Ugazy (Uchatius), Vitus (Veit) M. (1765–1840), Techniker, Beamter und Soldat

Ugazy (Uchatius) Vitus (Veit) M., Techniker, Beamter und Soldat. Geb. Kladrau, Böhmen (Kladruby, CZ), 28. 3. 1765; gest. Wieden, NÖ (Wien), 23. 11. 1840; röm.-kath. Sohn des Fleischers Adam Uchatius und seiner Frau Maria Uchatius, Vater von →Franz Frh. v. Uchatius und →Joseph Ritter v. Uchatius (s. u. Franz Frh. v. Uchatius); ab 1808 mit Barbara U., geb. Mutzbauer, verheiratet. – Im Unterschied zu seinen Vorfahren erlernte U. kein Gewerbe, sondern ging zum Militär, wo er 19 Jahre, zuletzt als Lehrer der Art.-Kadettenschule in der Wr. Rennweg-Kaserne, blieb. Um 1804 trat er in den Dienst der nö. Straßenbaudion., leitete den Bau der Piestingtalstraße von Wöllersdorf nach Gutenstein und war dann Straßenbaukoär. in Theresienfeld. In seiner Freizeit beschäftigte sich U. mit der Konstruktion landwirtschaftl. Nutzmaschinen, so entwickelte er 1814 eine Sämaschine, die er später verbesserte und in verschiedenen Ausführungen auf den Markt brachte. Seine Erfindung basierte auf mehrjährigen Untersuchungen zur Keimkraft unterschiedl. tief gesetzter Samen, erprobt wurde die Maschine u. a. durch →Bernhard Petri und auf den Altgf. Salm’schen Gütern in Mähren. 1818 erhielt U. ein Privilegium auf acht Jahre. Es umfasste neben der sog. großen Sämaschine eine kleine, einfach zu handhabende Pflugsämaschine für Kleinlandwirte sowie eine Stupfsämaschine zum Anbau größerer Samensorten wie Mais oder Bohnen. Zu beziehen waren sie u. a. über die mähr.-schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde., über →Anton Burg und U. selbst. Die Sämaschinen dienten mehrere Jahre zu vergleichenden Anbauversuchen in- und außerhalb Österr. Über seine bei Wr. Neustadt vorgenommenen Saatversuche und die Maschinen berichtete U. in seiner „Vollständigen … Abhandlung über den Anbau der Getreidesamen …“ (1822). Für landwirtschaftl. Zwecke erfand U. ferner eine Schollenwalze zur Bearbeitung des Ackerbodens, die außerhalb der Monarchie Verbreitung fand, eine Erntemaschine und eine große Mais-Sämaschine (1836). 1827 erhielt er ein Privileg auf eine Rollmangel, die er sowohl für den häusl. als auch für den gewerbl. Bedarf (Färbereien, Leinwand- und Zeugfabrikation) konzipiert hatte. Zuletzt erfand er eine durch Menschen-, Tier- oder Wasserkraft zu betreibende Dreschmaschine mit 16 Flegeln (Privilegium 1840). Diese und einige frühere Erfindungen stellte er in seiner Wohnung in Wien, wo er nach der Pensionierung lebte, zur Besichtigung auf. U. war k. M. der mähr.-schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde.

Weitere W.: Säemaschinen, in: WZ, 17. 3. 1838; Neue Erfindung zur allg. leicht ausführbaren rationellen Saatbestellung der Getreide-Samen, für den gemeinen Landwirth berechnet, ebd., 28.–29. 8. 1839.
L.: Exner, Gewerbe und Erfindungen, S. 50, 54; Wurzbach; Landwirthschaftl. Conversations-Lex. für Praktiker und Laien, ed. A. v. Langerke, 4, 1838; E. Kurzel-Runtscheiner, F. Frh. v. Uchatius, 1937, S. 2f.; G. Maresch, in: Bll. für Technikgeschichte 46/47, 1984/85, S. 56, 66; H. Neuhold, Konkurrenz für Krupp, phil. Diss. Wien, 2001, S. 7f.; portafontium.cz (Zugriff 8. 9. 2014); KA, WStLA, beide Wien.
(E. Offenthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 53
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