Uexküll-Gyllenband (Üxküll-Gyllenband), Alexander Gf. v. (1836–1915), General

Uexküll-Gyllenband (Üxküll-Gyllenband) Alexander Gf. von, General. Geb. Potsdam, Preußen (D), 2. 10. 1836; gest. Berchtesgaden, Dt. Reich (D), 13. 7. 1915; evang. AB. Sohn des württemberg. Obersthofmeisters Rudolf Gf. v. U.-G. (geb. Babenhausen, Hessen/D, 16. 5. 1809; gest. Ansbach, Bayern/D, 12. 12. 1879) und von seiner Gattin Albertine Eliza Uhde (geb. London, GB, 3. 12. 1817; gest. Stuttgart, Württemberg/D, 12. 1. 1856), Bruder von Alfred Gf. v. U.-G., Onkel von Nikolaus Gf. v. U.-G. (beide s. u.). – U. trat 1854 als Kadett im Ulanenrgt. Nr. 11 in die k. k. Armee ein, avancierte noch im selben Jahr zum Unterlt. 2. Kl. und wechselte 1855 zum 5. Kürassierrgt., in dem er 1857 zum Unterlt. 1. Kl. aufstieg. 1859 zum Oblt. befördert, machte er im Adj.korps des K. die Schlacht von Solferino mit. 1861 RM 2. Kl., kam er 1862 zum 2. Ulanenrgt., wurde 1864 RM 1. Kl. und kämpfte 1866 bei Königgrätz, danach bei Blumenau bei Pressburg. 1869 als Mjr. Flügeladj. des K., begleitete U. →Franz Joseph I. auf dessen Reise nach Athen, Konstantinopel sowie Jerusalem und nahm an der Eröffnung des Suezkanals teil. 1873 Obstlt. im Dragonerrgt. Nr. 14, übernahm er dessen Kommandantur und wurde 1876 zum Obst. befördert. 1880–82 wirkte er als Militärbevollmächtigter in St. Petersburg. Nach seiner Rückkehr übernahm er die Kommandantur über die Kav.brig. Nr. 13. 1882 GM, wurde er ein Jahr später zum Kmdt. der 1. Kav.brig. ernannt (1887 FML), befehligte 1888 die Kav.truppendiv. in Wien, gegen Ende des Jahrs die Kav.truppendiv. in Lemberg sowie 1889 die 32. Inf.truppendiv. Ab 1891 Kmdt. des 6. Korps, fungierte er auch als kommandierender Gen. in Kaschau. 1893 verbrachte er noch einige Zeit als Kmdt. des 1. Korps und kommandierender Gen. in Krakau. 1894–1905 wirkte U. als Korpskmdt. von Wien und wurde 1895 zum Gen. der Kav. und 1905 zum Gen.-Armee-Insp. ernannt. 1907 Gen.truppeninsp. und Kmdt. des 4. Budapester Korps, wurde er 1908 außer Dienst gestellt, 1909 jedoch als Kapitän der Leibgarde-Reitereskadron reaktiviert. In den letzten Monaten seines Lebens schwer krank, unterzog er sich einer Kur in Berchtesgaden. U., der einige Artikel für die „Neue Freue Presse“ verf., war ab 1909 lebenslängl. Mitgl. des HH und schloss sich der Mittelpartei an. Er erhielt zahlreiche in- und ausländ. (darunter japan., pers., schwed., bulgar., rumän. und dän.) Orden, u. a. 1889 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens, 1891 den russ. St.-Annen-Orden 1. Kl. mit Brillanten und 1894 den preuß. Roten Adler-Orden 1. Kl.; 1861 k. k. Kämmerer, 1891 Geh. Rat und Inhaber des Husarenrgt. Nr. 16. Sein Bruder, der Off. Alfred Gf. v. U.-G. (geb. Stuttgart, 3. 3. 1838; gest. Güns/Kőszeg, H, 3. 3. 1877), ab 1871 verheiratet mit Valerie Gfn. v. Hohenthal (geb. Püchau, Sachsen/D, 30. 5. 1841; gest. Güns, 19. 3. 1878), trat in die k. k. Armee ein und wurde 1862 Rtm. 1. Kl. Ab 1863 diente er im Husarenrgt. Nr. 11. Zum Gen.stab versetzt, machte er mit diesem 1864 den Feldzug gegen die Dänen mit. Ab den späten 1860er-Jahren als Militärattaché in Berlin, Paris, Konstantinopel und Rom in Verwendung, diente er nach seiner Rückkehr nach Wien als Obstlt. in der nö. Landwehr-Dragoner-Eskadron Nr. 1. Alfred U., ab 1863 k. k. Kämmerer, erhielt u. a. 1866 den Orden der Eisernen Krone III. Kl. und 1871 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens. Sein Neffe, der Widerstandskämpfer, Off. und Kaufmann Nikolaus Gf. v. U.-G., genannt Nux (geb. Güns, 14. 2. 1877; gest. Berlin-Plötzensee, Dt. Reich/D, 14. 9. 1944, hingerichtet; begraben: Lautlingen, Baden-Württemberg), Onkel von Claus Schenk Gf. v. Stauffenberg, war ab 1908 mit Ida Freiin v. Pfaffenhofen-Chledowsky (geb. 1887) verheiratet. Er wurde am Stuttgarter Hof von seiner Tante erzogen. Nach Besuch des Gymn. trat er 1895 als Fahnenjunker in das Ulanenrgt. Fürst zu Schwarzenberg Nr. 2 ein. Zu Beginn des 1. Weltkriegs als Hptm. im Gen.stabskorps →Karl Gf. v. Huyn zugeteilt, wurde Nikolaus U. 1917 als Militärattaché nach Konstantinopel versetzt; zuletzt Obstlt. 1918 kehrte er nach Dtld. zurück und arbeitete sich vom kaufmänn. Lehrling zum Vermögensverwalter der Tiele-Wincklerʼschen Güter in Berlin empor. 1933 trat er der NSDAP bei, 1937–41 arbeitete er als Referent im Reichskommissariat für Preisbildung. Ab 1938 gehörte Nikolaus U. dem Widerstand an und galt als die treibende Kraft, die Claus Schenk Gf. v. Stauffenberg zum Attentat auf →Adolf Hitler bewog. 1941 zur dt. Wehrmacht eingezogen, schied er 1944 als Obst. aus dem aktiven Dienst aus. Bereits 1943 in die Umsturzpläne eingeweiht, wurde er nach dem Attentatsversuch auf Hitler 1944 von der Gestapo verhaftet, zunächst in Rottweil bei Stuttgart und dann in Berlin inhaftiert, schließl. vom Volksgerichtshof verurteilt und gehängt.

L.: Militär-Ztg., 21. 7. 1860; NFP, RP, WZ, 15. 7. 1915; Adlgasser; Wurzbach (s. u. Alfred v. U.-G.); P. Hoffmann, C. Schenk Gf. v. Stauffenberg, 2008, s. Reg. (m. B., auch für Alfred v. U.-G. und Nikolaus v. U.-G.); Austro-Hungarian Land Forces 1848–1918 (m. B., nur online, Zugriff 11. 12. 2014); KA, Wien. – Alfred v. U.-G.: WZ, 1. 2. 1863; Klagenfurter Ztg., 19. 5., 13. 9. 1864; Wurzbach. – Nikolaus v. U.-G.: Kosch, Staatshdb.; Es lebe das „Geheime Deutschland“!, ed. J. Kaffanke u. a., 2011, s. Reg.; G. Brakelmann, P. Yorck v. Wartenburg 1904–44, 2012, s. Reg.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 49f.
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