Ulrich, Johann Baptist (um 1830–1918), Großindustrieller

Ulrich Johann Baptist, Großindustrieller. Geb. St. Veit, Bayern (D), um 1830; gest. Wien, 14. 4. 1918; röm.-kath. Sohn des Lehrers Franz U., Onkel und Taufpate des Komponisten Max Reger, des Sohns seiner Schwägerin Philomena Reger, geb. Reichenberger, dessen musikal. Talent er förderte, Vater von Hans U.; ab 1863 mit Johanna Reichenberger, in 2. Ehe mit Therese Reichenberger verheiratet. – Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Eichstätt war U. vorübergehend als Lehrer in Nürnberg, dann als Hauslehrer bei dem Fabrikanten und LT-Abg. Josef Reichenberger in Grötschenreuth in der Oberpfalz tätig, dessen Fabrik, einen Drahtzug-Hammer, er in Reichenbergers Abwesenheit leitete. Ab 1858 Buchhalter bei der 1851 gegr. Fa. Winiwarter & Gersheim, einer Zünderfabrik in Gumpoldskirchen, in der Georg v. Winiwarter u. a. auch Dächer aus verzinktem Eisenblech für Kesselhäuser oder Werkhallen sowie Kesselanlagen, Öfen und Herde herstellte, stieg er 1870 zum Einzelprokuristen auf. 1877 wurde die J. B. U. Metallhandlung in Wien registriert. 1890 verkaufte Winiwarter die Blech- und Bleiwarenfabrik am Wr. Neustädter Schifffahrtskanal an U., der die Fa. unter dem bisherigen Namen G. Winiwarter weiterführte. Einige Jahre davor hatte U. gem. mit S. Kelsen unter dem Namen Kelsen & Ulrich eine Niederlassung in Budapest begründet, die er ab 1887 allein weiterführte. 1897 nahm er dort den bisherigen Prokuristen Moritz Minkus als Geschäftsführer auf und wandelte das Wr. Stammhaus in eine offene Handelsges. mit den beiden Prokuristen Josef Furch und Wilhelm Müller als Ges. um. Um 1900 waren rund 100 Arbeiter im Unternehmen beschäftigt. U., der eine Villa in der Hinterbrühl und ein Gut in Königswiesen bei Regensburg besaß, wo Reger öfter seine Ferien verbrachte, spendete seine umfangreiche Bibl. dem Lehrerseminar in Eichstätt. Außerdem legte er eine große Münzsmlg. an. KR U. gehörte der statist. Zentralkomm. des Handelsmin. und dem Verw.R. der Creditanstalt an. Sein Sohn Hans U. führte die Bleiwarenfabrikation und die Verzinkerei als geschäftsführender Ges. fort und gründete die Fa. J. B. U. AG in Berlin und in Agram. Weiters kaufte er die Schweizer Patente und Lizenzen für das Verbleiungsmittel Subox und baute eine Abt. für Oberflächenschutz auf. 1929 wurde der Betrieb in Gumpoldskirchen eingestellt und die Maschinen großteils an die Verzinkerei der Gebrüder Bablik in Brunn am Gebirge verkauft.

L.: Die Presse, 4. 3. 1890; WZ, 10., NFP, 15. 7. 1897, 16., 20. 4. 1918; Gumpoldskirchner Nachrichten 4, 1985, Nr. 3, S. 3f. (m. B.); J. Hagenauer, in: Bez.bl. Mödling, Heimatkundl. Beil., 1991, F. 3; G. A. Stadler, Das industrielle Erbe NÖ, 2006, S. 279; R. Sandgruber, Traumzeit für Millionäre, 2013, S. 455.
(I. Nawrocka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 89
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