Ugron von Ábránfalva (Ugron von Ábrahámfalva), Gábor; Ps. Sánta Ördög (1847–1911), Politiker und Journalist

Ugron von Ábránfalva (Ugron von Ábrahámfalva) Gábor, Ps. Sánta Ördög, Politiker und Journalist. Geb. Szombatfalva, Siebenbürgen (Odorheiu Secuiesc, RO), 15. 4. 1847; gest. Budapest (H), 22. 1. 1911; röm.-kath. Sohn des Kg.richters und Obergespans Lázár U. v. Á. (geb. Szombatfalva, 1811; gest. ebd., 26. 10. 1884) und seiner Frau Róza U. v. Á., geb. Simén v. Sárd (geb. 11. 10. 1827; gest. Hofmarkt, Siebenbürgen / Odorheiu Secuiesc, RO, 20. 2. 1916), Bruder des RT-Abg. Ákos U. v. Á. (geb. Szombatfalva, 1. 6. 1849; gest. Odorheiu Secuiesc, 26. 1. 1926), Vater von Gábor U. v. Á. (geb. Neumarkt, Siebenbürgen / Târgu Mureș, RO, 8. 1. 1880; gest. Bakonybél, H, 27. 10. 1960), Dr. iur., Obergespan, RT-Abg., 1917–18 Innenminister in den Kabinetten Esterházy und Wekerle, 1918 Regierungskoär. von Siebenbürgen; ab 1877 verheiratet mit Mária U. v. Á., geb. Knöpfler v. Zaránd (geb. 1854; gest. Budapest, 30. 1. 1935). – Nach dem Schulbesuch in Hofmarkt stud. U. Jus an der Univ. Pest und setzte seine Ausbildung 1866–67 an der Univ. Wien fort. Nach einer Prom. in Rechtswiss. an der Univ. Pest legte er die Richterprüfung ab und absolv. 1869–70 sein Einjährig-Freiwilligen-Jahr im k. u. k. Ung. IR Erzhg. Joseph Nr. 37. 1870–71 widmete er sich literar. Stud. in Pest und Siebenbürgen, reiste anschließend nach Paris und kämpfte 1871 im Dt.-Französ. Krieg in Ricciotti Garibaldis Legion. Während der Pariser Kommune Berichterstatter des Budapester Bl. „Ellenőr“, hielt er sich 1871–72 in Großbritannien auf. Nach seiner Rückkehr nach Ungarn war U. ab 1872 Abg. zum ung. RT. 1873 trat er aus →Kálmán Tisza v. Borosjenős Linkszentrum (Balközép Párt) aus und schloss sich der Unabhängigkeits- und 48er-Partei (Függetlenségi és 48-as Párt) an, die er 1887 mit anderen Abg. verließ, um daraufhin die sog. Ugron-Partei zu gründen. Nach einer Wahlniederlage 1896 war er 1898–1901 Mitgl. der ung. Delegation, ab 1901 wirkte er bis zu seinem Tod erneut als RT-Abg. Als solcher betrieb er fast immer Oppositionspolitik, ledigl. 1906–10 unterstützte er die Koalitionsregierung von Wekerle. Wegen Beleidigung der Regierungsmitgl. wurde 1877 ein Presseprozess gegen ihn geführt. U., ein begnadeter Redner und Wortführer der parlamentar. Obstruktion von 1903, galt als Anhänger einer frankreichfreundl. Politik, plante die Gründung einer französ.-ung. Bank und kritisierte die Außenpolitik der Monarchie, in erster Linie den Dreibund-Vertrag. Er trat auch als Journalist in Erscheinung und gab 1869 die satir. Z. „Ördögborda“ heraus. 1870–72 arbeitete er am Wochenbl. „Vasárnapi Ujság“ mit, 1906–10 stand die polit. Tagesztg. „Magyar Nemzet“ unter seiner Leitung. 1897 fungierte er als Mitbegründer des polit. Wochenbl. „Népszövetség“, das er bis 1899 gem. mit Miklós Bartha v. Kisborosnyó und Nándor Szederkényi führte. U. war ab 1905 Mitgl. der u. a. von Oszkár Jászi initiierten Liga für ein allg. und geheimes Wahlrecht (Általános Titkos Választójog Ligája).

L.: Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex. (m. B.); Pallas; Szinnyei; ÚMÉL (m. B.); Vasárnapi Ujság 35, 1888, S. 780 (B.), 791, 49, 1902, S. 813 (m. B.); A szövetkezett balpárt arcképcsarnoka, 1905, S. 19f. (m. B.); Sturm-féle országgyülési almanach 1910–15, ed. F. Végváry – F. Zimmer, 1910, S. 453f.; I. Dolmányos, A magyar parlamenti ellenzék történetéből (1901–04), 1963, s. Reg.; A. Toth, Parteien und Reichstagswahlen in Ungarn 1848–92, 1973, s. Reg.; Magyar nagylex. 17, 2003; J. Bölöny – L. Hubay, Magyarország kormányai 1848–2004, 5. erw. Ausg. 2004, s. Reg.; Nobilitas, ed. J. J. Gudenus, 2008, S. 307ff.; UA, Wien.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 55f.
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