Uran, Anton (1920–1943), Arbeiter und Widerstandskämpfer

Uran Anton, Arbeiter und Widerstandskämpfer. Geb. St. Martin am Techelsberg (Ktn.), 22. 2. 1920; gest. Brandenburg an der Havel, Dt. Reich (D), 23. 2. 1943 (hingerichtet); röm.-kath., ab September 1938 Zeuge Jehovas. Sohn eines Bauern und Holzarbeiters. – Der in einer gemischtsprachigen (dt.-slowen.) Familie aufgewachsene und von seinen Lehrern als begabt beurteilte U. arbeitete nach dem Schulbesuch bis zu seinem 20. Lebensjahr als Holzarbeiter in seiner Heimatgmd. 1938 entdeckte U., durch Berufskollegen angeregt, sein Interesse für die Lehren der Internationalen Bibelforscher (Zeugen Jehovas), zu denen er noch im selben Jahr konvertierte. Ende 1939 erhielt U. die Einberufung zur Wehrmacht, der er jedoch nicht folgte. Unter Berufung auf seinen Glauben sei es ihm nicht möglich, den Wehrdienst zu leisten, argumentierte er gegenüber der Militärbehörde, die ihn im Februar 1940 verhaften ließ. Wie zahlreiche Briefe an seine Familie erkennen lassen, wurde U. gezwungen, in mehreren Lagern Zwangsarbeit zu verrichten. Die entwürdigende Behandlung, die enorme körperl. Belastung und den psych. Druck rezipierte er in seinen Briefen jedoch kaum, bat höchstens um wenige, dringend nötige Gegenstände des hygien. Bedarfs und sprach den Daheimgebliebenen Mut und Trost zu. 1942 wurde U. wegen Wehrkraftzersetzung vor dem Reichskriegsgericht in Berlin angeklagt, das ihn in der Hauptverh. im Jänner 1943 zum Tod und zur Aberkennung seiner bürgerl. Ehrenrechte verurteilte. Das Todesurteil wurde im Februar 1943 auf dem Schafott vollstreckt. Sein Schicksal erlangte später insofern rechtshist. Bedeutung, als das Wr. Landesgericht 1997 – zum ersten Mal in der Geschichte der 2. Republik und wie bereits kurz zuvor das Landesgericht Berlin im Fall Franz Jägerstätters – das Todesurteil wieder aufhob.

L.: R. Moos, in: Österreichische Opfer der NS-Militärgerichtsbarkeit – Rehabilitierung und Entschädigung, ed. R. Kohlhofer – R. Moos, 2003, S. 75f.; Das Buch der Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus in Ktn., ed. W. Baum u. a., 2010, S. 787ff. (m. B.); V. Jobst, A. U. verfolgt – vergessen – hingerichtet / A. U. persecuted – forgotten – executed, 2011 (m. B.).
(V. Jobst)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 121
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