). Teilnachlässe befinden sich in der Musiksmlg. sowie der Hss.-Smlg. der Wienbibl. im Rathaus, Wien.

W.: Tanzmusik für Klavier; Smlg. nö. Volkslieder für Männerquartett.
L.: Czeike (s. Udelweg); Eisenberg 1; Kosel 1; oeml; SBL; C. F. Pohl, Die Ges. der Musikfreunde des österr. K.staates und ihr Conservatorium, 1871, S. 181; Ber. des Conservatoriums … 1874–75, 1875, 1876–77, 1877, 1877–78, 1878, 1881–82, 1882, 1896–97, 1897; Das Quartett U. in Wien, 1896 (m. B.); R. v. Perger – R. Hirschfeld, Geschichte der k. k. Ges. der Musikfreunde in Wien, 1912, S. 324; Wr. Philharmoniker …, 1942, S. 121; K. Adametz, Hundert Jahre Wr. Männergesang-Ver., 1943, s. Reg.; W. Beetz, Das Wr. Opernhaus. 1869 bis 1945, 1949, S. 93; F. J. Ewens, Lex. des dt. Chorwesens, 1954; C. Hellsberg, Demokratie der Könige. Die Geschichte der Wr. Philharmoniker, 1992, s. Reg.; R. S. Budig u. a., Wr. Zentralfriedhof. Ehrengräber …, 2002, s. Reg.; Archiv Wr. Philharmoniker, Ges. der Musikfreunde in Wien, beide Wien; Nadškofijski arhiv Maribor, SLO.
(Ch. Fastl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 38
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