Überbacher, Heinrich (1852–1929), Bildhauer

Überbacher Heinrich, Bildhauer. Geb. Bozen, Tirol (Bozen/Bolzano, I), 6. 7. 1852; gest. ebd., 23. 2. 1929; röm.-kath. Sohn des Juweliers Paul Ü. und dessen Frau Anna Ü., geb. Gostner; ab 1928 verheiratet mit Maria Fulterer, einer langjährigen Mitarbeiterin im väterl. Goldschmiedegeschäft. – Ü. erlernte zunächst in der väterl. Werkstatt das Goldschmiedehandwerk, ab 1876 erhielt er eine Ausbildung zum Bildhauer an der ABK in München sowie in Florenz und Rom. 1887 ließ er sich dauerhaft in München nieder und engagierte sich im Rahmen des Vinzenz-Ver. auch sozial. 1922 kehrte er nach Bozen zurück und wurde Mitgl. des dortigen Mus.ver. sowie des Vinzenz-Ver. Am meisten von der zeitgenöss. Presse wahrgenommen wurde seine Arbeit für das vom Architekten Georg Joseph Hauberisser entworfene Peter-Mayr-Denkmal auf dem Pfarrplatz in Bozen (Steinmetzarbeiten von Leopold Seeber aus Innsbruck), das mit Spenden des Mus.ver. und der Veteranenver. Bozen errichtet und 1900 enthüllt wurde. Im 2. Weltkrieg wurde es durch Fliegerbomben tw. (v. a. die bekrönende Kreuzigungsgruppe) zerstört und abgebaut, 1960 ohne Aufsatz wieder errichtet (die Enthüllung im Februar jenes Jahres war Auftakt zum sog. Knüppelsonntag, bei dem italien. Polizisten wahllos auf die beim Denkmal versammelte Menge einschlugen), 2009 unter Federführung der Schützenkomp. Bozen rekonstruiert und mit einem neugot. Aufsatz versehen, sodass das Denkmal wieder seine Originalhöhe von 8,5 m aufweist. Weiters schuf Ü. Plastiken für Grabstätten auf dem Münchner Ostfriedhof (Pietà für das Grab von Georg Ritter v. Orterer) sowie in Bremen, Hamburg und Kaltern (Grabmal der Familie von Buol). Zu seinen weiteren Arbeiten zählen Plastiken für die Ursulakirche (vier Kolossalfiguren in Stein für die Querschiffnischen) und für das Vinzentinum (Statue des Hl. Vinzenz von Paul und Herz-Jesu-Statue), beide in München, den Dom von Freising (lebensgroße Christusstatue, 1909) sowie für die Ursulakirche in Dörfleins bei Bamberg (Muttergottesstatue, 1920). Er fertigte auch wiederholt Krippen (u. a. in Bozen). Ü. schuf fast ausschließl. religiöse Kunst in stilist. Verwandtschaft zu den Nazarenern, bes. zu →Josef Ritter v. Führich. Er war Mitgl. des Ver. für Kirchenkunst und Kunstgewerbe in Tirol und Vbg. Seine Werke präsentierte er u. a. auf der Internationalen Kunstausst. Berlin (1891), im Wr. Künstlerhaus (1894), bei der Ausst. lebender Tiroler Künstler im Gewerbemus. Innsbruck (1902) und auf der Jahresausst. im Münchner Glaspalast (1910).

L.: Dolomiten, 27. 2. 1929, 22. 2. 2010; Thieme–Becker; Der Schlern 10, 1929, S. 325f.; P. Bassetti Carlini – S. Spada Pintarelli, in: Heldenromantik. Tiroler Geschichtsbilder im 19. Jh. von Koch bis Defregger, Innsbruck – Dorf Tirol 1996, S. 41ff. (Kat.); E. Gürtler, in: Kunst in Tirol 2: Vom Barock bis in die Gegenwart, ed. P. Naredi-Rainer – L. Madersbacher, 2007, S. 483; L. Andergassen, Kunstraum Südtirol …, 2007, S. 230; M. Hölzl Stifter, Altarbau des Historismus in Südtirol …, 2013, S. 417.
(E. Hastaba)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 44f.
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