Uhlirz, Rudolf (1880–1950), Mediziner

Uhlirz Rudolf, Mediziner. Geb. Wien, 12. 4. 1880; gest. Stockerau (NÖ), 15. 10. 1950; röm.-kath. Sohn des →Karl U., Bruder der Historikerin Mathilde U. (geb. Wien, 24. 4. 1881; gest. Graz, Stmk., 20. 4. 1966). – Nach Besuch des Piaristengymn. (1893–1900) stud. U. Med. an der Univ. Wien; 1906 Dr. med. U. wirkte zunächst als Sekundararzt am Elisabethspital, ehe er eine Ass.arztstelle in der nö. Landesfindelanstalt in Wien erhielt. Danach arbeitete er als Stadtarzt in Schönfeld bei Karlsbad sowie im Kurort Bad Liebwerda. 1911 kam er als Res.oberarzt des Landwehr-Ulanenrgt. Nr. 5 anlässl. einer Waffenübung nach Stockerau, wo er gelegentl. aushilfsweise im städt. Krankenhaus praktizierte. Zum Rgt.-Chefarzt avanciert, übersiedelte U. 1914 endgültig nach Stockerau und baute im dortigen Spital eine Abt. für innere Med. auf. Im Herbst 1915 übernahm er diese als Vorstand, wurde aber noch im selben Jahr zur Kriegsdienstleistung eingezogen, zunächst als Kmdt.stellv. des Res.spitals in Lemberg und dann bis 1918 als Kmdt. der Brig.san.kolonne 28, wo er sich insbes. Verdienste bei der Seuchenbekämpfung erwarb. Nach Stockerau zurückgekehrt, übernahm er wieder die Agenden des Primararztes, initiierte daneben die erste Mutterberatungsstelle der Stadt, fungierte als Kinder-, Schul- und Gerichtsarzt sowie als Chefarzt in der Heimwehr bzw. ab 1936 als San.chef im Gen.kmdo. der Frontmiliz. 1924 wurde U. zum Dir. des Krankenhauses in Stockerau bestellt und setzte sich bes. für die Behandlung von Tuberkulosekranken ein. 1938 aus dieser Position entlassen, wurde er weiterhin als Chefarzt geführt und 1945 wieder offiziell als Dir. eingesetzt. 1947 trat er i. d. R., ordinierte aber noch bis zu seinem Tod in seiner Privatpraxis, in der er auch den ersten Röntgenapparat der Stadt hatte. U. verf. zahlreiche Fachbeitrr. u. a. über Zellbiol., Infektionskrankheiten, insbes. über Scharlach und Diphterie, sowie zur Krebsforschung. Darüber hinaus publ. er phil.-weltanschaul. Artikel zu Themen wie Bevölkerungspolitik, Standesfragen und Sozialmed. Sein Hauptwerk „Das Wesen des Lebens“ erschien erst 1952. U. war u. a. bis 1914 Mitgl. des Ver. zur Verbreitung naturwiss. Kenntnisse in Wien, 1933–38 Vizepräs. der Landesorganisation der Ärzte NÖ, Obmann der Primararztvereinigung NÖ sowie des Facharztverbands für NÖ, Mitgl. der Ges. für innere Med., der Ges. für Bevölkerungspolitik und Fürsorgewesen, der Zentrale zur Bekämpfung der Tuberkulose und ab 1935 Vorstandsmitgl. der Zentralstelle für Kinderschutz und Familienfürsorge. 1934 Obermed.rat.

Weitere W.: Kongreß zur Förderung med. Synthese und ärztl. Weltanschauung, in: WMW 83, 1933; Der bevölkerungsökonom. Wert von Massenaktionen der gesundheitl. Jugendfürsorge, seine Feststellung und Begutachtung, in: Z. für Kinderschutz, Familien und Berufsfürsorge 26, 1934; Die Vitalität als letzte Erfüllung von Diagnose und Therapie, in: WMW 88, 1938; Biolog. Energetik von Infektion und Sterilisatio magna, ebd. 89, 1939.
L.: Österreicher der Gegenwart, bearb. R. Teichl, 1951; H. Krehan, in: Stockerauer Kulturnachrichten 2, 1960, H. 8, S. 4f.; A. Sommerer, in: Heimatspiegel 2, F. 4/5, April/Mai 1965, S. 3; Von der Zwangssterilisierung zur Ermordung, ed. E. Gabriel – W. Neugebauer, 2002, S. 341; UA, Wien; Stadtarchiv Stockerau, NÖ.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 62
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