Unger, Joachim Jacob (Jakob) (1826–1912), Rabbiner und Fachschriftsteller

Unger Joachim Jacob (Jakob), Rabbiner und Fachschriftsteller. Geb. Homenau, Ungarn (Humenné, SK), 16. (nicht 25.) 11. 1826; gest. Iglau, Mähren (Jihlava, CZ), 16. 10. 1912; mos. Sohn von Baruch U. und seiner Frau Etta U., geb. Zucker; verheiratet mit Johanna U., geb. Fuchs, Gründerin und bis 1904 Vors. des jüd. Frauenver. in Iglau. – Im Alter von 14 Jahren wandte sich U. hebr. Stud. zu und absolv. 1840–50 das Jeschiwastud. an den Talmudschulen von Ungvár, Waagneustadtl, Dunaszerdahely und bei dem Rabb. und Talmudisten Salomo Quetsch im mähr. Leipnik, wo er das Rabb.diplom erhielt. Nach Absolv. des Gymn. in Trentschin hielt er sich zunächst in Wien und Frankfurt am Main auf, bevor er 1854 an der Univ. Berlin mit dem Stud. der Phil. und oriental. Philol. begann. U., der in Berlin die Unterstützung des Psychologen Moritz (Moses) Lazarus sowie des Rabb. Michael Sachs gewann, prom. 1858 an der Univ. Halle bei Emil Rödiger zum Dr. phil. mit einer Arbeit über mittelalterl. jüd. Poesie. Ab 1860 bis zu seinem Tod erster Rabb. von Iglau, wirkte er dort auch als Religionslehrer an Mittelschulen und weihte 1863 gem. mit →Adolf (Aaron) Jellinek die Synagoge ein. Neben wiss. Publ. („Hebräische Philologie und Biblische Exegese“, in: Mannheimer-Album, ed. Majer Kohn-Bistritz, 1864; „Beiträge zur hebräischen Sprachforschung und biblischen Exegese“, in: MS für Geschichte und Wiss. des Judenthums 14, 1865, 15, 1866) befasste sich U. auch mit polit. Themen („Die Judenfrage in Preußen“, in: Die Neuzeit. WS für polit., religiöse und Cultur-Interessen 14, 1874). Bes. in Erscheinung trat er als Autor hebr. Lyrik („Higayon be-khinor. Kolel shirim mi-shirim shonim. Poëmata hebraica …“, 1854, 3. Aufl. 1911). Des Weiteren veröff. er Smlgg. von Gelegenheitsreden („Patriotische Casual-Reden“, 1881, 2. vermehrte Aufl. 1899) und Predigten („Fest- und Sabbathpredigten“, 1903). U. war ab 1865 Mitgl. der Dt. Morgenländ. Ges.

Weitere W. (s. auch Hdb. Rabb.; Lippeʼs Bibliograph. Lex.; Wachstein): Einige Bemerkungen über E. Meier’s Erklärung der Opfertafeln von Marseille und Carthago, in: Z. der Dt. Morgenländ. Ges. 24, 1870.
L.: Hdb. jüd. AutorInnen; Hdb. Rabb. 1/2 (m. W.); Jew. Enc.; Jüd. Lex.; M. Zsidó Lex.; Wininger; Ch. D. Lippeʼs Bibliograph. Lex. der gesammten jüd. Literatur der Gegenwart und Adress-Anzeiger 1, 1881 (Reprint 2003, m. W.); M. Antschel, in: Ost und West 13, 1913, S. 79 (m. B.); B. Wachstein u. a., Die hebr. Publizistik in Wien, 1930 (m. W.); UA, Halle-Wittenberg, D.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 102
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