Uhlirz, Karl (1854–1914), Historiker

Uhlirz Karl, Historiker. Geb. Wien, 13. 6. 1854; gest. Graz (Stmk.), 22. 3. 1914; röm.-kath. Sohn des Off. Carl U., Vater der Historikerin Mathilde U. (geb. Wien, 24. 4. 1881; gest. Graz, 20. 4. 1966) und des Mediziners →Rudolf U. – U. besuchte das Stiftsgymn. in Melk. Er stud. ab 1871 Geschichte und Germanistik an der Univ. Wien und belegte 1875–77 als o. Hörer den Ausbildungskurs am Inst. für Österr. Geschichtsforschung; 1879 Dr. phil. Bes. geprägt wurde U. durch seine Lehrer →Theodor v. Sickel und Reinhold Lorenz. Während seines Stud. betätigte er sich im dt.nationalen Lesever. dt. Studenten, der 1880 wegen „staatsfeindlicher Aktivitäten“ verboten wurde. 1882 wurde U. Archivar im Wr. Stadtarchiv, 1888 habil. er sich für Mittelalterl. Geschichte und Hist. Hilfswiss. an der Univ. Wien. 1889 folgte er Karl Weiß als Archivdir. im Wr. Stadtarchiv nach. U. verwickelte sich bald in Kontroversen, sowohl mit seinen Mitarb. im Archiv als auch mit →Karl Lueger. 1903 wurde er als o. Prof. für Mittelalterl. Geschichte und Hist. Hilfswiss. an die Univ. Graz berufen, an der er bis zu seinem Tod lehrte. U. trat primär mit Arbeiten zur frühmittelalterl. dt. Reichsgeschichte sowie zur österr. Geschichte hervor. Gleich nach seiner Stud.zeit arbeitete er im Rahmen der Monumenta Germaniae Historica an der Ed. der Kaiserurkunden der Ottonen mit. Auf dieser Arbeit basierte auch seine 1887 erschienene „Geschichte des Erzbistums Magdeburg unter den sächsischen Kaisern“. I. d. F. wurde ihm von der Münchner Hist. Komm. die Bearb. der „Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III.“ übertragen, deren erster, die Regierungszeit Ottos II. umfassender Bd. 1902 herauskam. Von Bedeutung sind auch U.’ Arbeiten zur österr. Geschichte. 1906 und 1907 veröff. er eine vollständige Neubearb. von →Franz Krones v. Marchlands „Grundriß der Oesterreichischen Geschichte mit besonderer Rücksicht auf Quellen- und Literaturkunde“ unter dem Titel „Österreichische Geschichte“. Ein weiterer Schwerpunkt war die Wr. Lokalgeschichte. Gefürchtet war U. als Rezensent. Unveröff. geblieben sind seine geschichtstheoret. Überlegungen, u. a. zu Karl Lamprecht. U. war u. a. k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien (1904), Mitgl. der Hist. Landeskomm. für Stmk. (1904) sowie Mitgl. des Ausschusses des Hist. Ver. für Stmk. (1904). Seine Tochter Mathilde U. führte sein wiss. Werk fort.

Weitere W.: Fellner – Corradini. – Teilnachlässe: Inst. für Österr. Geschichtsforschung, Wien; UA, Univ.bibl., beide Graz, Stmk.
L.: O. Redlich, in: Almanach Wien 64, 1914, S. 452ff.; H. v. Srbik, in: Z. des Hist. Ver. für Stmk. 12, 1914, S. 1ff.; E. v. Ottenthal, in: MIÖG 36, 1915, S. 214ff.; F. Fellner – D. A. Corradini, Österr. Geschichtswiss. im 20. Jh., 2006 (m. W.); J. Holeschofsky, in: Z. des Hist. Ver. für Stmk. 104, 2013, S. 297ff.; UA, Wien.
(J. Holeschofsky)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 61
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