Ugarte, Alois d. J. Gf. von und zu (1784–1845), Beamter

Ugarte Alois d. J. Gf. von und zu, Beamter. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 9. 3. 1784; gest. ebd., 25. 4. 1845; röm.-kath. Sohn von Johann Wenzel Gf. v. u. z. U. (geb. 1748; gest. 27. 10. 1796) und Maria Anna Gfn. v. u. z. U., geb. Gfn. Windisch-Graetz (geb. 11. 9. 1749; gest. 1831), Neffe von →Alois Gf. v. u. z. U. d. Ä., Bruder des Gubernialrats in Böhmen Maximilian Gf. v. u. z. U. (geb. 1771; gest. Juli 1832) und von Clemens Gf. v. u. z. U. (s. u.), Onkel des Diplomaten, RR-Abg. und Besitzers der Herrschaften Jaispitz, Sollenau und Schönau Josef Gf. v. u. z. U. (geb. Brünn, 26. oder 27. 10. 1804; gest. Schönau an der Triesting, NÖ, 27. 7. 1862); ab 1810 mit Ernestine Gfn. v. u. z. U., geb. Gfn. v. Troyer (geb. 6. 7. 1782; gest. 14. 1. 1831), verheiratet. – Nach dem Besuch der Theresian. Ritterakad. und einem Hofdienst als Edelknabe 1797–1800 trat U. die Stelle eines Konzeptpraktikanten beim Kreisamt in Znaim an. Ab Oktober 1801 diente er unter seinem Onkel im mähr.-schles. Gubernium und ab Oktober 1803 als überzähliger Sekr. beim Gubernium in Venedig. 1805 kehrte U. an das mähr.-schles. Gubernium zurück, wo er 1807 aufgrund der Verdienste, die er sich während der französ. Besatzung Brünns erworben hatte, zum unbesoldeten mähr.-schles. Gubernialrat ernannt wurde. Nachdem er 1814 kurze Zeit die Position des 2. Rats der k. Gen.intendantur der italien. Armee bekleidet hatte, folgte 1815 die Ernennung zum w. besoldeten HR bei der Hofkammer, Min.-Banco-Deputation, Finanz- und Commerzhofstelle. 1823 wechselte er als Vizepräs. an das böhm. Gubernium, 1827 erfolgte die Ernennung zum Geh. Rat. Im selben Jahr übernahm U. die Position des Präs. der Landesregierung in OÖ. Während seiner Amtszeit wurden in Linz eine Taubstummenanstalt und ein Blindeninst. eingerichtet. Die Nervenheilanstalt wurde um einen Garten erweitert sowie die Geburtsanstalt vergrößert und erneuert. Auch an der Gründung des Landesmus. war U. beteiligt. Durch zahlreiche weitere Maßnahmen wurde außerdem die Infrastruktur der Stadt verbessert und modernisiert. Von 1834 bis zu seinem Ableben war er als Spruchmann des Schiedsgerichts des Dt. Bunds tätig. Im selben Jahr ernannte ihn K. →Franz II. (I.) zum Gouverneur in Mähren und Schlesien. Auch in Brünn setzte U. zahlreiche städtebaul. Akzente, indem er die Infrastruktur verbesserte und städt. Einrichtungen modernisieren ließ. 1810 erhielt U. das Ritterkreuz des Leopold-Ordens und 1814 das silberne Kreuz des Civil-Ehrenzeichens verliehen. Sein Bruder, der Off. Clemens Gf. v. u. z. U. (geb. 28. 9. 1798; gest. Wien, 1. 12. 1842, Suizid; röm.-kath.), trat nach Besuch der Theresian. Ritterakad. (1804–16) in die Armee ein; Oblt. des Husarenrgt. Nr. 8, RM und Eskadronskmdt. des Ulanenrgt. Nr. 4, 1835 Mjr., 1840 Obstlt. im Ulanenrgt. Fürst Carl zu Schwarzenberg Nr. 2, 1841 Obst. Ab 1818 w. Kämmerer, bekleidete Clemens U. ab 1830 das Amt des Dienstkämmerers bei Erzhg. →Joseph. Verlobt mit der Tochter des Großhändlers →Samuel Kaan v. Albest, erschoss er sich unmittelbar vor der Trauung. Clemens U. war Mitgl. des Ver. zur Beförderung der bildenden Künste (1837).

L.: WZ, 29. 4. 1845; Graeffer–Czikann; Wurzbach; Neuer Nekrolog der Deutschen 23/1, 1847, S. 312ff.; Ch. d’Elvert, in: Notizen-Bl. der hist.-statist. Sektion der k. k. mähr.-schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde., 1870, S. 3. – Clemens Gf. v. u. z. U.: Oesterr. Beobachter, 21. 4. 1818, 21. 3. 1835; Linzer Ztg., 23. 8. 1841; Wurzbach; Der Wahrheits-Freund 6, 1843, S. 182.
(K. Schneider – D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 52f.
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