Vágó, László (1875–1933), Architekt

Vágó László, Architekt. Geb. Großwardein, Ungarn (Oradea, RO), 30. 3. 1875; gest. Budapest (H), 30. 12. 1933; mos. Sohn des Kaufmanns Michael V. und von Josephine V., geb. Markovics, Bruder von →József V. sowie der Schauspieler Béla V. (geb. Großwardein, 26. 6. 1871; gest. Budapest, H, 30. 1. 1931) und Géza V. (geb. Großwardein, 1882). – V. arbeitete 1888–90 in Großwardeiner und Budapester Architekturbüros, 1890–93 stud. er Architektur an der Budapester Staatl. Gewerbeschule. Anschließend war er u. a. im Budapester Architekturbüro von Alfréd Wellisch tätig. Mit seinen Plänen zur monumentalen architekton. Ausgestaltung des Gellértbergs in Buda gewann er 1899 die Goldmedaille des Ung. Ing.- und Architektenver., was ihn zur selbstständigen Architekturplanung berechtigte. Nach der Errichtung von einigen eigenständig geplanten Mietshäusern schloss er sich 1902 mit seinem Bruder József V. zusammen; ihr gem. Architekturbüro bestand bis 1911. Nach der Trennung von seinem Bruder plante er mehrere Wohngebäude, u. a. sein eigenes Budapester Mietshaus samt Atelierwohnung (1911–12). Mittels Umbau eines historist. Mus.gebäudes projektierte er das Budapester „Künstlerhaus“ (1912–13) mit einer Ausst.halle, Klubräumen und einem Vortragsraum für einen modernen Kunstver., wobei es im Vergleich zu den zeitgleich entstandenen Arbeiten seines Bruders eine weniger radikale Formensprache aufweist. Als bei der Budapester Bohème beliebter Künstler (und Architekt der Unio Theaterbau AG) entwarf er in den 1910er- und 1920er-Jahren etl. Theater, Kabaretts, Vergnügungsetablissements und Kaffeehäuser. Jene waren größtenteils Umbauten bereits bestehender Gebäude, und zwar entsprechend den jeweils aktuellen funktionellen, prakt. und szen. Bedürfnissen mit neoklassizist. oder Neorokoko-Elementen (z. B. Ung. Theater, 1914, Blaha Lujza Theater, 1921) versehen. Sein Vergnügungsetablissement Jardin de Paris (1928) und einige seiner in den 1920er-Jahren geplanten Budapester Mietshäuser sind charakterist. Beispiele des Art déco. 1928 nahm V. an der Konkurrenz zur Bebauung der Grundstücke neben der Budapester Großen Synagoge teil. Der 1931 fertiggestellte Gebäudekomplex von Mus. und Synagoge, der um einen Arkadenhof gruppiert ist, wurde auf der Grundlage seiner gem. mit Ferenc Faragó erstellten Pläne realisiert. Die Vorstellungen V.s spiegeln sich in erster Linie in der Ausgestaltung des Mus.teils wider, bei dem die orientalist.-historisierende Fassadengestaltung der Synagoge weiterlebt. Zwei seiner Gebäude befinden sich in der Mustersiedlung in der Napraforgó utca (1931, Budapest 2), die das moderne Familienhaus-Konzept propagiert und aus 22 Häusern besteht. Eines dieser beiden Gebäude steht mit seiner schmucklosen Fassade, seinem Flachdach und seinen Eckfenstern jenen Nachbarhäusern visuell schon recht nahe, deren Pläne von seinen jüngeren, zur architekton. Avantgarde gehörenden Kollegen ausgearbeitet worden sind.

Weitere W.: Wohn- und Geschäftshaus Késmárky & Illés, 1897, Volksoper (Umbau), 1917 (beide Budapest); Theater in Miskolc (Umbau), 1925–26.
L.: Magyar Iparművészet, 1915, S. 53ff., 1917, S. 33f.; Művészeti Almanach, 1919, S. 26ff., 1922, S. 88; Az Est Hármaskönyve, 1923, S. 674f.; Tér és Forma 2, 1929, S. 35ff., 4, 1931, S. 335ff.; P. Nádai, in: Magyar Iparművészet, 1934, S. 18; Magyar Művészet, 1934, S. 21; K. Frojmovics – G. Komoróczy, A zsidó Budapest 2, 1995, S. 395ff.; The Dictionary of Art 31, 1996; Pest építészete a két világháború között, ed. A. Ferkai, 2001, s. Reg.
(T. Csáki)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 149f.
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