Unferdinger, Franz (Xaver) (1833–1890), Mathematiker

Unferdinger Franz (Xaver), Mathematiker. Geb. Wien, 3. 4. 1833; gest. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 30. 4. 1890; röm.-kath. Ab 1879 mit Julie Baumann verheiratet. – U. stud. 1846–50 Technol., elementare und höhere Mathematik, Physik, prakt. Geometrie sowie Mechanik am polytechn. Inst. in Wien. 1849–51 besuchte er Vorlesungen über algebraische Gleichungen, die Methode der Variation von Konstanten und Störungen der Bewegung von Himmelskörpern bei →Josef Petzval an der Univ. Wien. 1851–57 bekleidete U. die Stelle eines Calculators für Lebensversicherungen bei der Azienda Assicuratrice in Triest. Ab 1857 lehrte er Mathematik und naut. Astronomie zunächst an der dortigen Marineakad., ab 1859 als Lehrer auf den Fregatten „Adria“ und „Donau“ sowie auf der Brigg „Pylades“, 1859–60 war er den Marinesternwarten in Triest und Venedig zugeteilt. 1861–62 Privatlehrer in Wien, arbeitete er daneben bis 1863 als unbesoldeter Ass. am Inst. für prakt. Geometrie am polytechn. Inst. bei →Simon Stampfer, der sich auch nach seiner Emer. der Wiss. widmete. 1862 fand U. eine Anstellung als Mathematiklehrer an der öff. Oberrealschule in Wien 1, wo er zunächst die Stelle von →Gustav Skřivan suppl. und dann bis 1872/73 als Prof. unterrichtete; daneben wirkte er 1865–72 zunächst zwei Jahre lang als suppl. Prof., danach als Prof. für Mathematik an der öff. Oberrealschule in Wien-Alsergrund (ab 1867/68 in der Josefstadt). 1867 habil. sich U. als Priv.Doz. für höhere Mathematik am polytechn. Inst., 1870/71 fungierte er als Vertreter der Priv.Doz. im Prof.kollegium; 1871 ao. Prof. 1873 wurde er zum ersten Prof. des damals neu eingerichteten 2. Lehrstuhls für Mathematik an der dt. TH in Brünn ernannt; 1877 definitiv gestellt, war er ab 1878 Mitgl. der damals gegr. Staatsprüfungskomm. für sein Fach. Trotz seines sich stetig verschlechternden Gesundheitszustands entfaltete U. eine rege wiss. Publ.tätigkeit und beschäftigte sich mit Geometrie, Trigonometrie, Geodäsie, Integralgleichungen, Zahlentheorie und Versicherungsmathematik. Er publ. hauptsächl. in den „Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien“, in Johann Grunerts „Archiv der Mathematik und Physik“ sowie in den Schriften jener beiden Wr. Schulen, an denen er unterrichtet hatte. U. war ab 1888 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina.

W.: s. Heller; Poggendorff; Wurzbach; Ottowitz.
L.: NFP, 12., Die Presse, 13. 10. 1871 (beide Abendbl.); WZ, 26. 2. 1873, 1. 5. 1890 (Abendausg.); Dt. Ztg., Neues Fremden-Bl., 27. 2. 1873; Tagesbote aus Mähren und Schlesien, 28. 2. 1873, 28. 12. 1881, 1. 5. 1890; Heller 3, 1889 (m. W.); Poggendorff 3 (m. W.); Wurzbach (m. W.); Z. für die österr. Gymn. 22, 1871, S. 720, 24, 1873, S. 231; J. Neuwirth, Die k. k. TH in Wien 1815–1915, 1915, S. 355, 636; A. Haußner, in: FS der Dt. TH in Brünn zur Feier ihres fünfundsiebzigjährigen Bestandes, 1924, S. 11, 53; G. Pichler, Das Stud.wesen des Erzhg.tums unter der Enns (Wien und NÖ) 1740–1870, 2, 1981, S. 969; N. Ottowitz, Der Mathematikunterricht an der TH in Wien 1815–1918, 2, 1992, S. 310, 330ff. (m. W.); P. Šišma, in: Události na VUT v Brně 9, 1999, S. 20f.; ders., Matematika na německé technice v Brně, 2002, bes. S. 68ff.; ders., Zur Geschichte der Dt. TH Brünn, 2009, S. 16, 19, 35, 105; TU, Wien; Moravský zemský archiv v Brně, Brno, CZ.
(M. Pesditschek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 96f.
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