Udina (Udina Algarotti), Nikola (Nicolaus, Niccolò); nannte sich ab etwa 1819 Algarotti (1791–1838), Sammler und Priester

Udina (Udina Algarotti) Nikola (Nicolaus, Niccolò), nannte sich ab etwa 1819 Algarotti, Sammler und Priester. Geb. Veglia, Republik Venedig (Krk, HR), 27. 11. 1791; gest. Wien, 6. 7. 1838. Nach Absolv. des Gymn. in seiner Geburtsstadt besuchte U. 1814–18 das erzbischöfl. Seminar in Spalato, wurde 1818 zum Priester geweiht und ging nach Laibach, um seine Dt.kenntnisse zu verbessern. 1820 begann er ein Stud. an der theol. Fak. in Wien, das er jedoch nicht abschloss. Kurze Zeit war U. Katechet an der dt.-italien. Knaben-Hauptschule und an der Mädchenschule in Veglia, wurde aber schon im Juni 1824 zum Lehrer der italien. Sprache und Literatur am Lyzeum in Salzburg ernannt. Dort blieb er mehr als zehn Jahre, obwohl er unter Gesundheitsproblemen und den klimat. Bedingungen litt. Ab 1835 bis zu seinem Tod bekleidete er die Dir.stelle bei der Patronatskirche zu St. Anna in Wien. U. hatte schon als 20-Jähriger mit seiner Sammeltätigkeit begonnen: Bücher, Musik-Hss. und -drucke sowie Musikinstrumente, die er während seiner Aufenthalte in Veglia, Spalato, Laibach, Salzburg und Wien gesammelt hatte, vermachte er testamentar. seiner Geburtsstadt. Sein Nachlass wurde 1840 aus Wien nach Veglia überführt und der Öffentlichkeit kurz danach in Form einer Leihbibl. zugängl. gemacht, die aber aus finanziellen Gründen 1895 geschlossen werden musste. Die über 3.000 Werke umfassende Musiksmlg. befindet sich seit 1935 im Hrvatski glazbeni zavod, dem kroat. Musikinst. in Zagreb. Sie enthält wertvolle Musikalien des 17.–19. Jh., darunter Abschriften von Kompositionen aus Salzburger Kirchen (tw. von U. selbst kopiert), Werke prominenter Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart, aber auch Tiroler Volkslieder. Ferner umfasst sie Autographen von Michael Haydn und einigen lokalen Musikern aus Wien sowie Salzburg und Umgebung (etwa von →Joseph Mathias Kracher), von Komponisten aus dem nördl. und östl. Adriaraum (z. B. Benedetto Pellizzari, Julije Bajamonti aus Spalato) und anderen sowie Erst- bzw. Frühdrucke von Vokal- und Instrumentalkompositionen unterschiedl. Provenienz. Ein Tl. der Musikwerke wurde nachträgl. in die Smlg. aufgenommen, vorwiegend solche aus dem Fonds der lokalen philharmon. Ges. U.s Büchersmlg. befindet sich nach wie vor in der Pfarre Krk. Sie umfasst beinahe 6.000 Bde., darunter Drucke aus dem frühen 16. Jh. (z. B. Augustinus, „De civitate Dei“, 1504), antike Autoren (Xenophon, Homer usw.), Klassiker des 14.–18. Jh. aus Italien (Boccaccio, Petrarca, Galileo, Goldoni, Vasari) und Frankreich (Molière, Rousseau) bis hin zu zeitgenöss. Ausg. (Shakespeare, „The plays“, Wien 1814). Kroat. Drucke sind mit mehrsprachigen Wörterbüchern (Andrija Jambrešić, Josip Voltiggi, →Gioachino Stulli) und theol. Werken zahlreich vertreten. Weniger erforscht und bekannt sind die Hss.: Die älteste ist eine Smlg. von Rezepturen zur Tintenherstellung, wahrscheinl. im späten Mittelalter in einem Kloster auf Pergament geschrieben. Unter den Musikinstrumenten befinden sich 14 Geigen mit Zetteln von Jakob Stainer, Goffredo Cappa, Giovanni Battista Guadagnini, Andrea und Pietro Guarneri, Francesco Ruggeri, Antonio Stradivari, Andrea Amati u. a., drei Bratschen, zwei Violoncelli (Stainer), eine Mandoline (Antonio Monzino) sowie einige Klarinetten und Flöten. Die Instrumente wurden oft ausgeliehen, ihr Aufbewahrungsort wechselte und einige sind verlorengegangen. Auch ihre Authentizität ist fragl. U.s Smlg. ist die größte Privatsmlg. in Kroatien und zeugt von den aufklärer. Bestrebungen ihres kultivierten Besitzers sowie der mitteleurop. und mediterranen Kultur des frühen 19. Jh.

L.: A. Pilepić, in: Sveta Cecilija 16, 1922, H. 1, S. 16f.; B. Ivančević, in: Jugoslavenske akad. znanosti i umjetnosti, 1965, S. 393ff.; V. Bonifačić, in: Vjesnik bibliotekara Hrvatske 14, 1968, Nr. 1–2, S. 15ff.; V. Katalinić, in: Mitt. der österr. Ges. für Musikwiss. 28, 1995, S. 28ff.; dies., N. A. (U.) … und seine Musiksmlg., musikwiss. Diss. Wien, 1998 (m. B.); dies. u. a., N. U. A., 2010 (m. B.); UA, Wien.
(V. Katalinić)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 38f.
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