Unkelhäusser, Károly (Karl) (1866–1938), Politiker und Beamter

Unkelhäusser Károly (Karl), Politiker und Beamter. Geb. Vukovar (HR), 15. 1. 1866; gest. Budafok (Budapest, H), 20. 2. 1938; röm.-kath. Sohn des Gutsverwalters Ádám U. und dessen Frau Maria U., geb. Fries; verheiratet mit Ilona Littke. – Nach der Matura am Zisterziensergymn. (1884) und der Absolv. der Bischöfl. Rechtsakad. (1888) in Fünfkirchen wurde U. 1889 an der Univ. Klausenburg zum Dr. der polit. Wiss. prom. Seine wechselvolle Beamtenlaufbahn entfaltete sich parallel dazu in der kroat. Kom.- und Landesverwaltung sowie in ung. Regierungsämtern. Er begann 1888 als unbesoldeter Konz.praktikant im Kom. Syrmien und kam 1892 als Min.konz. an die kroat. Abt. des ung. Handelsmin. nach Budapest. 1895 erfolgte seine kurzzeitige Rückkehr in die kroat. Lokalverwaltung als Bez.vorsteher von Dolnji Miholjac im Kom. Virovititz, im folgenden Jahr wurde er als Min.sekr. in das Min. für Kroatien, Slavonien und Dalmatien nach Budapest berufen. Ab 1901 wirkte er als Vizegespan des Kom. Syrmien, 1903 stieg er zum Sektionsrat, 1911 zum Min.rat im kroat.-slavon.-dalmatin. Min. auf. Seinen Familienbesitz in Vukovar verkaufte er 1909 dem ung. Staat für Kolonisationszwecke. Im Dezember 1912 avancierte U. zum Chef der kroat.-slavon.-dalmatin. Regierungsabt. für innere Angelegenheiten in Agram und wurde interimist. mit der Leitung der kroat.-slavon. Landesregierung betraut, um den polit. angeschlagenen und beurlaubten Banus und kgl. Koär. Slavko Cuvaj zu vertreten und eine verfassungsmäßige Konsolidierung herbeizuführen. Nach erfolgreicher Vermittlung zwischen den Parteien wurde er im Juli 1913 als Staatssekr. in das kroat.-slavon.-dalmatin. Min. nach Budapest rückversetzt. Nach der kriegsbedingten Vereitelung der Übernahme des Zivilgouverneurspostens in Belgrad für das zu besetzende Serbien diente U. ab April 1915 als Landeschef-Stellv. von Bosnien und Herzegowina in Sarajevo. An der Seite des v. a. militär. engagierten FML →Stefan Baron Sarkotić v. Lovčen passte er die Zivilverwaltung energ. den lokalen Spezialerfordernissen der San.pflege und Kriegsfürsorge an. In den Regierungen Esterházy und Wekerle bekleidete er von Mitte August 1917 bis Ende Oktober 1918 das Amt des kroat.-slavon.-dalmatin. Ministers. Als designierter Banus wurde U. in Agram Anfang Oktober 1918 nicht mehr akzeptiert und führte K. →Karls Auftrag, den Zusammenschluss von Kroatien, Dalmatien und Bosnien-Herzegowina im Verband der Hl. Krone Ungarns zu proklamieren, wegen fehlender polit. Voraussetzungen nicht mehr aus. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie war er v. a. in der Wirtschaft tätig. Sein polit. Brückenschlag zur kroat. Opposition im SHS-Staat und die Geheimverhh. mit dem Anführer der Kroat. Bauernpartei →Stjepan Radić in London 1923 brachten keine Ergebnisse. Für seine Verdienste wurde U. mit dem Komturkreuz (1907) sowie dem Großkreuz (1916) des Franz Joseph-Ordens und dem Kommandeurkreuz des Leopold-Ordens (1913) geehrt; 1915 Geh. Rat.

L.: M. Életr. Lex.; ÚMÉL; J. Bajza, A horvát kérdés, 1941, S. 213ff.; H. Rumpler, M. Hussarek. Nationalitäten und Nationalitätenpolitik in Österr. im Sommer ... 1918, 1965, S. 89; B. Stulli, in: Arhivski vjesnik 14, 1971, S. 135ff.; J. Bölöny, in: Levéltári közlemények 48–49, 1977–78, S. 150ff.; I. Mužić, Stj. Radić u Kraljevini Srba, Hrvata i Slovenaca, 3. Aufl. 1988, s. Reg.; Budapest Főváros Levéltára, H.
(I. Ress)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 109f.
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