Urach, Hedwig (Hedy) (1910–1943), Widerstandskämpferin

Urach Hedwig (Hedy), Widerstandskämpferin. Geb. Wien, 20. 8. 1910; gest. ebd., 17. 5. 1943 (hingerichtet). Tochter des Straßenbahners Alois U. (geb. Schönweg, Ktn., 20. 6. 1876; gest. Wien, 15. 6. 1953) und der Hilfsarbeiterin bzw. Hausfrau Veronika U., geb. Krendl (geb. Graz, Stmk., 3. 5. 1882; gest. Wien, 31. 5. 1966). – Während der Schulzeit war U. Mitgl. der sozialdemokrat. Kinderfreunde und des Arbeiter-Turn- und Sportver. (ATV). Nach der Bürgerschule begann sie 1924 eine Schneiderlehre, die sie 1927 abschloss. Parallel dazu besuchte sie eine gewerbl. Fortbildungsschule. Danach arbeitete sie als Gehilfin in einer Putzerei und einer Radiofirma. 1928 trat sie dem Kommunist. Jugendverband (KJV) und in weiterer Folge der Kommunist. Partei Österr. (KPÖ) bei. 1931 arbeitete sie als Opankenflechterin in der Schuhfabrik Michelstädter, wo sie eine KP-Betriebszelle aufbaute und im Februar 1931 an einem Streik gegen drohende Lohnkürzungen teilnahm. Im Sommer 1931 wurde sie von der KPÖ an die Internationale Lenin-Schule in Moskau delegiert, wo sie bis Oktober 1932 stud. Nach ihrer Rückkehr nach Wien zeichnete sie als Mitgl. des Zentralkomitees des KJV für die Arbeit unter den jugendl. Arbeiterinnen verantwortl. Im Herbst 1935 war sie Delegierte des KJV auf dem 6. Weltkongress der Kommunist. Jugendinternationale in Moskau. Ende März 1937 wurde sie festgenommen und im Mai mit einer Verwaltungsstrafe von vier Monaten Arrest belegt. Nach dem „Anschluss“ Österr. wurde sie im April 1938 aufgrund ihrer bisherigen polit. Tätigkeit in Schutzhaft genommen und im August wieder enthaftet. Im Mai 1939 emigrierte sie nach Belgien, wurde dort im Jänner 1940 von einer Regierungskomm. verhaftet und bis Mai 1940 in Brügge interniert. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht transferierte man sie in das Kriegsgefangenenlager bei Nieuwpoort. Von dort flüchtete U. nach Brüssel und kehrte zur polit. Arbeit nach Wien zurück. Ab Oktober 1940 war sie Hilfsarbeiterin in der Druckerei Vorwärts und als Mitgl. der Leitungsgruppe um →Erwin Puschmann an führender Stelle im kommunist. Widerstand tätig. Im Juni 1941 wurde U. an ihrem Arbeitsplatz verhaftet und nach mehreren Verhören durch die Gestapo im Dezember desselben Jahres dem Ermittlungsrichter des Volksgerichtshofs beim Landesgericht Wien vorgeführt. In der Ende Juni 1942 abgefassten Anklageschrift wurde ihr angelastet, als Funktionärin am Wiederaufbau der KPÖ in Wien mitgearbeitet zu haben. Nach Monaten in Einzelhaft wurde U. im Oktober 1942 von der Wr. Schiffamtsgasse in die Haftanstalt Krems überführt. Im Dezember 1942 verurteilte sie der 5. Senat des Volksgerichtshofs gem. mit vier weiteren Angeklagten wegen „Vorbereitung zum kommunistischen Hochverrat“ zum Tod, im Mai 1943 erfolgte die Hinrichtung im Wr. Landesgericht.

L.: Volksstimme, 17. 8. 1980; M. Mugrauer, in: Mitt. der A. Klahr Ges. 17, 2010, Nr. 3, S. 9ff.; WStLA, Wien.
(M. Mugrauer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 120f.
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